Landeshauptstadt: Das Leben noch einmal lernen
Oberlinhaus baut Wohnstätte für Menschen mit erworbenen Behinderungen/Spendenbedarf: 400 000 Euro
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Nach einem schweren Sturz mit dem Fahrrad war sein über 20 Jahre altes Leben gelöscht. Als der junge Mann aus seinem mehrwöchigen Koma wieder erwachte, konnte er sich nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern. Alle erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten waren durch das Schädel-Hirn-Trauma verloren gegangen.
In einer mindestens einjährigen Rehabilitationsmaßnahme – flankiert von Ärzten, Physio- und Ergotherapeuten – muss das Unfallopfer nun mühsam das Leben noch einmal erlernen, erzählt Peter-Christian Fenner, Vorstandsvorsitzender des Vereins Oberlinhaus, das den jungen Mann aufnahm. Allerdings in das in „sehr desolatem Zustand“ befindliche Reinhold-Kleinau-Haus, wo er sich die beengten Räumlichkeiten mit den 47 körper- oder mehrfachbehinderten Bewohnern teilt. Für diesen Bereich der so genannten „Lebenswelten“ im Oberlinhaus solle deshalb noch in diesem Jahr mit einem Neubau begonnen werden, teilte Fenner den PNN mit. Mit einem Bauvolumen von sechs Millionen Euro werde die Wohnstätte für die „Kleinauer“ und Menschen mit erworbenen Behinderungen an der Rudolf-Breitscheid-Straße errichtet; dort, wo sich jetzt noch das vor Jahren geräumte Besetzerhaus und ein Mitarbeiterparkplatz befinden. Die künftige „Lebenstrainingsstation“ trägt den Namen der ersten Oberin in Babelsberg: Tusnelda von Saldern. Bisher seien Unfallopfer nach stationärer Rehabilitation in Pflegeeinrichtungen gekommen, erklärte Fenner. Der falsche Ort für jemanden, der gefördert werden soll, meint der Pfarrer. Darum stoße das Oberlinhaus mit dieser Stätte in eine echte Marktlücke.
64 Plätze werde die Reha-Einrichtung haben, schildert der Vorstandsvorsitzende die Struktur. Patienten und Bewohner würden in Wohngruppen untergebracht. Allerdings habe jeder sein eigenes Zimmer, betont Fenner. Für Angehörige bestünden auch Übernachtsmöglichkeiten. Um die Bausumme aufbringen zu können, müsse der Verein einen Kredit aufnehmen, erklärte der kaufmännische Vorstand, Andreas Koch. Darunter falle aber nicht die behinderten-gerechte Ausstattung zum Beispiel mit Küchenarbeitsplätzen, die mit einem Rollstuhl unterfahren werden könnten. Deshalb werde das Oberlinhaus seine diesjährige Jahresspendenaktion zu gunsten der Von-Saldern-Wohnstätte ausrichten. Der Bedarf belaufe sich auf rund 400 000 Euro, so Koch. Personell bestückt würde die neue Einrichtung vor allem mit Fachkräften aus den Tochtergesellschaften des Vereins, erklärte er. So bestehe bereits jetzt eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Lebenswelten und der Ambulanten Reha-Zentrum gGmbH.
Mit Baufertigstellung der Wohnstätte rechnet man bei Oberlins bereits im kommenden Jahr. Mit Einweihung werde das Kleinau-Haus dann frei gezogen, entkernt und anschließend modernisiert. Hier soll das Ambulante Reha-Zentrum einziehen, das Erweiterungsbedarf angemeldet hat.
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