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Homepage: Das Universum ist nicht elegant

aber es funktioniert. Zum Wissenschaftssommer erklären Potsdamer Forscher Schülern die Welt

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aber es funktioniert. Zum Wissenschaftssommer erklären Potsdamer Forscher Schülern die Welt In die Geheimnisse der Welt können Besucher des Jahrmarktes der Wissenschaften derzeit im Potsdamer Lustgarten eintauchen. In den Zelten präsentieren Wissenschaftler und Forscher, welchen Phänomen sie auf der Spur sind. Von Geologen bis Chemikern ist alles dabei, was sich sonst nur schwer fassen lässt. Einen besonderen Schwerpunkt gibt es für Schüler und Jugendliche, die im angrenzenden Zirkuszelt Vorträgen von Experten lauschen können. Dabei steht zum Teil auch schwer verständliche Kost auf den Plan, wie den Vortrag von Matthias Steinmetz vom Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP). Die „dunkle Seite der Universums“ versuchte der Wissenschaftler einer Gruppe von 9- und 10-Klässlern näher zu bringen. Wer die knappe Stunde geistig durchhielt, war am Ende schlauer als seine Physiklehrer in der Schule. Das Problem mit dem Universum ist nämlich, dass es sich nicht so einfach erforschen und erst recht nicht erklären lässt. „Es ist kein elegantes Universum, aber es funktioniert“, verriet Steinmetz seinen Zuhörern. So schön, wie sich die Forscher ihr Wissensgebiet in der Theorie zurechtlegen, ist es in der Realität leider nicht. Deshalb bleiben auch viele Fragen offen. „In den nächsten Jahren sind hier noch einige Nobelpreise zu vergeben“, versuchte Steinmetz seine Zuhörer zu animieren. Das gelang ihm nur zum Teil. Denn ausnahmsweise bleibt das Zirkuszelt beim Jahrmarkt der Wissenschaften dunkel, während draußen die Artisten und Gaukler ihre Späße treiben. Im Zirkus ist das sonst umgekehrt. Und während um das Zelt herum Jongleure für ihre Darbietungen Applaus der Passanten ernten, bleiben dem Vortragenden drinnen nur sein Video-Beamer, viele Fakten und Formeln. Damit ist kaum Applaus zu erwarten. Auch Steinmetz wartete vergebens. „Das ganze Universum lässt sich in einer Formel zusammenfassen“, verblüffte er seine jungen Zuhörer dann doch. Die Formel entstammt Einsteins Relativitätstheorie. Leider lässt sie sich nur unter bestimmten Voraussetzungen lösen. Diese Voraussetzungen bereiten den Physikern Kopfschmerzen. Denn wenn Einstein Recht hat, müsste das Universum in seine Mitte zusammenfallen. Steinmetz lässt seinen Schlüsselbund fallen. Die gleiche Gravitation, die seinen Schlüssel zu Boden fallen lasse, müsste auch das Universum zurück in seine Mitte ziehen, erläutert er. Das tut es aber nicht. Hatte Einstein also unrecht? Nein. Denn es gibt noch andere Kräfte im Universum. Nur welche? Das wissen auch die Wissenschaftler nicht so genau. Alles was sie wissen, ist, dass alles, was sich am Sternenhimmel erblicken lässt, gerade einmal ein Prozent des gesamten Universums ausmacht. Und der Rest? „Für zehn Prozent haben wir eine Idee. Alles andere ist dunkle Materie“, erklärt Steinmetz. Genaueres kann auch der Experte nicht erklären. Aber: „Wenn es die dunkle Materie gibt, sollte sie in den nächsten zehn bis 15 Jahren im Labor gefunden werden.“ Hier hätten wir schon mal eine Aufgabe für einen der versprochenen Nobelpreise. Auch die Erforschung eines anderen Phänomens dürfte den Nobelpreis bringen. Denn das Universum weigert sich nicht nur in sich zusammenzufallen, es dehnt sich auch noch aus. Und das schneller, als es Berechnungen der Experten zufolge sollte. Einen Erklärungsansatz dazu liefert wieder einmal Einstein mit seiner kosmologischen Konstante. Unglücklicherweise muss es dazu wieder etwas geben, was die Forscher bisher noch nicht nachweisen können: Dunkle Energie. Das bleibt den meisten Zuhörern aber doch zu unverständlich. Nach so viel dunklen Themen in dunkler Atmosphäre freuten sich die Schüler darauf, wieder ins Freie zu kommen. Dort wartete Sonnenschein und die Gaukler, deren Tricks irdischer und heiterer sind, als das groteske Universum mit seinen dunklen Seiten. Heute unter anderem im Lustgarten: „Kein Licht ohne Einstein – moderne Lichtquellen“, Vortrag Prof. Dieter Nehler, 10 Uhr, ab Klasse 11; „Unruhige Nanowelt – Brown“sche Bewegung und molekulare Motoren“, Vortrag Prof. Reinhard Lipowsky, 11 Uhr, ab Klasse 11; „Dem Echo des Urknalls lauschen“, Vortrag Dipl.-Phys. Sascha Skorupka , 13 Uhr, ab Klasse 10.

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