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Kräfteraubend. Philipp Kreuels (r.) – hier im Zweikampf mit Edisson Jordanov – erlitt am Ende einer fast zweistündigen Dopingprobe einen Schwindelanfall.

© Jan Kuppert

Sport: „Das sind die bittersten Spiele“

Fußball-Drittligist Babelsberg 03 verlor bei Hansa Rostock mit 1:4 und Sergej Evljuskin mit Gelb-Rot

Stand:

Dieses Spiel bei Hansa Rostock hatte sich Sergej Evljuskin ganz anders vorgestellt. Der Mittelfeldspieler des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03, der vor einem Jahr von Rostock nach Babelsberg gewechselt war, wollte am Samstag mit seiner Mannschaft zumindest einen Punkt aus der DKB-Arena mitnehmen. Stattdessen gab es vor 10 200 Zuschauern eine 1:4 (1:2)-Niederlage – und in der Nachspielzeit Gelb-Rot für Evljuskin. Er war bereits nach 50 Spielminuten wegen eines Fouls verwarnt worden, und als er Sekunden vor dem Abpfiff nahe der Mittelfeldlinie Rostocks Michael Blum festhielt, schickte ihn Schiedsrichter Robert Kampka (Mainz) vom Feld. „Das war so ein Reflex und blöd von mir“, meinte der Mittelfeldspieler, der dem SVB damit am morgigen Dienstag im nächsten Punktspiel um 19 Uhr daheim gegen Wehen Wiesbaden fehlen wird. Mitspielen kann nach Lage der Dinge dann wieder Philipp Kreuels, der am Samstag nach der Partie wegen eines Schwindelanfalls kurzzeitig ins Krankenhaus musste.

Vielleicht war bei Evljuskins zweitem Foul unterschwellig auch ein bisschen Frust dabei, denn so schlecht, wie es das Ergebnis suggeriert, stellten sich die Babelsberger an der Küste nicht vor. Sicher, in den ersten 20 Minuten fanden sie nicht in die Partie, was Hansa für einen Doppelschlag zur 2:0-Führung nutzte. Erst köpfte Johan Plat nach einer Blum-Flanke von links ein (12.), dann Ondrej Smetana nach einer Flanke Rick Greenens von rechts (18.). „Da haben wir nicht richtig zugegriffen“, analysierte später Mannschaftskapitän Daniel Reiche. Nulldrei- Trainer Christian Benbennek reagierte, holte Assimiou Touré – der bei seinem Debüt im SVB-Trikot die linke Außenbahn besetzt hatte – vom Feld, und der eingewechselte Lennart Hartmann rückte auf die Sechser-Position neben Evljuskin, während Oliver Kragl von dort wieder auf seinen angestammten Platz links außen ging. Eine Maßnahme, die Wirkung zeigte, denn Nulldrei war nun gleichwertig und schaffte mit etwas Glück den Anschlusstreffer. Als Kreuels einen 19-Meter-Freistoß in die Hansa- Mauer jagte, entschied Schiri Kampka sofort auf Rostocker Handspiel, und den Elfmeter netzte Kreuels flach links ein (45.). „Ich habe mich gut gefühlt und wollte Verantwortung übernehmen“, erklärte Kreuels später zu seinem Entschluss, sich den Ball am Punkt zurechtzulegen.

Die Gastgeber zeigten sich mit Wiederanpfiff beeindruckt, Babelsberg hatte nun die größeren Chancen – und jede Menge Pech. Als ein Kreuels-Freistoß von links am rechten Pfosten zum 2:2 einschlug, entschied der Linienrichter auf Abseits (54.). Als Süleyman Koc von rechts auf Hartmann passte, klatschte dessen Schuss nur ans rechte Lattenkreuz (60.). Und als sich der eingewechselte Christian Groß von rechts in den Strafraum getankt hatte, lenkte Rostocks Schlussmann Kevin Müller das Leder gerade noch so zur Ecke (67.). Der Ausgleich lag in der Luft, doch es kam ganz anders. Matthias Rudolph wurde am eigenen Strafraum von den Füßen geholt, der Linienrichter signalisierte Foulspiel, doch anders als die Nulldreier reagierte Kampke nicht, und Tom Weilandt hämmerte – obwohl Rudolph noch im Strafraum lag – den Ball zum 3:1 unter die Querlatte (80.). Und nach einem hohen Ball in den Gäste-Strafraum kam Ken Leemanns vor dem herausgeeilten Babelsberger Ballfänger Frederic Löhe an die Kugel – 4:1 (84.). „Das vierte Tor war klar mein Ding, da brauchen wir nicht zu diskutieren“, räumte Löhe später ein.

„Das sind die bittersten Spiele. Man ist dem 2:2 nahe und verliert dann so“, meinte SVB-Stürmer Markus Müller später. Auch Christian Benbennek schüttelte nach dem Abpfiff den Kopf. „Heute war mehr möglich, das Endergebnis entsprach nicht dem Spielverlauf. Wir haben nach der Pause lange auf das 2:2 gewartet, das nicht gelang“, erklärte der Coach. Er habe sich nach den beiden ersten Spielen in Chemnitz und gegen Darmstadt für Touré statt Groß entschieden, „weil wir mit Touré und Koc als zwei schnellen Außen spielen wollten“, so der Coach. „Touré fand aber nicht ins Spiel, daher mussten wir früh wechseln.“

Philipp Kreuels hatte nach der kräftezehrenden Partie noch einen weiteren Tiefpunkt; einen körperlichen. Am Ende einer fast zweistündigen Dopingprobe erlitt er einen Schwindelanfall, woraufhin er vorsorglich in einem Rostocker Krankenhaus einem EKG und einer Routineuntersuchung unterzogen wurde, ehe er die Heimreise antreten konnte. Am gestrigen Sonntag trainierte er bereits wieder mit der Mannschaft mit; heute soll er sicherheitshalber noch einmal ärztlich untersucht werden. „Wir gehen davon aus, dass er gegen Wiesbaden dabei sein kann“, erklärte Benbennek. Und Kreuels selbst meinte: „Es ist gut, dass wir am Dienstag gleich wieder spielen. So können wir die heutige Niederlage schnell aus den Köpfen bekommen und wettmachen. Dafür müssen wir auf unsere heutige zweite Halbzeit aufbauen und von Anfang an voll da sein.“

Rostock: K. Müller; Geenen, Holst, Pelzer, Blum; Leemanns; Mendy (82. Marcos), Jordanov, Berger (57. Weilandt); Platz, Smetana (71. Quaschner).

Babelsberg: Löhe; Berzel, Hebib, Reiche, Rudolph; Evljuskin, Kragl; Koc (65. Groß), Kreuels, Touré (26. Hartmann); M. Müller (65. Heil).

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