Landeshauptstadt: Das Nowaweser Rathaus in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise
„Wilde Zeiten“, 3. September 2006Es war interessant, über den Beitrag zu erfahren, welche Firmen sich in unserem alten Rathaus niedergelassen haben.
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„Wilde Zeiten“, 3. September 2006
Es war interessant, über den Beitrag zu erfahren, welche Firmen sich in unserem alten Rathaus niedergelassen haben. Unser ehemaliges Rathaus ist ja jetzt ein Kulturhaus. Eigentlich war es mal das Nowaweser Rathaus, denn so hieß das heutige Babelsberg bis zur Eingemeindung im Jahr 1939 nach Potsdam. Das Rathausgebäude wurde 1899 erbaut und hat, von der Kaiserzeit an, sämtliche Regierungsformen überdauert. Wir Einwohner fühlten uns dort gut aufgehoben.
Als die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 über uns hereinbrach und uns am Schluss fast sechs Millionen Arbeitslose bescherte und viele Bürger in Not brachte, war man im Babelsberger Rathaus hart gefordert, um die Not zu lindern. Dort wurden Suppenküchen eingerichtet und die Kinder-Landverschickungen organisiert. Wenn arbeitslose Väter ihren Kindern keine Schuhe oder Mäntel für den Winter kaufen konnten, gab es dafür im Rathaus einen Bezugschein, der im Geschäft dann anstatt von Geld angenommen wurde.
Die Geschäftsleute konnten sich ihr Geld gegen die Bezugsscheine im Rathaus abholen. Auch Wohnungsmieten wurden zum Teil von der Stadtverwaltung übernommen. Manche der älteren Einheimischen werden sich vielleicht noch daran erinnern.
Das Babelsberger Rathaus ist für uns jedenfalls ein feststehender Begriff und wird es wohl auch bleiben, auch wenn es nun in „Kulturhaus" umbenannt wurde und jetzt einen ganz anderen, aber ebenfalls gemeinschaftlichen Zweck erfüllt.
Im Verborgenen aber, in den alten Mauern des Babelsberger Rathauses, geistern unauslöschlich unsere Erinnerungen. Die Weltwirtschaftskrise seinerzeit wurde durch einen Bankenskandal in Amerika im Jahr 1929 ausgelöst. Dort war, an einem Freitag, die Börse zusammengekracht. Wenn man später davon sprach, ging man von dem „Schwarzen Freitag“ aus. Wovon eben auch wir betroffen waren. So ist es mir, aus den Erzählungen von damals in Erinnerung.
Charlotte Schmitt, Potsdam
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