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Landeshauptstadt: „Das schadet meinem Ruf als Architekten“

Peter Kulka über Ignoranz und fehlendes Bewusstsein beim Potsdamer Landtagsbau

Stand:

Herr Kulka, werden Sie als zuständiger Architekt des neuen Landtages auch bei der Fertigstellung dabei sein oder angesichts Ihrer Wut auf den Bauherren aussteigen?

Ich bin ja kein Erpresser. Aber wie hier in Potsdam mit mir als Architekt gearbeitet wird, das habe ich in keiner anderen deutschen Landeshauptstadt erlebt.

Was beklagen Sie?

Ich habe nirgendwo anders so wenig Teamarbeit erfahren wie hier. Das wird diesem Gebäude schaden. Das kann man Herrn Plattner nicht antun, der sich so sehr engagiert und viel investiert hat. Das kann man mir nicht antun, der einen Namen zu verlieren hat in Deutschland. Diese Art von Ignoranz spottet jeder Beschreibung.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Ich bin als Architekt nicht einmal einbezogen worden zur Fragen der Gestaltung um den Landtag. Es ist eine Katastrophe, dass wir die Fassade von innen beleuchten und außen das Gebäude in der Dunkelheit steht. Das ist dieser fehlenden Teamarbeit zu verdanken.

Der Landtag entsteht in der historischen Mitte der Stadt, bekommt eine Knobelsdorff-Fassade und ein Kupferdach. Nun werfen Sie dem Bauherren fehlendes Bewusstsein vor, weil er eine Kuppel über dem historischem Treppenhaus nicht bauen will.

Ich möchte das Treppenhaus zu einem Erinnerungsraum machen. Immerhin werden die schönsten Skulpturen zu sehen sein, die wir vom alten Schloss haben. Dieser Raum ist der Übergang vom Barocken in die Moderne, von der Knobelsdorff-Welt in die etwas nüchterne Welt des Landtags. Dafür bedarf es eines Bewusstseins. Ich denke, wir müssen den Bürgern klar machen, dass es einen Übergang geben muss, um nicht von dem Gestern plötzlich in das Morgen zu fallen. Dazwischen gibt es Vermittlungen, die ganz wichtige Elemente der Architektur sind. Und diese Funktion hat das von mir entworfene Gewölbe.

Und was ist der Konflikt?

Es ist doch klar, dass es bei diesem Bau Nachforderungen gibt, die zum Teil berechtigt sind und zum Teil nicht. Darüber wird nun ein Schiedsgericht befinden. Und daran hängt ein Terminplan. Daher ist der Zug abgefahren, dass die Kuppel zur Eröffnung fertig ist. Das haben alle ausgegessen, weil es so am bequemsten war. Wie Beamte so sind.

Ursprünglich war die Kuppel aber ohnehin nicht von Ihnen geplant.

Die Kuppel ist nachträglich von mir geplant worden, weil ich damit beauftragt worden bin. Sie ist genehmigt und dem Volk versprochen worden. Auch das Geld ist da. Und nun ist sie wieder abgesagt. So kann man nicht verantwortungsbewusst mit einem Architekten und einen so bedeutsamen Bauprojekt umgehen.

Und dieses fehlende Bewusstsein spiegelt sich Ihrer Meinung nach auch im Lustgarten wider?

Der Bezug zum Neptunbecken und zur Havel war für das Schloss unabdingbar. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie in der Stadt Fachleute dazu kommen können, diesen Vorraum des Schlosses weiter zu vermüllen. Irgendwann wird das Hotel wegkommen, aber schon jetzt fängt man an, neue Katastrophen hinzubauen.

Aufgezeichnet von Peter Könnicke

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