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Landeshauptstadt: Das Pfingstberg-Wunder wurde wahr

Nach 17 Jahren wird heute die Rettung des einst scheinbar hoffnungslos verfallenen Ensembles gefeiert

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Nach 17 Jahren wird heute die Rettung des einst scheinbar hoffnungslos verfallenen Ensembles gefeiert Von Erhart Hohenstein Das seit 17 Jahren andauernde Rettungswerk des Fördervereins Pfingstberg für Belvedere und Pomonatempel wird am heutigen Donnerstag erfolgreich abgeschlossen. Mit der Fertigstellung der dem Aussichtsschloss vorgelagerten beiden Flügelmauern ist die 13 Millionen Euro teure Sanierung und Restaurierung des nach dem Krieg stark verfallenen Ensembles abgeschlossen. Für den festlichen Empfang haben sich unter anderem Kulturstaatsministerin Christina Weiss, Ministerpräsident Matthias Platzeck, Schirmherrin Wilma Simon und als einer der Großsponsoren Hermann-Hinrich Reemtsma angesagt. Werner Otto, der ebenfalls durch Millionenspenden zum Aufbau beigetragen hat, ist wegen einer Auslandsreise verhindert, bedauerte der Vereinsgeschäftsführer Ulrich Koltzer. Die Wiederherstellung der Pfingstbergbauten erschien bis in die 90er Jahre aussichtslos – nur der 1988 als Arbeitsgemeinschaft des Kulturbundes entstandene Pfingstbergverein um Matthias Platzeck und Wieland Eschenburg, dem heutigen Vorsitzenden, verfolgte unbeirrt seine Vision. Argwöhnisch von der Staatssicherheit beobachtet, traf er sich zu Arbeitseinsätzen auf dem verwilderten Gelände und lud 1989 zum ersten Pfingstbergfest ein, auf dem Hans-Joachim Giersberg den Verfall des Belvederes beklagte und seine Wiederherstellung für möglich erklärte. Der spätere Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg war es dann auch, der von Finanzministerin Wilma Simon als Schirmherrin des Wiederaufbaus angesprochene potenzielle Sponsoren auf den Berg führte. Als erster erlag Hermann-Hinrich Reemtsma dem Charme des im Auftrag und unter Mitwirkung von König Friedrich Wilhelm IV. in zwei Etappen ab 1847 durch die Architekten Persius, Stüler und Hesse geschaffenen Ensembles. Der Tabakwaren-Großproduzent stellte über die Reemtsma-Stiftung für den Wiederaufbau des bis auf die Grundmauern zerstörten Pomonatempels, Erstlingswerk des genialen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel, 500 000 DM zur Verfügung. „Das war die Initialzündung für die Wiederherstellung des gesamten Ensembles“, schätzt Wieland Eschenburg ein. 1994 beauftragt die Schlösserstiftung als Eigentümer das Berliner Ingenieurbüro Manfred Selle mit der „Generalinstandsetzung Belvedere auf dem Pfingstberg“. Ende 1996 begannen die Bauarbeiten mit der Sicherung der Nordwand zwischen den beiden Türmen. Inzwischen war es der Stiftung und dem Förderverein gelungen, einen zweiten großen Sponsor für ihr Aufbauwerk zu gewinnen: den gebürtigen Seelower Prof. Werner Otto, Chef des gleichnamigen Versandhauskonzerns und der ECE- Einkaufscenter. Die Otto-Stiftung finanzierte die Sanierung des westlichen Aussichtsturms mit 4,5 Millionen DM. Als der Turm am 7. April 2001 für das Publikum freigegeben wurde, erkletterte der 91-Jährige als erster über die steile Wendeltreppe die Aussichtsplattform. Keineswegs außer Atem, erklärte Otto dort, zusätzlich fast acht Millionen DM für die Wiederherstellung des Ostturms, der Nordarkaden und Ostkolonnaden zu geben. Diese Aufgabe wurde bis zum 25. Juni 2003 bewältigt. Voraussetzung für die Öffnung der Türme war die Wiederherstellung des vom Bauherren Friedrich Wilhelm IV. inszenierten so genannten historischen Aufgangs, der durch die Eingangshalle in den Innenhof und von dort über Treppen und Arkaden in das Römische bzw. Maurische Kabinett und weiter zu den Turmtreppen führt. Dazu trug wiederum die Reemtsma-Stiftung durch eine Spende von 3,5 Millionen DM bei, ebenso jetzt zur abschließenden Sanierung der Flügelmauern. Daneben setzte die Stiftung erhebliche Eigenmittel, so zur Wiederherstellung der Lennéschen Parkanlagen, ein. Eschenburg möchte aber die Spenden von Banken, Sparkassen, Unternehmen und schon gar nicht das Scherflein der Besucher vergessen, die immer wieder die dafür aufgestellten Stelen füllen. Potsdamer gaben nach dem Krieg geborgene originale Teile zurück, so Wandfliesen aus dem Maurischen Kabinett, das seit dem Vorjahr auch Ort von Trauungen ist. Eschenburg, Koltzer und die 115 Mitglieder des Vereins sind sich der Verantwortung bewusst, die der Förderverein als von der Stiftung ausgewählter Betreiber des Belvederes trägt. Durch ein Programm, das von Konzerten über Theateraufführungen auf der Bühne im Wasserbecken des Innenhofs bis zur Märchenlesung auf dem Dach des Pomonatempels reicht, zogen sie im Vorjahr mit über 90 000 nicht nur die nach den Hauptschlössern Sanssouci, Charlottenburg und Neues Palais höchste Besucherzahl an, sondern sicherten auch finanziell „schwarze Zahlen. Am Wochenende und dann beim 17. Pfingstbergfest am 3. und 4.Juni ist das Publikum eingeladen, die Vollendung des „Pfingstberg-Wunders zu feiern.

Erhart Hohenstein

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