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Landeshauptstadt: „Das Schlimmste ist die Ungewissheit“

Im Kulturzentrum „Al Globe“ fand am Montag das zweite Kulturforum für zugewanderte Jugendliche statt

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Im Kulturzentrum „Al Globe“ fand am Montag das zweite Kulturforum für zugewanderte Jugendliche statt Innenstadt - „Ich habe schon einmal die Heimat verloren und möchte nicht, dass das noch mal passiert“, sagt Panvera Sejdin aus dem Kosovo mit gesenktem Blick. Die 18-Jährige gehört zu den etwa zehn jungen Menschen, die am Montag zum zweiten Kulturforum für zugewanderte Jugendliche ins „Al Globe“ gekommen sind. Bei Kaffee und Brötchen sollen sie von ihren Erfahrungen berichten. „Wir möchten den Jugendlichen eine Möglichkeit zum Austausch bieten“, erklärt Ausländerbeauftragte Magdolna Grasnick. Sie hat das Forum zusammen mit Katrin Böhme vom Diakonischen Hilfswerk für Flüchtlinge und Birgit Ukrow vom Jugendamt organisiert. In einer Runde sitzen die jungen Migranten und Migrantinnen aus Togo, Ruanda, Russland oder dem Kosovo zusammen, stellten sich vor und blickten unsicher in den Raum. Noch scheint den Veranstalterinnen der Zugang zu den Jugendlichen zu fehlen. „Was gefällt euch in Potsdam? Was vermisst ihr besonders?“ Sie lassen mit ihren Fragen nicht locker. „Meine Großeltern“, taut Pranvera langsam auf. „Das russische Weihnachtsfest“, wirft Olga aus Usbekistan ein. So unterschiedlich wie die jungen Zugewanderten auf dem ersten Blick scheinen, haben sie doch sehr viel gemein. Sie sind aus ihrer Heimat nach Deutschland gekommen, weil sie in Gefahr waren. Ob sie hier bleiben dürfen, wissen viele nicht. So wie Pranvera, deren Familie schon seit elf Jahren die Ungewissheit quält, ob ihr Asylantrag genehmigt wird. „Wie kann ich die Zukunft planen, wenn ich gar nicht weiß wo ich morgen bin?“, fragt die hübsche junge Frau. Glücklicher sind die, die schon Gewissheit haben: Ejidia aus Ruanda ist eine von ihnen. Das 14-jährige Mädchen lebt seit drei Jahren in Potsdam und ist sehr froh, hier zu sein – trotz des schlechten Wetters. Ihr bleiben „nur“ die üblichen Integrationsprobleme: die unbekannte Sprache, die Freunde, die weit weg sind, und die andere kulturelle Prägung. Nach der Fragerunde wird die Musik lauter und das Licht schummriger. Die Jugendlichen wirken gelöster, manche wippen gar zu den osteuropäischen Klängen. Doch die Grüppchen sitzen auch jetzt in ihren ursprünglichen Konstellationen an den Tischen, basteln oder erzählen. Ihr Gedanken tauschen sie offensichtlich lieber mit denen aus, die sie schon besser kennen. Marion Schulz

Marion Schulz

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