Für den Polizeichef sind die Radfahrer in Potsdam ein Problem. Nicht, weil sie besonders schlimm fahren oder besonders unvorsichtig sind. Nein, weil sie statistisch gesehen die Gruppe der Verkehrsteilnehmer sind, die bei Verkehrsunfällen am häufigsten körperliche Schäden davontragen. „Die haben keine Knautschzone“, sagte der Potsdamer Schultzbereichsleiter Ralf Marschall. Und es gebe auch keine Helmpflicht. Grund der Sorgen ist die Unfallstatistik des Jahres 2009, die Marschall gestern vorgestellt hat: Zwei der drei Potsdamer Verkehrstoten in den letzten 13 Monaten waren Radfahrer.
Von den Unfällen werden nur 2,5 Prozent von Radfahrern verursacht. Beteiligt waren sie an nur 184 der insgesamt 5734 Unfälle – jedoch sind Radfahrer bei jedem dritten Unfall verletzt worden. Für Marschall gibt es nicht nur ein Vergehen, das er Radfahrern vorwirft. Manche fahren rücksichtslos und beachten die Verkehrsregeln nicht, zudem würden die repressiven Maßnahmen nicht fruchten. Trotz hohem Engagement der Polizei im repressiven Bereich würden sich die Unfall- und Verletztenzahl nicht verringern. Allerdings, so Marschall, sollte der Radverkehr zugenommen haben, so seien die Unfallzahlen relativ gesehen gesunken.
Insgesamt hat es auf Potsdams Straßen im vergangenen Jahr 5734 Mal gekracht – 659 Personen wurde verletzt. Die Werte ähneln den der vergangenen drei Jahre, die Raten bleiben hoch. Ein bisschen allgemeine Statistik: 21 Unfälle nimmt die Potsdamer Polizei täglich auf, alle neun Stunden wird ein Mensch bei einem Verkehrsunfall im Schutzbereich Potsdam verletzt und montags registrieren die Beamten die meisten Unfälle. Am häufigsten kracht es in der Feierabendzeit zwischen 15 und 18 Uhr. Und die Senioren gelten immer häufiger als Unfallverursacher – bereits jeder zehnte Crash wurde durch Fahrer über 65 Jahren verschuldet. In der Stadt selbst gibt es fünf Unfallschwerpunkte. Beispielsweise die Lange Brücke Abzweig Meyer- Ohr. Und die Französische Straße Ecke Am Kanal: Wo im vergangenen Jahr zwei Radfahrer umgefahren und zahlreiche Blechunfälle registriert worden sind, soll nun Abhilfe geschaffen werden. „Dort soll eine Ampel installiert werden“, sagte Polizeihauptkommissar Lutz Kaiser. Seit vier Jahren ist die Kreuzung als Unfallschwerpunkt bei der Polizei registriert. Keine lange Zeit, denn bereits seit 1996 weiß man um die Gefahr an der B2 in Krampnitz. Inzwischen ist die Geschwindigkeit auf 60 km/h begrenzt worden, doch immer noch würde ein Teil der Unfälle wegen unangemessener Geschwindigkeit der Fahrer geschehen. Und nur 400 Meter weiter, auf der B2 am Bullenwinkel, hat die Polizei den nächsten Unfallschwerpunkt ausgemacht. Querendes Wild und überhöhte Geschwindigkeit seien die Hauptursachen an dieser Stelle. An vielen Stellen werde immer wieder nachgebessert, sagte Kaiser. Doch an manchen Stellen könne auch die Polizei nichts mehr machen. Beispielsweise an der Kreuzung Großbeeren- Ecke Wetzlarer Straße. Seit elf Jahren ist es einer der Unfallschwerpunkte in Potsdam, doch erst im vergangenen Jahr haben die Linksabbieger aus der Wetzlarer Straße ein eigenes Abbiegesignal erhalten. An der Kreuzung müsse jede kleine Änderung mit der deutschen Bahn abgesprochen werden, sagte Kaiser. Da könne es schon mal vorkommen, dass ein Begehren von Stadt und Polizei ein Jahr bearbeitet wird. Jan Brunzlow
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