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Landeshauptstadt: „Das ist sehr autistisch“

Der Gestaltungsrat kritisierte neue Pläne für das Haus-Dietz-Areal und lobte ein Projekt am Schillerplatz

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Der Potsdamer Gestaltungsrat einigte sich am Mittwoch auf seiner 18. Sitzung mit Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius auf einen Workshop zur weiteren städtebaulichen Entwicklung des Bornstedter Feldes. Konkreter Anlass war ein Wohnbauvorhaben der Stadtholding in der Horst-Bienek-Straße. Fünf Projekte wurden bewertet, es gab Lob, in drei Fällen legte der Gestaltungsrat jeweils ein klares Veto ein – das allerdings lediglich Vorschlagscharakter hat. Hier die Projekte:

Kurfürstenstraße 24/25 – Haus Dietz

Die Helma GmbH hat vor, mit der Kurfürstenstraße 24/25 ein äußerst schwieriges Areal zu erwerben – nicht nur weil ein Neubau mit dem wenig imagefördernden Abriss des Hauses Dietz einhergeht. Das ist selbst Helma-Chef Björn Jeschina klar, für den aber zunächst wichtig ist, ein Vorhaben mit Baugenehmigung zu erwerben. Allerdings will er – der Baugrund besteht aus Sumpf auf Torf – keine Tiefgarage mehr bauen. Stattdessen planen seine FT plus Architekten aus Braunschweig eine Garage im Erdgeschoss – für Ratsmitglied Martin Reichert „eine sehr unglückliche Entwicklung“. Es finde nicht mal mehr der Versuch eines Dialogs mit der Fußgängerzone statt. „Das ist sehr autistisch“, so Reichert: „Wir wollen nicht in einer Stadt leben, wo die Erdgeschosse nur noch aus Nebenräumen bestehen.“ Ratschefin Ulla Luther pflichtet entsetzt bei: „Es ist ein innerstädtisches Haus!“ Für jeden Bauherren sei es in Potsdam „eine Pflicht, einen Mehrwert für die Stadt zu schaffen“. Und: „Das kann nicht die Lösung sein!“

Marktzentrum Nedlitzer Straße

Die Bornstedter wird es freuen: An die Nedlitzer Straße Ecke Erich-Arendt- Straße ist ein Nahversorgungszentrum geplant – mit DM, Bio Company und vielleicht einem Kreditinstitut als Nutzer. Der Gestaltungsrat jedoch zeigte sich anhand der Baupläne wenig amüsiert. Vier verschiedene Außenwandmaterialien – darunter farbiges Aluminium – lassen Ratsmitglied Michael Bräuer „eine deutlichere Einordnung in den städtebaulichen Kontext“ fordern. Immerhin liegen gegenüber die Roten Kasernen, die ihren Namen der Farbe ihrer Ziegel verdanken. Ulla Luther empfahl: „Versuchen Sie es mit Glas und Backstein.“ Gewohnt klar erklärte die Ratschefin: „Wir müssen über die Kultur des Einzelhandels und ihrer Repräsentanzen nachdenken!“

Wohnen am Schillerplatz

Absoluter Lichtblick ist das von Architektin Julia Tophof geplante Projekt Wohnen am Schillerplatz: „Wir sind voller Lob“, erklärte Ulla Luther. Christian Rapp fühlt sich angesichts des vorgelegten Eckgebäudes an der Zeppelinstraße an Backstein-Expressionismus erinnert. Mara Pinardi findet es „schön, wie sie auf den Ort reagieren“. Sie schlägt lediglich eine zusätzliche Fensterachse vor und empfiehlt helle Steine als Fassadenmaterial. Aber sonst: „Eine sehr feine Interpretation.“ Insbesondere bestach die Architektin durch ihre ihrem Projekt vorangestellte intensive Auseinandersetzung mit der Umgebung und ihrer Geschichte.

Horst-Bienek-Straße am Volkspark

30 Wohnungen plant die Pro Potsdam GmbH in vier Gebäuden direkt an der Grenze zum Volkspark. Für Architekt Georg Gewers Grund genug, seine Gebäude nach der Nachmittagssonne und Parkblick auszurichten. „Das ist mir zu viel Licht, Luft und Sonne“, erklärte Christian Rapp. Der Grund: Bad und Schlafräume zur Straße bedeuten kleine Fenster zur Straße und dies wiederum „blinde Stirnseiten zur Straße“, so Rapp. Die Adressbildung komme zu kurz, Müller-Zinsius gelobte Besserung.

Bürohaus an der Pappelallee

Das unter anderem von Jan Kleihues entworfene Gebäude an der Pappelallee – Hauptsitz der Kassenärztlichen Vereinigung und der Landesärztekammer – gefällt dem Gestaltungsrat. Entsetzen löste ein Parkplatz für 210 Autos aus. Darum Ulla Luther resolut: „Bauen Sie eine Tiefgarage!“ Martin Reichert kritisiert, dass ein erst in Jahren realisierter zweiter Bauabschnitt nur einen Flügel des ersten spiegelt. Dadurch entstehe „eine Monumentalisierung“, so Reichert: „Es ist ja nicht das Bundesverteidigungsministerium.“

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