Landeshauptstadt: Das letzte Klassentreffen
Humboldt-Ehemalige nahmen Abschied
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Sie erlebten den Bombenangriff auf Potsdam als junge Leute mit, wurden im Zweiten Weltkrieg zum Arbeits- oder Wehrdienst eingezogen und verstreuten sich nach Kriegsende in die ganze Welt. Trotzdem treffen sich die Ehemaligen des heutigen Humboldt-Gymnasiums einmal jährlich, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Am gestrigen Freitag fand nach 19 Jahren die letzte offizielle Zusammenkunft statt, bei der in alter Tradition eine Schifffahrt unternommen wurde. „Es wäre natürlich schön gewesen, wenn wir auch noch ein 20. Mal geschafft hätten“, so Horst Kuper, der 1938 an die damalige Oberrealschule kam, die sich seinerzeit noch in der Innenstadt, Am Kanal 66, befand. „Aber wir sind alle in die Jahre gekommen, viele sind gesundheitlich nicht mehr in der Lage zu kommen oder schon verstorben, da hat es keinen Zweck mehr.“
Als sich die ehemaligen Kameraden aus den Klassen Sexta A und B im Jahr 1997 zum ersten Mal trafen, waren sie noch fast 40. Am Freitag trafen sich nur noch sechs. „Man muss aber auch sagen, ich bin mit 87 noch einer der jüngeren und finde es schon sehr beachtlich, dass wir uns immer noch zusammenfinden“, so Kuper. Ihm sei keine andere Schule bekannt, deren Ehemalige sich nach so vielen Jahren immer noch treffen würden. „Zumal wir ja auch alle durch den Krieg gegangen sind und die schwierige Nachkriegszeit“, sagte er. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal so alt werde.“
Schon zu Schulzeiten wurden die Klassenkameraden immer wieder getrennt: 1942 wurden einige in der sogenannten Kinderlandverschickung für fünf Monate an die Ostsee gebracht, im Jahr 1944 kam für einige die Einberufung zum Arbeitsdienst, zur Wehrmacht oder als Luftwaffenhelfer. Auch Kuper wartete darauf, dass er eingezogen wird, blieb aber verschont. Am 14. April 1945 brannte das inzwischen in 1. Städtische Oberschule umbenannte Schulgebäude ab, der Schulbetrieb ging nach Kriegsende in der 2. Städtischen Oberschule weiter. Jedoch fanden nicht wieder alle zusammen: Viele Klassenkameraden waren mit den Eltern in den Westen geflohen, später verschlug es manche sogar bis nach Australien oder in die USA. Kuper selbst ging nach einer Versicherungslehre nach Birkenwerder, studierte Finanzwesen und lebt dort bis heute. Der endgültige Abschied von den Freunden fällt ihm nicht leicht, mit einigen will er sich daher eventuell weitertreffen. sku
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