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Links und rechts der Langen Brücke: Das Recht des Amtsinhabers

Peer Straube über einen cleveren Wahlkampfauftakt von Jann Jakobs, der sich feiern lässt, während sich der wichtigste Herausforderer sonnt

Von Peer Straube

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Noch hängt kein einziges Konterfei an den Laternenmasten der Stadt und doch ist der Oberbürgermeister-Wahlkampf bereits in vollem Gange. Der Amtsinhaber nutzt die Gunst der Stunde und eilt von Richtfest zu Richtfest, von Grundsteinlegung zu Grundsteinlegung. Zupass kommt dem Sozialdemokraten Jann Jakobs dabei, dass sein schärfster Konkurrent, Linken-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, in Dänemark im Urlaub weilt und dem Treiben nur missmutig über das Internet zuschauen kann. Wie wenig erholsam für den ebenso streitbaren wie umstrittenen Scharfenberg der Ausflug in den Norden ist, beweisen seine aus der Ferne abgesandten Pressemitteilungen, mit denen er verzweifelt versucht, einiges vom Glanze des heimatlichen Baugeschehens für sich zu reklamieren. Zur gestrigen Vorstellung der Pläne für Sanierung und Umbau der Schilfhof-Kaufhalle etwa mailte der Chef-Linke der Presse eine Gratulation an sich selbst: „Nur dem persönlichen Engagement von Dr. Scharfenberg ist es zu verdanken, dass wir die heutige Projektvorstellung zur Kenntnis nehmen können“, ließ er wissen. Ohne seinen Anteil kleinreden zu wollen – doch die Ausschließlichkeit für sich zu reklamieren, zeugt doch von einem gewissen Verdruss, nicht selbst vor Ort gewesen zu sein. Gleiches gilt für das alternative Jugendkulturprojekt „Freiland“, dessen Baustart Jakobs ebenfalls in die Urlaubszeit des Herausforderers legen ließ. Man kann dies politisch unsauber finden, doch es ist das Recht des Amtsinhabers, die Termine nach seinem Gutdünken zu legen und nicht nach den Zeitkontingenten seiner Kontrahenten. Von letzteren hört man mit Ausnahme von Scharfenberg indes noch recht wenig. CDU-Kandidatin Barbara Richstein eilt zwar von Veranstaltung zu Veranstaltung, doch scheint sie derzeit noch auf der Suche nach einer Wahlkampfstrategie zu sein, mit der sie den beiden Chancenreichsten Stimmen streitig machen kann. Um den Kandidaten der FDP, Marcel Yon, ist es nach dem Ärger mit der Stromwechselparty recht ruhig geworden. Und von der bündnisgrünen Bewerberin um den Chefposten im Rathaus, Marie Luise von Halem, könnte man glauben, sie habe das Rennen schon verloren gegeben, so wenig hört und sieht man von ihr. Dies spielt Jakobs in die Hände. Scharfenberg hat nach dem Urlaub einiges aufzuholen.

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