Sport: Das Herz bleibt hier
Hendryk Lau konzentriert sich künftig auf das berufliche Fortkommen
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Hendryk Lau konzentriert sich künftig auf das berufliche Fortkommen Als der SV Babelsberg 03 vor Wochenfrist seine Mitgliederversammlung abhielt, wollte jemand wissen, ob denn Hendryk Lau schon beim Teltower FV unterschrieben hat. Die Tatsache, dass sein Abschied ansonsten mit keinem Wort thematisiert wurde, mag als Beleg dafür gelten, wie vergänglich doch einmal erworbener Ruhm im Leistungsfußball ist. Lau (35) gibt sich davon unbeeindruckt. „Ich bin mir gegenüber ehrlich. Es hätte mich nach dem Verlauf der letzten anderthalb Jahre erstaunt, wenn mir der Verein ein neues Angebot gemacht hätte. Nach meinem Handbruch 2003 habe ich nie wieder zu gewohnter Form gefunden". Sie hat also ein Ende, die Leidenszeit, in der die einstige Tormaschine zuletzt ob seines Reservistendaseins zusehends frustrierter wirkte. „Henne“, wie ihn die Nulldrei-Fans schon bald nach seinem Kommen 1997 nannten, braucht eigentlich nicht lange zu überlegen, wenn er seine ganz persönlichen Sternstunden im SVB-Dress benennen soll. Lau, der daheim in Rehbrücke vieles aus seiner aktiven Zeit gesammelt und archiviert hat, spricht mit Vorliebe über das Jahr 1999, in dem er mit einem Tor die Spielvereinigung Unterhaching als Bundesliga-Aufsteiger aus dem DFB-Pokal warf. Überregionale Zeitungen wie die „FAZ“ oder die „Welt“ würdigten ihn mit großen Beiträgen. Tage später reiste der VfB Leipzig mit Trainer Dragoslav Stepanovic und Spielern wie Goran Curko, Burkhard Reich oder Holger Gaismayer als Topfavorit zum Regionalliga-Saisonauftakt an und verlor in Babelsberg mit 1:3. „Ich persönlich fühlte mich damals dank der Vorbereitung von Karsten Heine und Frank Vogel so fit wie nie wieder.“ Beim unvergessenen 9:1 über den VfL Halle 96 war Lau drei Monate später dreimal erfolgreich. Gegners Strafraum war sein Revier. Am Saisonende war er mit 16 Treffern Torschützenkönig. Dieser Zeit entstammt sein Faible für das Trikotlüften. Lau hatte stets neue Ideen für ein neues Unterhemd-Druckmotiv. Der Fußballer Lau war kämpfender Purist, der trotz einer Sprunggelenksverletzung im Frühjahr 2000 für zwei Jahre vom Dresdner SC engagiert wurde. Der Wechsel nach Elbflorenz brachte es mit sich, dass er heute anmerken muss, bei Babelsberg 03 „doch vorrangig die schlechteren Zeiten mitgemacht zu haben“. Er erstaunt mit dem Bekenntnis, sich in der Zeit der Insolvenz 2002/2003 in seinem „zweiten Wohnzimmer“ Karl–Liebknecht-Stadion am wohlsten gefühlt zu haben. „Der Zusammenhalt in dieser Phase war einmalig. Zudem hatten wir mit Dr. Wenzel einen Insolvenzverwalter, der uns Spielern gegenüber ein Höchstmaß an Vertrauenswürdigkeit verkörperte.“ Sportlich, so sieht es Hendryk Lau heute, fand er nach seiner Rückkehr aus Dresden 2002 nur noch selten zu gewohnter körperlicher Frische. Im vergangenen Oktober war sein letzter spektakulärer Auftritt zu erleben. Im Heimspiel gegen Tennis Borussia (3:3) jagte er das Leder in der Nachspielzeit aus gut 20 Metern effektvoll unter die Latte. Vorbei all dies. Wie um die neu gewonnene Freiheit vom aktiven Fußball zu feiern, hat sich „Henne“ unlängst eine Vespa zugelegt. „Ein Kindheitstraum von mir“, lacht er und fügt an, dass ihm der Babelsberger Fußball Herzensangelegenheit bleibt. Ab sofort engagiert er sich mit einem Ballsport-Projekt an Ganztagsschulen. „Ich mache quasi Urlaub vom aktiven Fußball. Wenn es noch einmal juckt, schließe ich jedoch nicht aus, dass ich noch einmal irgendwo weitermache.“ Der SVB wird Hendryk Lau aller Wahrscheinlichkeit nach im Rahmen des Testspiels gegen Sachsen Leipzig am 29. Juli offiziell verabschieden. Thomas Gantz
Thomas Gantz
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