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Schlagmann wurde Trainer. Lutz Altepost vom KC Potsdam  hier nach dem WM-Sieg im Vierer 2007  gibt seine Erfahrungen nun Talenten im Luftschiffhafen weiter.

© dpa

Von Michael Meyer: Das Paddel in die Ecke gestellt

Kanu-Exweltmeister Lutz Altepost trainiert nun Potsdamer Talente und ist Chef der AG Dopingprävention

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Potsdams Kanu-Asse sind derzeit ausgeflogen. Sie trainieren in Stuart im US-Bundesstaat Florida, im kalifornischen Newport Beach und im südafrikanischen Kapstadt. Lutz Altepost aber ist daheim im Potsdamer Luftschiffhafen.

Vor Jahresfrist gehörte auch Altepost noch zu den Assen des Kanu-Clubs Potsdam, blickte der aus Emsdetten stammende Athlet, der mit einigen Jahren Unterbrechung seit 2001 für die Farben des KC paddelte, hoffnungsvoll Richtung Weltmeisterschaften in Posen. Doch nachdem er bei den nationalen Qualifikationen den Sprung ins Nationalteam 2010 verpasst hatte, machte der jetzt 29-Jährige Schluss. Er stellte das Paddel in die Ecke und widmet sich nun als Trainer dem Potsdamer Kanu-Nachwuchs.

„Die Entscheidung, Abschied vom aktiven Leistungssport zu nehmen, war im Lauf der vergangenen Saison gereift“, erinnert sich Lutz Altepost. „Ich sagte mir: es reicht, ich habe genug gemacht, es passt jetzt.“ 2005 hatte er den deutschen Viererkajak über 1000 Meter als Schlagmann zu WM-Gold geführt, ebenso 2007 nach langen gesundheitlichen Problemen. 2008 war er mit dem K4 auf der gleichen Distanz Olympia-Dritter geworden. Im folgenden Jahr aber verließ ihn das sportliche Glück. Ausgerechnet bei den Heim- Europameisterschaften auf dem Brandenburger Beetzsee rauschte sein Vierer als Vierter knapp an Edelmetall vorbei, und bei den WM im kanadischen Dartmouth wurde sein K4 durch Algen auf der Bahn ausgebremst und so am Ende nur Siebter.

Nun trainiert der 1,93-Meter-Mann mit dem Kleiderschrank-Kreuz zehn Potsdamer Paddel-Hoffnungen. „Und es macht großen Spaß“, sagt Altepost. Als Sportsoldat hatte er bereits eine Ausbildung zum Coach bei der Bundeswehr beendet, genügend Erfahrung aus der eigenen Praxis bringt er mit, und dieser Tage machte er in Duisburg auch seinen A-Trainer-Schein. „Für den Kanurennsport reicht das eigentlich, aber man sollte noch ein Studium ranhängen, und das habe ich auch vor“, erzählt der Potsdamer, der mit Gattin Maria und Tochter Tiana June (3) in Werder lebt. Im Luftschiffhafen hat er derzeit 15-jährige Kajak-Mädchen und 17-Jährige Canadier-Jungs unter seinen Fittichen. „In die Canadier-Technik musste ich mich erst ein bisschen einfuchsen, aber meine Jungs sind sehr motiviert und zum Teil schon sehr selbständig“, so der Kajak-Spezialist.

Der dem Hochleistungssport auch auf einer anderen Ebene weiter eng verbunden ist – als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dopingprävention des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV). 2007 hatten Lutz Altepost als damaliger Athletensprecher und der jetzige DKV-Präsident Thomas Konietzko als damaliger Verbands-„Vize“ diese AG ins Leben gerufen. „Im Vorfeld der WM in Duisburg hatte das Thema Doping auch den Kanusport erreicht und durch den Radsport für viele Diskussionen geführt“, erinnert sich Altepost. „Ziel unserer AG war und ist es, alle Aktiven durch Schulungen besser mit dem Thema vertraut zu machen und sie darauf vorzubereiten, dass sie auch schon als 13-, 14-Jährige bei Deutschen Meisterschaften Doping-Kontrollen unterzogen werden können. Und dann schützen Unwissen oder Fahrlässigkeit niemanden.“ Seit diesem Jahr sind Schulungen alle vier Jahre für jeden Teilnehmer an Deutschen Meisterschaften des DKV verpflichtend; ob im Renn-, Slalom-, Wildwasser- oder Drachenbootsport, im Kanu-Polo oder -Segeln. Und kostenpflichtig. Schüler und Jugendliche zahlen fünf, Junioren und Leistungsklasse neun Euro je Schulung. Das Geld dient der Finanzierung der Dopingkontrollen. „Die Kosten des Verbandes dafür sind enorm gestiegen“, so Lutz Altepost. „Sie betragen mittlerweile fast 100 000 Euro.“

Auch Alteposts Paddler müssen die Schulung mitmachen. Gestern fuhren sie zum Training nicht auf die Havel. „Es war zu windig und damit zu wellig“, begründet der Coach dies. Dass er jetzt nicht, wie seine bisherigen Weggefährten, ins Warme gedüst ist, störe ihn nicht, sagt er. „Ich habe in den vergangenen Jahren viel erlebt und damit jetzt abgeschlossen.“

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