Von Thomas Gantz: „Das war Dramatik pur“
Der SC Potsdam holte sich beim 3:2 in Sinsheim die ersten Auswärtspunkte/Sonntag kommt Wiesbaden
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Als das Bravourstück am späten Mittwochabend tatsächlich perfekt gemacht worden und die Anspannung langsam abgefallen war, empfand Sandra Landvoigt ein erhebliches Maß an Leere. „Das war Dramatik pur. Die Partie ging dermaßen an die Substanz, dass ich danach vom Kopf her völlig fertig war“, erzählte der Mannschaftskapitän des Volleyball-Bundesligisten SC Potsdam gestern Nachmittag nach der Rückkehr vom mit 3:2 (25:18, 25:16, 19:25, 21:25, 18:16) gewonnenen Spiel beim Mitaufsteiger SV Sinsheim. Es war der erste Erstliga-Auswärtssieg der Potsdamerinnen. Zustande kam er nach vor 750 Zuschauern nach 127 Spielminuten und unter ungewöhnlichen Umständen.
In der schlecht beheizten Messehalle 6 in Sinsheim, in der nur das Spielfeld ordentlich ausgeleuchtet war, bestimmten die Gäste zunächst das Spielgeschehen deutlich. Als der SV Sinsheim dann jedoch den personellen Wechsel hin zu der sehr talentierten, in den Meisterschaftsspielen jedoch meist nur als eine Art Edeljoker eingesetzten Anne Vorsatz vornahm, hatte dies nachhaltige Auswirkungen auf den sportlichen Verlauf der Spielabschnitte drei und vier. Im Tiebreak lag der SC Potsdam dann schnell mit 0:3 zurück, führte mit 12:9 und hatte schon zwei Spielbälle vergeben, ehe doch noch gejubelt werden konnte.
Nach siebeneinhalbstündiger Busfahrt war das Team gestern erst um 6.30 Uhr wieder in Potsdam. Sandra Landvoigt hatte da den Schalter bereits wieder umgelegt und ging nach einigen Stunden Schlaf ab 12 Uhr wieder ihrer Arbeit im Bergmann-Klinikum nach.
Ob der Coup von Sinsheim womöglich mit der stärksten oder reifsten Saisonleistung des SC Potsdam verbunden war? Sandra Landvoigt nimmt diese Bewertung für den Verlauf der ersten beiden Sätze in Anspruch. „Da hat bei uns wirklich alles geklappt“, sagte die 32-Jährige, die in ihrer Laufbahn auch schon für Hamburg und Suhl um Erstligapunkte gespielt und jede Menge Erfahrungen gesammelt hat. Sie kann sich deshalb auch, was den Schwierigkeitsgrad der bevorstehenden Aufgabe am kommenden Sonntag daheim gegen den 1. VC Wiesbaden (14 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee) angeht, eine entsprechende Bewertung erlauben.
„Wiesbaden hatte vor der Saison etliche neue Spielerinnen geholt. Scheinbar haben die sich mittlerweile richtig gut eingespielt“, so ihr Urteil über den Tabellenführer, der sich schon sehr lange und hartnäckig auf den Spitzenplätzen hält und dem SC-Cheftrainer Michael Merten inzwischen sogar gewisse Möglichkeiten auf den Gewinn des Meistertitels zubilligt. Merten: „Wie die sich da oben behaupten, ist für mich mittlerweile keine Überraschung mehr.“
Das erste Heimspiel der Rückrunde bringt dem Potsdamer Volleyball-Publikum die Begegnung mit einer ganz Großen des internationalen Frauenvolleyballs. Xiaojun Yang führte die chinesische Auswahl 1984 in Los Angeles als Annahmespielerin zum Olympiasieg und wurde im Jahr darauf gleich noch einmal Weltmeisterin. Heute trainiert die 46-Jährige den 1. VC Wiesbaden, bei dem mit Steffi Lehmann und Josephine Dörfler zwei frühere SC-Spielerinnen unter Vertrag stehen.
Thomas Gantz
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