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Landeshauptstadt: Das Vergessen verhindern, das Bewusstsein schärfen

Potsdamer gedachten zum 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz der Opfer des Holocaust

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Potsdamer gedachten zum 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz der Opfer des Holocaust Von Christiane Fenske und Dirk Becker Innenstadt - Schnee wie vor 60 Jahren, als am 27. Januar 1945 vier sowjetische Soldaten zu Pferde mehr durch Zufall das Lager bei Auschwitz entdeckten. Über 5000 entkräftete Häftlinge, die zurück geblieben waren. Baracken, Stacheldraht und die Trümmer der fünf Krematorien, nur schlecht verwischte Spuren eines industriellen Massenmords, dem hier über eine Million Menschen zum Opfer fielen. Schnee gestern Mittag im Innenhof der Gedenkstätte in der Lindenstraße 54. Gut 20 Anwesende, darunter die Sozialbeigeordnete Elona Müller und die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Birgit Müller, die mit Worten, Blumen und einer Schweigeminute des Unfassbaren zu gedenken versuchten. Ein Jahrestag der Befreiung, der das Vergessen der Millionen Opfer des nationalsozialistischen Mordens verhindern, genauso wie er wachrütteln, das Bewusstsein schärfen soll für „extremistisch motivierte Gewalt und braunes Gedankengut“, die immer wieder und immer offener in Erscheinung treten, wie der Vorsitzende der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54, Claus Ladner, in seiner kurzen Rede betonte. Auch am Mahnmal auf dem Platz der Einheit wurde gestern mit einer Kranzniederlegung der Opfer des Holocaust gedacht. In Anwesenheit der Beigeordneten Elke von Kuick-Frenz, Birgit Müller und dem Landtagsabgeordneten Hans-Jürgen Scharfenberg (PDS) legten Mitglieder der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ Kränze nieder. Hans-Gerhard Cheim als Mitglied der Vereinigung erinnerte gleichzeitig an die ermordeten Menschen in anderen Vernichtungslagern und gedachte der getöteten Sinti und Roma. Cheim forderte die Anwesenden auf, im Kampf gegen Antisemitismus zusammenzustehen. „Ich erinnere mich, um zu verhindern, dass wieder antisemitische Ideen aufkommen können“, sagte Cheim in seiner kurzen Ansprache. Rudolf Slonina, Vorsitzender der Vereinigung, hob die Notwendigkeit der Gedenkveranstaltung ebenfalls hervor. „Es ist unsere Aufgabe, allen Menschen, vor allem auch den Jugendlichen aufzuzeigen, was der Faschismus gemacht hat“, sagte Cheim. In der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ engagieren sich rund 70 Mitglieder in und um Potsdam auf Kundgebungen, in Schulen und persönlichen Gesprächen, um an die Verbrechen des Naziregimes zu erinnern und für Toleranz zu werben. Der Einladung zur Gedenkkundgebung des Linken Bündnis Potsdam waren am Abend rund 30 meist junge Teilnehmer gefolgt, die ebenfalls am Mahnmal für die Opfer des Faschismus Blumen niederlegten und Kerzen entzündeten. „1,2 Millionen Menschen wurden in Auschwitz umgebracht und die Deutschen haben sich nicht gefragt, wo sie sind“, sagte Thomas Ott, Mitglied des Bündnisses. Wenn Auschwitz irgendeinen Sinn haben könne, dann nur den der Warnung. Zwar verliere die Geschichte durch weniger werdende Zeitzeugen ihre unmittelbare Authentizität, nicht jedoch die Aussage. Die Erinnerung an die Verbrechen müsse wachgehalten werden. Dann könne keiner sagen, er habe nichts gewusst.

Christiane Fenske, Dirk Becker

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