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Buntes Treiben: Im Bahnhof feierte der LKC und krönte Prinzessin Gaby und Prinz Meinhard (o.). Der PKC zog, begleitet von der Havelländer Blasmusik zum Stadthaus, um Jann Jakobs (u.r.) zu zeigen, wo der Hammer hängt.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Das Problem sind die „Normalen“

Pünktlich am 11. November starteten Potsdams Karnevals-Clubs traditionell in die Faschings-Saison

Stand:

Alle drei Potsdamer Karnevals-Vereine begrüßten den Beginn der Saison am gestrigen Donnerstag, 11. November, mit viel Helau und Blasmusik.

Der Potsdamer Karnevalsclub (PKC) und der Narrenschiff-Verein krönten ihre Faschingsprinzessinnen und -prinzen pünktlich um 11.11 Uhr im Restaurant Concello im Nauener Tor. Anschließend zogen die Narren zum Stadthaus, um Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) den Rathausschlüssel abzunehmen.Das Prinzenpaar des PKC, Nadine Lenk und Alexander Kieburg, hat bislang wenig Erfahrung mit karnevalistischen Riten, beide sind auch nicht Vereinsmitglied. Das sei aber normal, sagt der Vorjahresprinz Marco Schneider. Er war es auch, der das befreundete Paar in diesem Jahr angeworben hatte. Natürlich hoffe der Verein, der aktuell etwa 40 Mitglieder zählt, auf diesem Weg Zuwachs zu erhalten, sagt er.

Die Prinzessin des Narrenschiff-Vereins, Marion Schimpe, bleibt traditionsgemäß ohne Prinz, dafür stehen ihr aber vier bis fünf Adjutanten zur Seite, erklärt Narrenschiff-Sprecher Jörn Kupke. Der Babelsberger Lindenpark-Karnevalsclub feierte schon ab 9.28 Uhr in den Bahnhofspassagen, politischer Beistand kam hier von der Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche (CDU). Reiche forderte in ihrer Rede das Babelsberger Prinzenpaar auf, Jakobs ein wenig an die kurze Leine zu nehmen. Jakobs zeigte sich im Rathaus indes erleichtert, „das Elend nun für eine Zeit den Narren überlassen zu können“ und erklärte, deren größte Konkurrenz sitze in Berlin. Wenn die Jecken mit ihrem Programm Einfälle wie die Gesundheitsreform oder die BBI-Flugrouten überbieten wollten, müssten sie sich anstrengen, so Jakobs. Das Problem seien ohnehin die „Normalen“, zitierte PKC-Präsidentin Birgit Däßler den Bestseller-Autor Manfred Lütz. Dessen Buch „Irre – Wir behandeln die Falschen“ habe klargestellt: „Irre und Karnevalisten sorgen dafür, dass die Gesellschaft erträglich bleibt“ und die Menschen über alle Normalität nicht verrückt würden, so Däßler. In diesem Sinne werde die Faschingszeit durchaus heilsam sein.

Die erste Veranstaltung des PKC findet am kommenden Samstag im Gasthaus „Zum Lindenhof“ statt, der LKC feiert am selben Tag – natürlich im Lindenpark. Die Hochphase des Karnevals fällt diesmal recht spät auf Februar und März 2011. Für den PKC ist es bereits die 44. Karnevals-Saison, zu DDR-Zeiten sei es interessanter gewesen, meint Karl Wachsmuth, Trompeter und Leiter der Havelländer Blasmusik. Weil heute jeder sagen kann, was er möchte, fehle den Büttenreden das politisch Pikante, meint er.

Von einem allgemeinen Mitgliederschwund in den Karnevals-Vereinen spricht auch Birgit Däßler, dabei sei der Jahresbeitrag mit 50 Euro für alle aktiven und 111,11 Euro für passive Mitglieder nicht übertrieben hoch. „Aber es gibt Nachwuchs, auch jungen“, sagt sie. alm

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