Sport: „Das ist eine Mission Impossible“
Potsdams Volleyballcoach Alberto Salomoni über den größten Vereinserfolg und die Spiele gegen Schwerin
Stand:
Herr Salomoni, wie haben Sie als Trainer den erstmaligen Einzug des SC Potsdam in die Play-offs der Volleyball-Bundesliga gefeiert?
Ganz in Ruhe zu Hause bei einem Gläschen Wein, denn wir sind natürlich glücklich über den Einzug in die Play-offs. Und ich hoffe, dass das ein Anfang für künftig noch größere Erfolge ist. Jetzt genießen wir aber erst einmal diesen Augenblick.
Hat die Mannschaft nach ihrem bisher größten Erfolg ein paar Tage trainingsfrei bekommen?
Nur am Sonntag. Seit Montag bereiten wir uns auf das Play-off-Viertelfinale vor.
In dem geht es am Samstag zum Hinspiel beim Titelverteidiger und neuen Pokalsieger Schweriner SC. Dort ist Potsdam ebenso wie am 7. April im Rückspiel daheim klarer Außenseiter, oder?
Das ist eine Mission Impossible, ein Spiel David gegen Goliath. Wir wissen, wie schwer die Aufgabe wird, aber es ist ein besonderer Reiz, gegen den Meister zu spielen. Dabei hast du nichts zu verlieren, aber du kannst für eine Überraschung sorgen.
In der Hauptrunde hat Potsdam gegen Schwerin in beiden Spielen jeweils einen Satz gewonnen und im Rückspiel beim SC den vierten Satz nur mit 26:28 verloren.
Die Schwerinerinnen wissen, dass sie uns nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen, weil wir ohne Druck aufspielen und dadurch ein unangenehmer Gegner sein können. Aber wir sind natürlich klarer Außenseiter und haben realistisch nur vielleicht zwanzig Prozent Chancen.
Was erhoffen Sie sich trotzdem von den beiden Partien?
Dass wir gut spielen und unser Niveau möglichst noch ein bisschen steigern, um wettbewerbsfähig zu sein und Schwerin in Schwierigkeiten bringen zu können.
Werden Sie in den letzten Spielen dieser Saison noch mal auf alle Spielerinnen zurückgreifen können?
Nein, unsere Zuspielerin Elisa Muri fehlt weiterhin wegen ihres Ermüdungsbruchs. Vielleicht kann sie im Rückspiel noch einmal dabei sein, aber die Chancen dazu sind eher sehr gering.
Worauf führen Sie Potsdams bisher erfolgreichste Saison in der Frauen-Bundesliga zurück?
Zunächst mal freue ich mich sehr für den Verein, für die Mannschaft und alle Helfer. Den wichtigsten Schritt für den Erfolg hat der Verein gemacht, weil er noch professioneller geworden ist und Vertrauen in unsere Arbeit hat. Natürlich streitet man sich manchmal auch – aber immer für das gemeinsame Ziel. Einiges muss sicher weiter verbessert werden, aber wir sind auf einem guten Weg.
Was muss denn noch verbessert werden?
Das kann man nur schwer konkret benennen. Es gibt immer Reserven – ob in der Organisation, im Zusammenspiel Verein und Mannschaft oder in der medizinischen Abteilung. Darüber werden wir nach dem Ende der Saison sprechen.
Werden Sie mit dem Gros Ihrer jetzigen Erfolgsmannschaft auch in die kommende Saison gehen? Bis auf Mannschaftskapitänin Kathy Radzuweit haben alle Spielerinnen derzeit nur Verträge bis Mitte 2013.
Es ist unser Ziel, das Gros der Mannschaft zu halten. Der große Umbruch im vergangenen Jahr erfolgte, um eine Entwicklung einzuleiten. Jetzt wollen wir mit den meisten Spielerinnen weiterarbeiten.
Es dürfte schwer werden, die 21-jährige Argentinierin Lucia Daniela Fresco zu halten, die sich mit 329 Punkten als beste Scorerin der Hauptrunde längst für finanzstärkere Vereine empfohlen hat.
Lucia hat in dieser Saison einen großen Schritt nach vorn gemacht und damit der Mannschaft sehr geholfen. Es ist doch normal, dass eine junge, talentierte Spielerin wie sie auch in den Fokus anderer Vereine rückt und begehrt ist. Lucia hat sich in den beiden Jahren hier in Potsdam sehr gut entwickelt, und natürlich könnte es passieren, dass sie in der nächsten Saison in einem anderen Verein spielt – ob in Deutschland oder im Ausland –, der vielleicht sogar in der Champions League antritt. Man muss abwarten, wie sie sich entscheidet. Es ist aber unser erklärtes Ziel, Lucia zu halten.
Anika Zülow – mit 202 Punkten zweitbeste Potsdamer Scorerin – wird sicher leichter in ihrer Heimatstadt Potsdam zu halten sein, oder?
Ich hoffe es. Anika hat eine super Saison gespielt, vor allem am Anfang. Davon hatte man nach ihrer über einjährigen Pause nicht ausgehen können. Sie hat ihre Sache sehr gut gemacht, obwohl sie nebenbei arbeiten musste, und ist fester Bestandteil unserer Mannschaft.
Wird denn Alberto Salomoni, dessen Vertrag in Potsdam nach dieser Saison ausläuft, den SC auch in der kommenden Saison trainieren?
Wir sind derzeit in Gesprächen und ich gehe davon aus, dass die Potsdamer noch länger mein Gesicht sehen werden. Ich fühle mich total wohl hier und habe noch einiges vor.
Das Interview führte Michael Meyer.
Alberto Salomoni (46) ist seit 2011 Chefcoach des Frauenvolleyball- Erstligisten SC Potsdam. Davor coachte er unter anderem den USC Braunschweig, Bayer Leverkusen und den Köpenicker SC.
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