Von Jan Brunzlow: Das „Karli“ wird herausgeputzt
Vor dem Spiel gegen Stuttgart erfolgte die Bauabnahme des neuen Fanblocks. Am Samstag soll der Neubau für Fans geöffnet werden
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Babelsberg - Sieht so Strafarbeit aus? Mitarbeiter einer Reinigungsfirma stehen im neuen Block K des Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadions und versuchen mit etwa sechs Meter langen Wischmopps die Träger des neuen Tribünendachs zu reinigen. Alles soll glänzen, wenn am Samstag das Drittligaspiel des SV Babelsberg 03 gegen die Bundesligareserve des VfB Stuttgart angepfiffen wird. Denn dann soll die neue Tribüne zum ersten Mal für die Babelsberger Fußballfans geöffnet werden. 2500 Zuschauer fasst die Traverse, die im Rahmen der Sanierung des Stadions für acht Millionen Euro fertig wird – wenn auch mehrere Wochen später als geplant.
Als Grund für die Verzögerung nennt Vereins-Geschäftsführer Ralf Hechel den Winter. Alle anderen Arbeiten seien im Plan. An vielen Ecken wird derzeit gewerkelt, so am Hauptgebäude und an den Traversen. Momentan werden der erste Teil der Sitzplätze auf der Haupttribüne sowie 200 Sitzplätze im Gästebereich neu gebaut oder saniert. Dies sei nötig, da die Gästefans Anspruch auf zehn Prozent der Karten aus den verschiedenen Kategorien haben, sagte Hechel. Durch den Tribünenausbau werde das Stadion später mehr Zuschauer fassen als heute. 11 500 Plätze sollen dann im Babelsberger Traditionsrund sein, derzeit sind es offiziell 10 500.
Die Sanierung scheint dennoch etwas schwieriger als gedacht. Vor allem das Planungsbüro habe kaum Erfahrung mit Stadionausbau, hieß es gegenüber den PNN. So ist beispielsweise ein Fluchttor mittig der neuen Tribüne geplant und eingebaut worden – das dort das Fußballtor jegliche Fluchtmöglichkeit verhindert – einzig der Torhüter könnte dadurch flüchten –, fiel erst etwas später auf. Nun ist das Tor eingebaut, aber farblich nicht als Fluchttor gekennzeichnet. Es ist nicht der einzige Streich bei der Stadionsanierung, der an Erich Kästners Schilda erinnert. Das Ballnetz hinter dem Tor musste bereits ausgetauscht werden, weil es sehr engmaschig war und zu wenig Blick auf das Spielfeld freigegeben hatte. Auch die 20 Plätze für Rollstuhlfahrer sind problematisch. Von den Plätzen aus müssen die Rollstuhlfahrer über die mehr als einen Meter hohe Werbebande durch das Stahlgitter der Zäune blicken – die Folge: Eingeschränkte Sicht. Es hätte eine andere Möglichkeit gegeben, sagte Hechel. Diese, mit einem kleinen Fahrstuhl versehene Variante sei aber so teuer gewesen, dass sie nicht umgesetzt werden konnte. Die Arbeiten seien mit dem Behindertenbeirat abgestimmt. Inzwischen gibt es auch Meinungsverschiedenheit, in welcher Farbe die neue Tribünenrückwand gestrichen wird. Der Verein möchte blau, die Denkmalpflege wegen der nur eingeschränkt erlebbaren früheren Sichtachse vom Flatowturm zum Jagdschloss Am Stern einen Braunton.
In den nächsten Wochen soll die Sanierung planmäßig weitergeführt werden. Die Sitze der Tribünen werden bis Ende Juni, in der spielfreien Zeit wird der Innenraum erneuert. Der Platz soll neu angelegt werden und erhält eine Beregnungsanlage sowie nach jetzigem Stand auch eine Rasenheizung. „Darüber wird in den nächsten Wochen endgültig entschieden“, sagte Hechel. Denn erst soll ein Kassensturz erfolgen. Alle bisherigen Kosten sollen auf den Tisch. Dann werde acht Millionen Euro „minus, minus, minus gerechnet“, so Hechel, und entschieden, was noch geht. Sollte der Verein auf eine im Rahmen des Förderantrags genehmigten Arbeit verzichten, müsste der Antrag verändert und neu beschieden werden, hieß es gegenüber den PNN. Dies sei bislang nicht geschehen. Die Rasenheizung ist Bestandteil der Acht-Millionen-Förderung aus dem Konjunkturpaket II. Hechel betonte, das Stadion werde nicht für den SV Babelsberg saniert, sondern für den Fußballsport in der Landeshauptstadt.
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