Sport: „Das ist eine Charakterfrage“
Babelsberg-03-Kapitän Patrick Moritz über die EM und das Pokal-Endspiel
Stand:
Welche Mannschaft hat Ihnen bei der gegenwärtigen Fußball-EM bisher am besten gefallen, Herr Moritz?
Vom Fußballerischen her Portugal. Die Portugiesen spielen sehr schnell und ballsicher. Wobei ich die Spanier noch nicht gesehen habe, die auch sehr gut gespielt haben sollen.
Haben Sie in den vergangenen EM-Tagen auch Anregungen für Ihr eigenes Spiel auf dem Rasen bekommen?
Das ist schwer zu sagen, denn zwischen diesen Mannschaften und unser Liga liegen ja fast Fußball-Welten. Aber in puncto Tempofußball, Ballsicherheit und Taktik kann man von diesen Spielern natürlich noch sehr viel lernen.
Die Eigenschaften welcher Nationalmannschaft braucht denn Ihr SV Babelsberg 03, um am Samstag in Falkensee zum dritten Mal in Folge den Fußball-Landespokal zu gewinnen?
Von den Deutschen den Kampfgeist und von den Portugiesen den Spielwitz. Entscheidend wird auch in unserem Pokalfinale der unbedingte Siegeswille sein.
Babelsbergs erneuter Pokalerfolg scheint ja für die meisten SVB-Fans schon eine ausgemachte Sache zu sein
Für uns nicht. Es gibt Sprichwörter wie: Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Oder: Man sollte das Fell des Bären nicht teilen, ehe er erlegt ist. Natürlich sind wir Favorit dieser Partie, diese Rolle müssen wir annehmen. Aber es wird ein ganz schweres Spiel, dessen sind wir uns alle bewusst. Deshalb wäre es fatal, vorab nur von der Höhe des Babelsberger Sieges zu sprechen.
Im Training in dieser Woche wirkte Ihre Mannschaft zahlenmäßig wie die Schar der letzten Babelsberger Aufrechten. Oder?
So kann man es wirklich betrachten. Gegenwärtig sind wir durch Verletzungen und Versetzungen in die zweite Mannschaft personell arg ausgedünnt. Wir sind aber immer noch eine schlagkräftige Truppe und hoffen, dass Alme (Almedin Civa/d. Red.) bis zum Samstag wieder fit wird. Dann können wir mit dem fast besten Aufgebot antreten.
Mancher Nulldrei-Spieler weiß noch nicht, wie seine Zukunft als Fußballer aussieht. Werden trotzdem alle nochmal hundert oder mehr Prozent Leistung abrufen?
Ja, da bin ich mir sicher. Das ist eine Charakterfrage und Einstellungssache. Wenn man auf dem Platz steht, dann will man gewinnen. Wir haben schließlich nicht sechs zusätzliche Spiele überall im Land bestritten und jetzt nochmal zwei Wochen trainiert, statt schon im Urlaub zu sein, um den Pokal am Ende einfach aus der Hand zu geben. Jeder weiß, worum es geht.
Bekäme die Mannschaft auch die 96 875 Euro, die jetzt schon in der ersten DFB-Pokalrunde als TV-Geld fließen sollen?
Das Geld erhielte der Verein, aber wir bekämen sicher wieder etwas davon ab.
Außerdem könnte im DFB-Pokal ein attraktiver Gegner warten.
Das ist natürlich eine zusätzliche Motivation. Zumindest für den Verein und für die Spieler, die auch in der nächsten Saison hier spielen werden. Wir hatten ja in den vergangenen Jahren Bundesligisten wie den VfB Stuttgart und den MSV Duisburg hier. Bevor wir darüber reden, muss aber erst einmal Falkensee-Finkenkrug besiegt werden.
Gesetzt den Fall, der SVB schafft den Pokal-Hattrick: Spielt Patrick Moritz dann im Herbst mit Nulldrei im DFB-Pokal?
Ich weiß es noch nicht. Wir sind derzeit noch in Gesprächen darüber.
Kann man eine Tendenz erfahren?
Die Tendenz sieht so aus, dass ich weiter für Babelsberg spielen werde.
Zurück zum Pokalfinale am Samstag: Wie schätzt Babelsbergs Kapitän den SV Falkensee-Finkenkrug ein?
Das ist eine sehr kampfstarke Mannschaft, die eine sehr große Moral hat. Sie hat gerade auch in den letzten Partien, als es um die Wurst ging, gezeigt, dass sie Spiele auch in der Schlussphase für sich entscheiden kann. Man merkt, das sie bis zum Schluss Gas geben kann.
Warum wird Nulldrei das Endspiel trotzdem gewinnen?
Bei der Antwort auf eine solche Frage muss man vorsichtig sein, weil der Gegner sich die gern als Motivation in die Kabine hängt. Sagen wir so: Wir sind der Favorit und wollen dem am Samstag auch gerecht werden.
Gleich nach dem Pokalfinale verabschiedet Cheftrainer Dietmar Demuth die Mannschaft in die Sommerpause. Wo werden Sie Ihren Urlaub verleben?
Ich fliege nach Kuba. Dort will ich mich erst einmal von dieser Saison erholen, die mit einer Enttäuschung endete, weil wir uns nicht für die neue dritte Liga qualifizieren konnten. Und die am Samstag mit dem Pokalsieg wenigstens einen versöhnlichen Abschluss finden soll.
Werden Sie in Übersee weiter die Fußball-EM-Endrunde verfolgen?
Natürlich, wenn sich irgendwie die Möglichkeit dazu ergibt. Ich will ja noch schöne Spiele sehen und erfahren, wer am Ende Europameister wird.
Wen erwarten Sie auf dem EM-Thron?
Ich habe auf einen Außenseiter getippt: auf die Niederlande. Die sind ja nun auch nicht gerade schlecht in die EM gestartet.
Das Interview führte Michael Meyer.
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