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Neue Perspektiven ins Universum wird eines der größten Teleskope der Welt eröffnen, das in den kommenden Jahren in Hawaii entsteht. An der dortigen Universität leitet Schwarzschild-Preisträger Rolf-Peter Kudritzki das Institut für Astronomie.

© TMT

Von Antje Horn-Conrad: Das Universum entziffern

82. Herbsttagung der Astronomischen Gesellschaft in Potsdam / Verleihung der Schwarzschild-Medaille

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Schwarzer Anzug, elegantes Kostüm. Dem Anlass angemessen erschienen die Wissenschaftler und Gäste der Astronomischen Gesellschaft gestern in offizieller Garderobe auf dem Universitätscampus Griebnitzsee zur festlichen Verleihung der Karl-Schwarzschild-Medaille. Nur einer nicht. Der Preisträger selbst. In knallbuntem Hawaii-Hemd und weißer Hose nahm Rolf-Peter Kudritzki die Medaille entgegen. Es ist die höchste Auszeichnung, die in Deutschland an einen Astronomen vergeben wird.

Niemand im Saal wunderte sich über den legeren Auftritt des Geehrten. Denn Rolf-Peter Kudritzki ist derzeit Direktor des Institutes für Astronomie der Universität von Hawaii, wo in den nächsten zehn Jahren mit dreißig Metern Spiegeldurchmesser eines der größten Teleskope der Welt gebaut wird.

„Ich bin sowohl überrascht als auch sehr erfreut, diese Ehrung zu erhalten“, sagte Kudritzki. Üblicherweise wird dieser Preis an nichtdeutsche Astronomen verliehen, wie in der Vergangenheit an die Nobelpreisträger Riccardo Giacconi, Joseph H. Taylor, Charles H. Townes und Subrahmanyan Chandrasekhar. Mit Rolf-Peter Kruditzki geht die Schwarzschild-Medaille nun an einen deutschen Wissenschaftler für „seine maßgeblichen Beiträge zur Erforschung heißer Sterne und für seinen besonderen Einsatz in der Weiterentwicklung der astronomischen Forschung“, wie es in der Begründung der Astronomischen Gesellschaft heißt.

Mit der Verleihung der Medaille verbindet sich die Ehre, die international angesehene Karl-Schwarzschild-Vorlesung zu halten. Zum Auftakt der 82. Herbsttagung der Astronomischen Gesellschaft, die bis Freitag mit 400 Forschern aus aller Welt in Potsdam stattfindet, sprach Kudritzki gestern über die „Entzifferung des Universums mit Hilfe der Spektroskopie“. Er verdeutlichte, wie das genaue Studium der sehr hellen Sterne in fernen Milchstraßensystemen hilft, ihre chemische Zusammensetzung und ihre Entfernungen zu bestimmen.

Nicht nur Kudritzkis Festvortrag, sondern die gesamte Herbsttagung beschäftigt sich in diesem Jahr mit der Spektroskopie. Matthias Steinmetz vom gastgebenden Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP) erinnerte in diesem Zusammenhang an die historische Bedeutung des Tagungsortes. Mit dem Großen Refraktor auf dem Telegraphenberg verfügte Potsdam Ende des 19. Jahrhunderts über modernstes Instrumentarium und das weltweit erste astrophysikalische Institut. Entsprechend habe die Spektroskopie in Potsdam eine lange Tradition. In der modernen Astrophysik gilt sie als Schlüsselmethode. Anwendungsgebiete reichen von Messungen der Magnetfelder auf der Oberfläche der Sonne über die Häufigkeitsbestimmung chemischer Elemente in der Sternatmosphäre bis hin zur Bewegung auf Skalen von Galaxien oder gar des ganzen Universums.

Neben wissenschaftlichen Fragestellungen zur Spektroskopie wird sich die Herbsttagung auch mit der Ausbildung des Nachwuchses und der Astronomie im Schulunterricht beschäftigen. Außerdem hält der Arbeitskreis Astronomiegeschichte ein eigenes wissenschaftliches Kolloquium ab. Traditionell und besonders im Internationalen Jahr der Astronomie organisiert die Astronomische Gesellschaft öffentliche Abendvorträge. So wird Preisträger Rolf-Peter Kudritzki morgen um 19.30 Uhr in der Berliner Urania über „Killer-Asteroiden, Supernovae und die dunkle Seite des Universums“ sprechen. Ganz sicher standesgemäß im knallbunten Hawaii-Hemd.

Antje Horn-Conrad

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