Landeshauptstadt: Das „sozial“ soll bleiben
Der „Club 5“ steht auf der Streichliste, der Träger will eine Umnutzung – nun wollen sich Betroffene wehren
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Der „Club 5“ steht auf der Streichliste, der Träger will eine Umnutzung – nun wollen sich Betroffene wehren Babelsberg – Ingo Schmidt steht in der Küche, schneidet Käse für seine Fertigpizza klein und überlegt, welchen Move er heute tanzt. Jeden Tag verbringt der Drewitzer seine Freizeit im Babelsberger „Club 5“, jenem Jugendklub, dessen Existenz durch die Einsparung in der Stadt mehr als nur gefährdet ist. Denn auch der Träger Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) erwägt eine andere Nutzung der Einrichtung als momentan: aus dem Jugendfreizeithaus soll eine Kindertagesstätte mit Hortplätzen werden. Offiziell bestätigten will das Julie von Stülpnagel, Pressesprecherin des EJF, nicht. Auch andere Möglichkeiten seien denkbar. Welche, das sagt sie nicht. Fest stehe aber, „dass der Standort nicht geschlossen wird, sondern eine soziale Einrichtung bleibt“, erklärt sie. Das EJF befindet sich derzeit mit der Stadt in Gesprächen über die weitere Nutzung. Hintergrund ist die Kürzung der Haushaltsmittel im Jugendbereich: die Streichung der städtischen Zuschüsse für den „Club 5“ von 134 000 Euro könnten mehr als die Hälfte vom gesamten Einsparziel erbringen. Zwei Stellen würden wegfallen, die dritte ins offene Kinderangebot des Zirkus Montellino nach Potsdam-West verlagert. Wie es mit den Haus weiter geht, darüber weiß selbst Jugendklubleiterin Katja Just nichts. Der Humor geht der Sozialpädagogin nicht verloren, aber das Verständnis für Entscheidungen wie die der Stadt. Und des eigenen Trägers, von dessen Plänen sie erst bei Bekanntwerden der Sparpläne erfahren hat und nun auf die Initiative der Jugendlichen hofft, von einem wie Ingo Schmidt. Der hat die Schule beendet und wartet nun auf die Zusage einer Lehrstelle. Eine Ausbildung als Raumgestalter oder Veranstaltungskoordinator könne er sich vorstellen, Hauptsache kreativ tätig werden. So wie bei seiner Freizeitgestaltung, wenn er die Klubräume in der August-Bier-Straße zum Tanzen nutzt. Breakdance, ein Tanz der afro- und puertoamerikanischen Jugend, der in den 70er Jahren zum Breakbeat entstand, ist sein Hobby. In diesem Jahr nahm er an Deutschen Meisterschaften teil. Ingo Schmidt ist einer von 57 Jugendlichen, die permanent im Klub ein- und ausgehen, zumeist aus Drewitz, Zentrum Ost oder vom Schlaatz sowie Spätaussiedler. Kein Weg ist zu weit, um die Angebote des Klubs zu nutzen, der seit Mitte der 70er Jahre als Ort der gemeinsamen Freizeitgestaltung betrieben wird und im Jahr 2000 in die Trägerschaft des EJF wechselte. Breakdance und Graffiti gehören zum Angebot, die Sprühdosen und eine Wand bekommen die Jugendlichen zudem bereit gestellt. Am Ende des Jahres könnte damit Schluss sein. Nun versuchen die Jugendlichen im Internet auf ihre Situation aufmerksam zu machen und organisieren Unterschriftenaktionen. Die sollen dann den Stadtverordneten übergeben werden – als Zeichen des Protestes. Und obwohl die Streichliste mit acht Punkten bislang abgelehnt wurde wissen alle, dass irgendwo gekürzt wird. Jan Brunzlow
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