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Schlaue Köpfe. HPI-Studenten am Donnerstag vor ihrer Präsentation.

© Andreas Klaer

Absolventen des Hasso-Plattner-Instituts Potsdam: Das Handy zählt mit

Am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut stellten Studenten am Donnerstag ihre Abschlussarbeiten vor. Eine davon könnte Passwörter überflüssig machen.

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Babelsberg - Stolz steht Christoph Meinel auf der Bühne des Hörsaales des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) am Campus Griebnitzsee. Das sei doch ein sehr interessanter Vortrag gewesen, lobt der Leiter des HPI und freut sich über den Applaus der rund 300 Zuhörer des Bachelorpodiums. Insgesamt 14 Gruppen mit 80 Studenten stellten am Donnerstag ihre Forschung der vergangenen zwei Jahre vor – darunter auch die Absolventen Stephan Schultz und Ajay Kesar. Sie sollten ein System entwickeln, das es ermöglicht, die Sicherheit von Handys oder Smartwatches ohne ein Passwort zu garantieren. Das ist ihnen gelungen.

„Wer hat in den vergangenen zwölf Jahren sein Passwort ändern müssen?“, fragte Kesar gleich zu Beginn des Vortrags in die Runde. Zahlreiche Finger hoben sich. „Das ist genau das Problem.“ Leises Kichern. Entweder seien die Kennwörter viel zu kompliziert, man könne sie sich nicht merken und wolle sie nicht ändern, oder sie seien eben einfach zu knacken. Jedes zehnte Passwort sei eine „123456“, so Kesar. Dabei besäßen Smartphones zahlreiche Sensoren, die genutzt werden könnten, um Daten über den Besitzer auszuwerten. Laut Stephan Schultz, Sprecher der fünfköpfigen Studentengruppe, erkennt ein Handy Magnetfelder, hat eine Beschleunigungsmessung, einen Orientierungssensor und GPS. Auch würden die Lichtintensität und teils die Hautfeuchtigkeit des Nutzers gemessen. Zwar gebe es Alternativen zum Passwort wie den Fingerabdruck. Dabei werde aber nur ein Faktor überprüft.

Die Studenten haben nun gemeinsam mit ihrem Projektpartner, der Bundesdruckerei, eine Software entwickelt, mit dem die erhobenen Daten ausgewertet werden. So könnten Regelmäßigkeiten wie die Schrittfrequenz oder -geschwindigkeit des Handybesitzers ermittelt werden. „Diese sind bei jedem Menschen unterschiedlich“, so Schultz. Auch die Art, wie man sein Handy aus der Tasche ziehe, sei bei jedem anders. Im Laufe der Zeit lerne die Software das Verhalten des Besitzers kennen und könne ihn so authentifizieren. Gebe es Abweichungen vom Profil, schlage das Handy Alarm, sperre die Festplatte oder den Zugriff auf das Display.

Ziel der Bundesdruckerei, die unter anderem für den Druck der Geldscheine und Ausweisdokumente zuständig ist, sei es gewesen, bei ihren Angestellten einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor einzubauen, so Schultz. Eine weitere Vorgabe war, dass die erhobenen Daten das Gerät der Mitarbeiter nicht verlassen durften. Möglich sei auch ein Einsatz im privaten Bereich, so Schultz. Allerdings bräuchte es dann immer noch ein Passwort – schließlich könne man sich mal ein Bein brechen, was die Schrittfrequenz ändere.

Auch andere Forschungsprojekte beeindruckten die Zuhörer, unter ihnen viele Firmenvertreter, mit denen zusammen die Studenten ihre Arbeiten konzipierten. So entwickelte ein Team eine automatische Analyse von Rennfahrten, um das Fahrtraining der Piloten zu optimieren. Eine weitere Anwendung ermöglicht es, den Gesundheitszustand von Patienten mit Herzerkrankungen am heimischen Fernseher überwachen zu lassen. Die Daten werden an den Arzt übermittelt.

Besonders interessant für Autofahrer in Potsdam dürfte das Projekt „Ratzfatz zum Parkplatz“ sein. Hier wurde gemeinsam mit einem Anbieter von Navigationsgeräten ein Algorithmus entwickelt, der aus Verkehrsdaten Routen für die Parkplatzsuche entwickelt. Ziel des Projekts war es, das Verkehrsaufkommen in Städten zu reduzieren.

Bereits seit 2005 präsentieren die Bachelorstudenten des HPI die Ergebnisse ihrer wirtschaftsnahen Projekte. Projektgeber sind renommierte Unternehmen und Institutionen aus dem In- und Ausland. Stefan Engelbrecht

Alle Forschungsprojekte unter www.hpi.de

Hinweis: Der Name von Bachelor-Absolvent Ajay Kesar war in der ursprünglichen Fassung des Textes falsch geschrieben und wurde am 21.1.2024 korrigiert.

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