Landeshauptstadt: Das letzte Wort haben
Die „Storytausch“-Sieger wurden gestern ausgezeichnet – und auch die Profi-Autoren waren beeindruckt
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„Nee, erwartet haben wir das nicht. Wir wollten doch nur einen Krimi schreiben“, sagt Robert Rittinghaus. Doch gemeinsam mit Klassenkameradin Lea Wolfersheim haben die beiden Siebtklässler des Schiller-Gymnasiums gestern den ersten Preis des „Storytausch“-Schreibwettbewerbs bekommen. Zum zweiten Mal fand in diesem Jahr der Wettbewerb statt, bei dem Schüler gemeinsam mit „echten“ Autoren eine Geschichte schreiben (PNN berichteten). Das Besondere dabei: Der „Storytausch“ geschieht nur per E-Mail, Schüler und Autoren kennen sich nicht und dürfen sich auch nicht absprechen. Gestern konnten die Teilnehmer dann bei der Preisverleihung in der Stadt- und Landesbibliothek das erste Mal die Autoren treffen, die mit ihnen an den Geschichten geschrieben hatten.
Schüler der 7. bis 10. und der 11. bis 13. Klassen durften am Wettbewerb teilnehmen, und so waren zweimal die Preise eins bis drei zu vergeben. Der Jury fiel es dabei nicht leicht, unter den 23 Geschichten auszuwählen, wie Eberhard Kapuste, Vorsitzender des Kulturausschusses und auch der „Storytausch“-Jury, berichtete. „Uns war vor allem wichtig, dass es einen Spannungsbogen gab und die Geschichte in sich stimmig war“, erläutert er die Kriterien der Jury. Gar keine einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die Schüler nach der ersten geschriebenen Seite das Ruder an den Co-Autor abgeben mussten. Teil drei und das Ende konnten sie dann wieder selbst schreiben.
„Das lief auch nicht immer so, wie ich das wollte“, erzählt Gregor Tessnow, der als professioneller Autor an vier Geschichten mitschrieb. Einen merkwürdigen Schrank, der zusammenhangslos in einer Geschichte auftauchte, habe er verschwinden lassen wollen. „Aber schon im nächsten Teil war er wieder da. Und schließlich hatten die Schüler mit dem Ende das letzte Wort.“ Auch Jugendbuchautorin Karen-Susan Fessel war von den Wendungen überrascht: „Ich dachte wirklich, ihr macht noch ein Happy End draus“, erzählte sie Ann-Christin Janßen und Patricia Pinter. Aber die beiden fanden das zu langweilig. „Das will doch keiner mehr lesen“, finden sie. Die Schülerinnen der 11. Klasse der Voltaire-Gesamtschule haben für ihre Geschichte über ein Mädchen, das vom Stiefvater missbraucht wird, den ersten Preis für ihre Altersgruppe bekommen. „Ich denke, es war richtig, ein ernstes Thema zu wählen“, so Patricia. „Und auch ein unerwartetes Ende ist gut.“ Die Gewinnergeschichte „Die verlorenen Akten“ von Robert und Lea widmet sich ebenfalls einem ernsten Thema: Es geht um Jugendliche, die sich mit der Vergangenheit ihres Großvaters als Nationalsozialist auseinandersetzen. Von dem Preisgeld wollen sie 100 Euro an den Patenjungen ihrer Klasse in Südafrika spenden. Die restlichen 150 Euro werden geteilt.
Und wie geht es jetzt weiter mit der Schriftsteller-Karriere? Carmen Winter, auch im letzten Jahr schon als Autorin dabei, rät den Schülern „bloß nicht Schriftsteller“ zu werden. Doch dann zwinkert sie: „Man muss sich nur durchkämpfen. Wer es trotzdem macht, ist wirklich gut.“
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