
© A. Klaer
Dreiklang-Projekt in Drewitz: „Das hätten wir uns nicht vorstellen können“
Das Drewitzer Dreiklang-Projekt hat sich zum Vorzeigemodell in Sachen kulturelle Bildung entwickelt.
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Drewitz - Drewitz wirkt als Vorbild. Der als Problemviertel geltende Potsdamer Stadtteil rückt insbesondere durch das Dreiklang-Projekt, bei dem die Stadtteilschule, das Begegnungszentrum Oskar sowie die Kammerakademie Potsdam zusammenarbeiten, in eine Vorreiterposition in Sachen kulturelle Bildung. Wie der Geschäftsführer der Kammerakademie Potsdam, Alexander Hollensteiner, auf Anfrage sagte, bekäme die Kammerakademie häufig Nachfragen zu ihrer Arbeit in Drewitz – und das sogar über die Bundesgrenzen hinaus. So wären beispielsweise schon Schulvertreter aus Dänemark vor Ort gewesen, um sich über das besondere Konzept zu informieren. Der Fokus lag in diesem Fall allerdings eher auf dem Schulkonzept an sich, wie Hollensteiner einräumt. „Von Kollegen aus anderen Orchestern bekomme ich allerdings auch oft Anfragen, wie genau wir denn das Dreiklang-Projekt auf die Beine gestellt haben und es erfolgreich am Laufen halten“, sagte er.
Seit zwei Jahren arbeiten die Stadtteilschule, das daran angegliederte Oskar sowie die Kammerakademie zusammen, um vor allem Schülern, aber auch interessierten Anwohnern die Musik näherzubringen und den Stadtteil zu einem lebendigen Ort für Kunst und Kultur zu machen. Dabei sind Musiker der Kammerakademie mehrmals die Woche vor Ort, stellen unter anderem Instrumente vor, halten offene Proben ab oder bieten Chorstunden an. Einmal im Jahr entsteht aus der Zusammenarbeit auch ein Opernprojekt, bei dem sowohl alle Schüler der Stadtteilschule als auch der Projektchor des Oskars mitwirken – diesmal soll im Dezember „Cain und Abel“ aufgeführt werden.
„Dabei geht es darum, dass jeder auch wirklich eine Aufgabe erhält“, sagte Hollensteiner. „Während die einen singen, bauen die anderen Kulissen oder laufen als Statisten durch das Bild.“ Dieses Konzept wirke sich nicht nur positiv auf die Schüler aus, die in Drewitz oft aus sozial schwachen Verhältnissen stammen, sondern auch auf ihre Familien insgesamt, da diese durch die Proben und Aufführungen mit musikalischer Bildung in Berührung kämen. Für die Kinder mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund sei das Projekt außerdem eine wunderbare Art, mit der deutschen Sprache in Kontakt zu kommen. „Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn solche Schüler bei Schulbeginn noch kein Wort Deutsch können und bei der Aufführung am Ende des Jahres schon größere Texte sprechen“, so Hollensteiner. Seine Kollegin Nadin Schmolke, die für Musikvermittlung sowie Kulturelle Bildung in der Kammerakademie und insbesondere für das Projekt in Drewitz zuständig ist, ergänzte, die zusätzlichen Musikstunden seien inzwischen schon fester Bestandteil des Unterrichtskonzepts. Inzwischen gehören die Musiker quasi zum Inventar und häufig fragen die Schüler bei Begegnungen im Schulgebäude schon nach den nächsten Projekten.
Dieser Vertrauensbasis liege allerdings auch eine lange Vorarbeit zugrunde, wie Schmolke sagte. „Die Kammerakademie arbeitet schon seit 2008 mit der Schule zusammen. Und auch mit dem Vorgänger des Oskars gab es schon Kooperationen“, sagte sie. Dadurch sei einfach auch ein Vertrauensverhältnis gewachsen, das sich nicht ohne Weiteres „aus dem Boden stampfen“ lasse. Grundsätzlich sei das Projekt zwar auch an anderen Schulen umsetzbar, man müsse aber immer individuell abwägen, welche Aspekte an welchem Ort umsetzbar seien.
Letztendlich befände sich auch Drewitz noch immer in der Testphase, weswegen die Kapazitäten der Kammerakademie im Moment auch nicht für andere Potsdamer Schulen reichen würden. Auch Hollensteiner betonte, wie wichtig es sei, immer weiter in Kontakt zu bleiben und fügte hinzu, dass viele Kollegen schon daran scheiterteten, die Notwendigkeit eines solchen Projektes an ihrem Standort zu vermitteln. „Wir sind hier schon so weit, das hätten wir uns auch nicht vorstellen können“, sagte er. „Und es würde mich natürlich freuen, wenn wir als Vorzeigemodell dienen würden.“
Als genau das bezeichnet Stefan Breiding, Pressesprecher des Brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur, das Dreiklang-Projekt – zumindest für Brandenburg – schon jetzt. Mit den richtigen Partnern könne er sich das durchaus auch für andere brandenburgische Orchester vorstellen, entsprechende Förderungsanträge müssten dann gestellt werden. Das Ministerium unterstützt den Dreiklang mit 15 000 Euro pro Jahr.
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