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Landeshauptstadt: Das Haus Menzelstraße 15

Gedenken der Potsdamer CDU an die Widerständler der Familie von Bredow

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Berliner Vorstadt - Das Haus Menzelstraße 15 ist als ehemalige Wohnstätte der Familie von Bredow eines jener mehr als 30 Potsdamer Gebäude, das mit dem bürgerlichen und Offizierswiderstand gegen das Hitlerregime in Verbindung steht. Aus Anlass des 62. Jahrestags des Attentats vom 20. Juli 1944 hatte die Potsdamer CDU gestern hierher zu einem Gedenken eingeladen.

Der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Wieland Niekisch begrüßte dazu Justizministerin Beate Blechinger und den Standortältesten der Bundeswehr, Oberst Axel G. Loewe. Der Einladung gefolgt waren Mitglieder der Familie von Bredow, die das Haus ab 1919 bewohnt hatte. Botschafter a. D. Leopold von Bredow ist in dem Haus geboren worden und mit seinen sieben Geschwistern aufgewachsen. Seine Mutter Hannah, Enkelin Bismarcks, war eine entschiedene Hitlergegnerin und öffnete Widerständlern ihr Haus als Treffpunkt. Hier verkehrte unter anderem der engste Vertraute Stauffenbergs, Werner von Haeften. Er war mit Hannahs Tochter Philippa von Bredow befreundet. In dem Haus war bereits am 16. Juli 1944 bekannt, dass der Sprengstoffanschlag auf Hitler unmittelbar bevorstand.

Nicht zu den Potsdamer Bredows zählt Karl Hasso von Bredow, der ebenfalls an der Gedenkstunde teilnahm. Er ist ein Sohn des Generalmajors a. D. Ferdinand von Bredow, der 1934 als einer der ersten unbequemen Militärs durch die Nazis ermordet wurde. Als achtjähriger Junge musste er miterleben, wie sein Vater von der Gestapo abgeholt wurde. Er sah ihn nie wieder.

Ein Enkel Hannah von Bredows ist Prof. Dr. Sebastian Bachmann. Der an der Berliner Charité tätige Anatom lud die Teilnehmer des Gedenkens im Anschluss in sein Haus in der benachbarten Rembrandtstraße ein. Dort berichteten die Bredows anhand mitgebrachter Dokumente und Fotos über das Schicksal ihrer Familie und deren Positionen im Widerstand. Dazu konnte auch Vera Schickel beitragen, eine enge Freundin Philippas von Bredow.

Justizministerin Blechinger hatte zuvor gewürdigt, dass die Potsdamer CDU schon seit 2000 alljährlich zum 20. Juli Gedenken an Potsdamer Wohn- und Wirkungsstätten von Widerständlern veranstaltet. Dies habe wesentlich dazu beigetragen, ihre mutigen Taten dem Vergessen zu entreißen und die bedeutende Rolle darzustellen, die Potsdamer Adlige, Bürgerliche und Militärs im Kampf gegen das Hitlerregime gespielt haben.

Das Haus in der Menzelstraße 15 war in der DDR-Zeit von „Radio Wolga“ genutzt worden, dem sowjetischen Soldatensender für die in Mitteleuropa stationierten Besatzungstruppen. Nach der Wiedervereinigung wurde es an die von Bredows rückübertragen. Die Erbengemeinschaft verkaufte es an einen Privatinvestor, der inzwischen mit der Sanierung des Gebäudes und des Grundstücks begonnen hat.

Erhart Hohenstein

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