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„Keep Cool“: Klimaforscher haben Gesellschaftsspiel zum Thema Klimawandel entwickelt
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„Keep Cool“: Klimaforscher haben Gesellschaftsspiel zum Thema Klimawandel entwickelt Zeitweise sieht es aus, als gehe es dem Ende zu: Eisige Winter in Europa, ausbleibende Monsunregen in Indien und Wirbelstürme über Florida zeugen von dramatisch verändertem Klima. Schnell und sicher rast die Welt auf den Kollaps zu. Erst andauernde Vulkanausbrüche spucken so viel Asche in die Atmosphäre, dass durch den verminderten Lichteinfall auch gleichzeitig die Temperatur auf ein erträgliches Maß absinkt – der blaue Planet erholt sich wieder. Damit so etwas nicht mehr passiert, investieren Staaten und Interessengemeinschaften zukünftig vermehrt in Schutzmaßnahmen und „grüne“ Energieformen. So ein Szenario kann herauskommen, wenn zwei Wissenschaftler ihr Fachgebiet zum Spiel machen. Dr. Gerhard Petschel-Held und Klaus Eisenack arbeiten beide am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und entwickelten „Keep Cool“, ein Gesellschaftsspiel, das sich mit den globalen Ursachen und Folgen der Klimaerwärmung beschäftigt. Die Spieler schlüpfen bei „Keep Cool“ in die Rolle von Staatengruppen wie die der ehemaligen Sowjetunion oder der Opec. Zusätzlich zu einem ökonomischen Ziel – die eigene Wirtschaft zu fördern – kommt noch ein anderes, etwa weltweit eine bestimmte Anzahl an Maßnahmen zu fördern, die wie Deiche oder Aufforstungen helfen, einem veränderten Klima gerecht zu werden. Dafür benötigt man Geld, das durch den Bau von Fabriken in die Kasse kommt. Wählen kann man zwischen „schwarzen“ Fabriken, die billig sind, aber das Klima belasten, und „grünen“, die teurer, aber umweltfreundlich sind. „Ziel ist es“, so Eisenack, „Umweltschutz und wirtschaftliche Interessen unter einen Hut zu bekommen“. Und nur wenn alle Mitspieler mehr oder weniger kooperieren, könne man drohenden Katastrophen Herr werden. „Es ist zwar möglich, voll auf ,schwarze“ Fabriken zu setzen und trotzdem zu gewinnen. Aber auf diesem Weg gefährdet man nicht nur andere, sondern auch sich selbst“, führt Petschel-Held aus. Denn kollabiert das Klima, haben alle Spieler verloren. Beide Forscher sind privat begeisterte Spieler und so sei die Idee, „Keep Cool“ zu entwickeln, recht naheliegend gewesen, meint Eisenack. „Der Klimawandel ist außerdem nicht so wirklichkeitsfern wie etwa Quantenphysik; das interessiert die Leute.“ Den Wert des Spiels, Informatives spielend zu vermitteln, erkannte auch das Bundesumweltministerium, und sagte zusammen mit Interessenverbänden die Finanzierung von 1500 Spielen zu. Im Rahmen der Bildungskampagne Pisa 2006 soll es auch eine kostenlose, abgespeckte Version von „Keep Cool“ für Schulen geben. Mindestens ebenso wichtig wie der Anspruch, Wissen zu ermitteln, sei den Entwicklern aber der Spielspaß gewesen: Um diesen zu gewährleisten, habe man Abstriche in punkto Realismus zugunsten der Spieldynamik gemacht. So seien die Auswirkungen von Klimakatastrophen leicht erhöht worden, auch musste man komplexe Vorgänge vereinfachen, um das Spiel nicht unnötig kompliziert zu machen. „Man kann ,Keep Cool“ auch spielen, ohne sich mit den wissenschaftlichen Aspekten, die dahinter stecken, zu beschäftigen“, versichert Petschel-Held. „Natürlich würden wir uns freuen, wenn Spieler für das Thema sensibilisiert werden, wenn aber nicht, dann eben nicht. Hauptsache, es macht Spaß.“ Spaß am Klimaschutz – das klingt nach einer „coolen“ Idee. Matthias Oden „Keep Cool“ ist im Versand der Spieltrieb GbR unter www.spieltriebgbr.de erhältlich, das Spiel kostet 22,95 Euro.
Matthias Oden
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