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Aus dem GERICHTSSAAL: Das Konto der Oma geleert

18-Jährige brauchte Geld für Drogen / Nun muss sie bis August 150 Sozialstunden ableisten

Stand:

„Meine Mama hat einen Riesenterz gemacht, weil ich meine Ausbildung zur Verkäuferin abgebrochen habe“, erzählt Leonie L. (18, Name geändert) vor dem Jugendgericht. „Zu Recht“, pariert die Vorsitzende. „Wie stellen Sie sich Ihr weiteres Leben eigentlich vor? Bis jetzt haben Sie ja nicht viel auf die Reihe gekriegt.“ Leonie L. – ziemlich kräftig gebaut – wirkt in diesem Moment eher klein. Am liebsten wäre sie wohl unsichtbar.

Drei Anklagen verliest die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, und jedes Mal nickt die Potsdamerin. „Stimmt alles“, bestätigt sie dann. „Dickster Hund“ ist der Vorwurf, die junge Frau habe im Sommer 2009 das Konto ihrer Großmutter um insgesamt 1550 Euro geschröpft, indem sie vier Überweisungsträger mit deren Namen unterzeichnete. „Ich habe zwei Jahre bei meiner Oma in Beelitz gelebt. Irgendwie bin ich in dieser Zeit an die falschen Leute geraten. Ich habe jeden Tag gekifft, auf Partys auch synthetische Drogen genommen. Dafür brauchte ich das Geld“, berichtet die Arbeitslose freimütig. „Oma hat nichts gemerkt.“ Den Schwund auf ihrem Konto entdeckte die Großmutter allerdings. Tief enttäuscht wies sie der Enkelin die Tür. „Jetzt wohne ich wieder bei meiner Mama. Die würde durchdrehen, wenn sie merken würde, dass ich Rauschgift nehme. Das ist kein Thema mehr“, versichert die Angeklagte. „Und ich will meiner Oma das Geld nach und nach zurückzahlen. Ungefähr 200 Euro habe ich ihr schon überwiesen.“

Die zweite Anklage wirft Leonie L. vor, am 15. September 2009 bei „Kaufland“ in den Bahnhofspassagen Kosmetikartikel im Wert von 8,20 Euro gestohlen zu haben. „Keine Ahnung, warum ich das getan habe“, murmelt sie. 2008 wurde die Angeklagte schon einmal dabei erwischt, als sie lange Finger machte. Ob Leonie L. in öffentlichen Verkehrsmitteln öfter ohne Fahrschein unterwegs war, steht in den Sternen. Am 27. August vorigen Jahres wurde sie von einem Kontrolleur beim Schwarzfahren ertappt. So lautet die dritte Anklage „Erschleichen von Leistungen“. Die zur Verhandlung geladene Vertreterin der Jugendgerichtshilfe vermag kein aussagekräftiges Bild von Leonie L. zu zeichnen. „Ich habe sie dreimal zum Gespräch eingeladen. Sie ist nicht erschienen“, kritisiert die Behördenmitarbeiterin. „Urkundenfälschung zu Lasten der Oma. Alle Achtung, dazu gehört schon etwas“, grollt die Staatsanwältin. „Standen sie bei den anderen Taten eigentlich auch unter Drogen?“ Ein derartiges Verhalten solle „mit einer gehörigen Anzahl von Arbeitsstunden“ geahndet werden. „Ich denke an 150“, erklärt sie. Das sieht die Jugendrichterin ebenso. „Bis zum 31. August müssen die erledigt sein. Zeit genug haben sie ja. Sonst sehen wir uns hier wieder. Dann gibt es ein Urteil“, warnt sie. „Arbeiten müssen sie trotzdem.“ Hoga

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