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Landeshauptstadt: Das Land ist schuld

Stadtschloss: Jakobs kritisiert Informationspolitik

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Innenstadt - Das letzte Wort zuerst: Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte beim Stadtforum über das integrierte Leitbautenkonzept der Stadt Potsdam zunächst im Podium gesessen – um sich im Laufe des Abends in die vollbesetzten Zuschauerränge im Treffpunkt Freizeit zurückzuziehen. Er hat einstecken müssen in Sachen Potsdamer Mitte, in den letzten Tagen und auch an diesem Abend. Da ist die Sache mit dem „gestauchten“ Schloss, da ist der Streit um die seitlichen Toreinfahrten des neuen Landtages, die nun doch nicht wiederentstehen sollen, auf Wunsch des Landes. Regelrecht getroffen haben muss es ihn, als ihm ein Zuschauer ausgerechnet Amtsvorgänger Horst Gramlich vorhielt. Dieser habe gezeigt, wie sich ein Oberbürgermeister gegen das Land behaupten kann – „mit Erfolg“.

Sicher profitiere Potsdam immer noch davon, dass es nicht ein vom Land gefordertes Braunkohle-, sondern ein viel ökologischeres Gaskraftwerk hat. Aber das könne man nicht vergleichen, so Jakobs am Ende des langen Abends, als er aus den Zuschauerreihen kommend vor ein Mikrofon trat. Bei der Frage der seitlichen Durchwegung und der „Verkürzung“ des Stadtschlosses solle niemand vergessen, dass „es kein Gebäude der Landeshauptstadt Potsdam“ sein werde. Jakobs: „Sie müssen die Forderungen an den Bauherren richten – der Bauherr ist das Land.“ Letztlich kulminierte die Schuldabwehr des obersten Hüters der kommunalen Planungshoheit in einem Angriff gegen die Heinrich-Mann-Allee: „Mir gefällt die Informationspolitik der Landesregierung nicht!“ Die Stadt habe die Konsequenzen gezogen; bei Grundstücken der Landeshauptstadt „werden wir anders verfahren – so wie wir das heute Abend dargestellt haben“, erklärte der Oberbürgermeister – und erntete den abschließenden Applaus des Abends.

Tatsächlich konnte sich dieses Stadtforum mit der erfolgreichen Veranstaltungsreihe „Potsdamer Mitte im Dialog“ messen lassen. Präzise Informationen, unterschiedliche Positionen, Kontroversen. Zunächst informierten Andreas Kitschke und Christian Wendland über ihre Arbeit am Leitbautenkonzept. Ein Leitbau, das Palais Barberini, sowie sieben Leitfassaden bedeutender Häuser sollen in der Mitte durch private Investoren wiederentstehen. Das Palais Barberini, so Architekt Kitschke, sei eines der bestdokumentierten Bauten der Stadt. Es existierten 145 Zeichnungen und fünf Messbilder – die historischen Säle und das Vorderhaus des 1945 zerbombten Palastes könnten rekonstruiert werden. Bei den hofseitigen Flügeln zur Alten Fahrt schlägt das Konzept jedoch nur eine „Annäherung an den historischen Baukubus“ vor, da Zwischengeschosse mit zu kleinen Fenstern nicht wieder entstehen sollten.

Obwohl um einige Meter versetzt, sieht das Konzept die Wiederkehr der Fassade des Plögerschen Gasthofes vor. Kitschke begründet sich dies etwa durch die zu erwartende hohe Aufenthaltsqualität des Steubenplatzes. Kitschke zufolge existierten noch Sandstein-Figuren des Plögerschen Gasthofes. Diese zierten derzeit noch die Hauptallee von Sanssouci. Zu den Leitfassaden gehören weiter: Der Palazzo Barbaran in der Schwertfegerstraße 1, der Palazzo Giulio Capra Am Alten Markt 12, das Palais Pompei in der Humboldtstraße 3, das Palais Chiericati in der Humboldtstraße 4, das Eckhaus der Acht Ecken, Schwertfegerstraße 9 und das Eckhaus Am Alten Markt 17, wie das Schloss ein Knobelsdorff-Bau.

Ein Gebäude hat nicht Einkehr gefunden in das Konzept: Die Alte Post. Hier bot ein Diskutant an, 1000 Euro für eine 317 000 Euro kostende Fassaden-Rekonstruktion zu spenden. Doch der Oberbürgermeister zerstob alle Hoffnung: Der Bauherr Pro Potsdam habe ein Workshop zur Qualifizierung des Entwurfes von Ingo Schürmann ermöglicht; das Ergebnis müsse akzeptiert werden. Jakobs: „Mein persönlicher Geschmack steht da nicht zur Diskussion.“ Guido Berg

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