
© Jan Kuppert
Von Michael Meyer: Das glückliche Händchen
Nur Sekunden nach seiner Einwechslung schoss Stefan Kutschke Babelsberg 03 im Regionalliga-Spitzenspiel zum Sieg bei Verfolger Halle
Stand:
So etwas nennt man ein glückliches Händchen. Als Dietmar Demuth am Samstag im Fußball-Regionalliga-Spitzenspiel des SV Babelsberg 03 beim Halleschen FC sieben Minuten vorm Abpfiff ausgerechnet seinen bis dahin recht wirkungsvoll agierenden Torjäger Daniel Frahn vom Feld holte, schien die Entscheidung des SVB-Cheftrainers zunächst unverständlich. Aber nur einen Moment, denn der für Frahn auf das Spielfeld geeilte Stefan Kutschke sorgte nur Sekunden nach seiner Einwechslung für den 1:0-Siegtreffer des Spitzenreiters Nulldrei (83.). Die Babelsberger verdoppelten mit ihrem zehnten Sieg in Folge den Vorsprung vor ihrem härtesten Verfolger Halle auf sechs Punkte. Demuth hatte mal wieder alles richtig gemacht.
Am Ende jubelten die Sieger, bei denen kurzfristig Joan Oumari für den erkrankten Matthias Rudolph links in die Abwehr gerückt war, mit den lautstarken SVB-Fans unter den offiziell 3434 Zuschauern, während die Gastgeber bedröppelt vom Rasen des Kurt-Wabbel-Stadions schlichen. Markus Müller, der an gleicher Stätte im Mai mit einem Doppelpack zum 2:1 des HFC beigetragen hatte, schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin sprachlos“, meinte er, während Daniel Frahn strahlte. „Zehn Siege in Folge – das macht Spaß. Vor allem, wenn man hier in Halle gewinnt. Das wird eine angenehme Heimfahrt und eine schöne Woche“, sagte der Nulldrei-Stürmer. „Für mich ist es jetzt in jedem Spiel schwer, weil sich alle Gegner auf mich einstellen. Letztlich ist mir aber egal, wer für uns trifft – Hauptsache, wir gewinnen.“
Dabei sah es lange eher nach einem 0:0 aus. In Halbzeit eins löste sich Babelsberg erst nach einer knappen Viertelstunde kurz aus Halles Druck. Doch HFC-Keeper Darko Horvat, der bei hohen Bällen vor sein Tor immer Herr der Situation war, vereitelte Chancen Anton Müllers (15.) und Frahns (19.). Der Tabellenzweite war das torgefährlichere Team, Schlussmann Daniel Unger bewahrte bei Schüssen Thomas Neuberts (21., 44.) und Nico Kanitz’ (41.) mit tollen Paraden die Gäste vor einem Rückstand. Bei vier HFC-Ecken in Folge kurz vorm Pausenpfiff musste man um den SVB bangen.
Der aber zeigte nach dem Seitenwechsel ein völlig anderes Gesicht. „Ich hatte in der Pause gesagt, dass wir mehr nach vorn machen und uns mehr Torchancen erarbeiten müssen“, erzählte Demuth später. Seine Kicker unterbanden nun schon früh Hallenser Kombinationen, spielten selbst frischer und selbstbewusster auf und hatten nun gute Möglichkeiten durch Nicolas Hebisch (53., 55.) sowie Frahn (80.). Und dann kam Joker Kutschke und traf.
„Ich bin froh, dass wir jetzt 35 Punkte haben. Die Tabelle ist aber eine Momentaufnahme“, erklärte Demuth nach dem Abpfiff. „Ich zähle Halle, Wolfsburg, Magdeburg und Chemnitz weiter mit zu den Aufstiegsfavoriten. Aber natürlich ist es schön, von oben zu grüßen.“ HFC-Trainer Sven Köhler hofft, „dass das heute noch keine Vorentscheidung war“, und meinte: „Die Babelsberger können immer wieder einen Spieler einwechseln, der ein Tor macht.“ Deren Coach selbst meinte zur eingangs erwähnten Szene: „Ein Trainer ist dafür da, dass er auch mal ein glückliches Händchen hat. Das ist uns nun schon zweimal mit Hartwig gelungen und jetzt mit Kutschke, der aufstrebende Form hat und heute belohnt wurde.“
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