Sport: „Das haben wir gut gemacht“
Stützpunkt-Chef Andreas Klemund zufrieden mit Potsdams Abschneiden bei den Olympischen Spielen
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Als gestern die Bilder der Abschlussveranstaltung bei den Olympischen Spielen über den Bildschirm flimmerten, genoss auch Andreas Klemund das grandios inszenierte Spektakel. Der Leiter des Olympiastützpunktes (OSP) Potsdam tat es jedoch nicht, ohne die vergangenen Wochen Revue kapitulieren zu lassen. Und seine Einschätzung fällt dabei durchaus positiv aus. An Zahlenspielereien will sich der 36-Jährige da eher weniger beteiligen. Gut – vor vier Jahren in Athen haben Potsdams Athleten den deutschen Medaillenspiegel noch nach oben katapultiert. „Viel schlechter ist es diesmal allerdings auch nicht“, sagt Klemund. „Die Athleten unseres OSP waren an sieben Medaillen beteiligt. Und somit kommt jedes sechste deutsche Edelmetall aus Potsdam.“
Dass es nicht mehr waren, lag seiner Meinung nach vor allem an der Kopffrage. Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch hatte beispielsweise vor den Spielen ihre Leistungsstärke oft unter Beweis gestellt und kam in Peking mit dem auf ihr lastenden Druck nicht klar. Oder die Potsdamer Erfolgskanuten Tim Wieskötter und Ronald Rauhe, die am Ende mit Silber vorlieb nehmen mussten. „Stets zu siegen ist kein Abonnement auf Gold“, sagt Klemund. „Das ist eben Sport.“ Dass es letztlich auch im Frauenfußball, Rudern und im Kajak-Zweier mit Fanny Fischer und Carolin Leonhardt auch nicht wie erwartet lief, müsse da verschmerzt werden.
„Wir dürfen auch nicht vergessen, dass der Potsdamer Damen-Skull-Bereich die beiden Medaillen für den Deutschen Ruderverband erkämpft hat“, sagt der OSP- Chef. „Als Olympiastützpunkt haben wir ja keinen direkten Einfluss auf die Entscheidungen der Bundestrainer. Was wir machen konnten, haben wir gut gemacht. Unsere Kernsportarten haben ihre Leistung bewiesen, und auch unser Triathlet Christian Prochnow hat gezeigt, dass er auf einem guten Weg ist.“ Der Stellenwert der Trainer, so kritisiert Klemund, sei leider nicht mit dem in anderen erfolgreichen Sportnationen zu vergleichen. „Da haben wir großen Nachholbedarf.“
Mit einer Gold-, einer Silber- und zwei Bronzemedaillen waren erneut die Kanuten die erfolgreichsten Potsdamer Olympioniken. „Keiner der in Peking eingesetzte Athleten unseres Vereins blieb ohne Medaille“, bilanziert Ex-Olympiasieger Jürgen Eschert, der Vorsitzende des Kanu- Clubs Potsdam (KSP). Dies sei ein herausragender Erfolg, der durch die Wahl von Katrin Wagner-Augustin zur Fahnenträgerin der Schlussfeier gekrönt wurde.
Dennoch sieht Eschert, dass nicht alle Blütenträume der Potsdamer Kanuten reiften. „Bei Fanny Fischer war es wohl ein mentales Problem, dass sie nach brillanten Leistungen im Vierer und in den Vorläufen mit ihrer Partnerin im Zweier ohne die erwartete Medaille blieb“, meint er. Dagegen hätten Tim Wieskötter und Ronald Rauhe auch im knapp verlorenen K2-Endlauf physisch voll überzeugt, ihren Endspurt aber um vielleicht zwei Sekunden zu spät angesetzt. „In beiden Fällen sehr schade“, erklärt Eschert, „aber auch ein Ansporn, es in den nächsten Rennen besser zu machen.“
Zufrieden zeigte sich auch Andreas Gerlach, Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes (LSB). „Die Potsdamer, aber auch die anderen Athleten aus Brandenburg haben gezeigt, dass unser Land im olympischen Reigen mitspielen kann. Schade nur, dass manchmal Millimeterentscheidungen wie bei Christiane Huth im Rudern oder bei Tim Wieskötter und Ronald Rauhe im Kanu Gold gekostet haben.“
Henner Mallwitz, Erhart Hohenstein
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