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Landeshauptstadt: „Das Vertrauen muss noch wachsen“

Die Beate Fernengel wurde zur neuen Potsdamer IHK-Präsidentin gewählt – mit Gegenstimmen

Von Matthias Matern

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Sie ist ihrer Meinung nach nicht nur die Richtige für das Amt – sie war offenbar auch die Einzige, die es haben wollte: Am gestrigen Mittwoch hat die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) die 48-jährige Direktorin des Potsdamer arcona Hotels am Havelufer, Beate Fernengel, zur neuen IHK-Präsidentin gewählt. Seit dem Rücktritt des wegen Verschwendungsvorwürfen in die Kritik geratenen bisherigen Präsidenten Victor Stimming im November des vergangenen Jahres hatte sie als Vize-Präsidentin die Kammer kommissarisch geführt. Bereits bei der Präsidiumssitzung Ende April hatte Fernengel ihre Bereitschaft signalisiert, für das Amt des Präsidenten kandidieren zu wollen. Sie blieb bis zum Schluss die einzige Bewerberin.

Die vollständige Aufklärung des Falls Stimming, der letztlich auch dem früheren IHK-Hauptgeschäftsführer René Kohl den Job gekostet hatte, und das Wiedergewinnen verlorenen Vertrauens hatte Fernengel bereits vor der gestrigen Wahl zu einem ihrer wichtigsten Ziele erklärt. „Ich bin guter Dinge, dass wir das Schiff bald wieder in ruhigeres Fahrwasser bekommen“, sagte die neue IHK-Präsidentin am Mittwochabend nach der Vollversammlung. Fernengel räumte aber auch ein, dass es durchaus einige Gegenstimmen gegeben habe. „Das zeigt, dass das Vertrauen noch wachsen muss.“ Wie viele der insgesamt 78 Mitglieder der Vollversammlung sich gegen sie ausgesprochen hatten, blieb offen. Das Protokoll müsse erst angefertigt werden, das Wahlergebnis sei aber so eindeutig gewesen, dass man die Stimmen nicht zweimal habe ausgezählen müssen, ergänzte IHK-Sprecher Detlef Gottschling.

Der finanzielle Schaden, der der IHK Potsdam durch die Stimming-Affäre entstanden ist, hat die neue Kammerführung wie berichtet von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG aufarbeiten lassen. Er soll sich auf rund 500 000 Euro belaufen. Angesichts der Summe hatte sich Fernengel fassungslos gezeigt. Stimming aber, gegen den nach wie vor die Staatsanwaltschaft Potsdam wegen Untreueverdachts ermittelt, hatte zunächst versucht, die Offenlegung des Prüfberichts zu verhindern. Derzeit liegt er unter Verschluss bei der Staatsanwaltschaft und der IHK. Vergangene Woche habe Stimming den Bericht in der Kammer einsehen können, sagte Fernengel gestern. „Eine Einigung gibt es noch nicht.“

Dafür hat die IHK Fernengel zufolge bereits erste Maßnahmen getroffen, Entwicklungen wie unter Stimming künftig zu vermeiden. So sei auf der Vollversammlung die Satzung dahingegend geändert worden, dass die Amtsperiode für den Präsidenten künftig auf höchstens zweimal fünf Jahre beschränkt ist. Außerdem sei entschieden worden, dass das Präsidium künftig nicht mehr über die Pensionsleistungen für den Präsidenten zu befinden habe, informierte die neue IHK-Präsidentin.

Aufgebrochen werden soll zudem die zentralistische Ausrichtung der IHK. Das zumindest war offenbar einer der Wünsche, den Fernengel bei einem ihrer Unternehmensbesuche im vergangenen halben Jahr mit auf den Weg bekommen hat. Das Potenzial der Regionalcenter müsse ausgebaut werden, forderte die neue Kammerpräsidentein dementsprechend am Mittwochabend. „Da gibt es einen Riesenbedarf. In der Vergangenenheit sind die Regionalcenter viel zu kurz gekommen.“

Auf den Weg gebracht wurde laut Fernengel mittlerweile auch die Ausschreibung für die Neubesetzung des Postens des Hauptgeschäftsführers. Kohl ist wie berichtet mittlerweile Geschäftsführer der Potsdamer Sicherheitsfirma GSE Protect. Am 3. Juli soll der neue Hauptgeschäftsführer der Kammer bestimmt werden. Matthias Matern

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