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Aus dem GERICHTSSAAL: „Das war im Effekt!“

Schläge und üble Schimpfworte / 300 Euro Strafe

Stand:

Früher wurde Paula P.* (26) oft von Kontrolleuren in Bus und Bahn erwischt, weil sie ohne Fahrschein unterwegs war. Sie kassierte geharnischte Geldstrafen für knapp zwei Dutzend Schwarzfahrten. Jetzt hat Paula eine Monatskarte, erzählt ihr Anwalt vor Gericht. Dafür muss sich die kahlgeschorene Frau nun wegen Körperverletzung und Beleidigung verantworten. Am frühen Morgen des 14. Februar 2009 soll sie im Kirchsteigfeld einen Mann mit Fäusten und üblen Worten attackiert haben. Paula P. bestreitet den Vorfall nicht, versucht allerdings, ihm einen harmloseren Anstrich zu verleihen. Auch diesmal geht es wieder ans „Eingemachte“. Paula P. muss ein Monatseinkommen als Strafe zahlen. In ihrem Fall sind das 300 Euro.

Die Angeklagte stammt aus schwierigen Familienverhältnissen und trinkt mitunter mehr, als ihr guttut. Sie ist nur eingeschränkt schuldfähig, wie ihr ein Gutachter bescheinigt. Deshalb steht sie unter Betreuung. Vor Gericht spricht Paula P. rekordverdächtig schnell, verhaspelt sich mehrmals. „Ich stand mit meiner Freundin an der Straßenbahnhaltestelle. Da kam plötzlich ein Mann mit seinem Auto angebraust. Er hielt, sprang raus und brüllte uns an, dass wir sein Fahrzeug demoliert hätten“, erzählt Paula P. „Dann hat er mich geschubst. Meine Freundin ging dazwischen. Da schubste er sie auch. Wir fielen beide zu Boden.“ Als sie sich aufgerappelt hatte, habe sie versucht, dem Mann einen Faustschlag zu verpassen. „Der ging daneben. Schwuchtel habe ich nicht zu ihm gesagt, aber Arschloch.“

Torsten T.* (40) im Zeugenstand: „Ich war gerade im Bad, als ich zwei laute Stimmen auf der Straße hörte. Eine war sehr aggressiv, die andere klang klagend.“ Als er aus dem Fenster schaute, habe er gesehen, wie die Angeklagte eine Person mit auffällig rotgefärbten Haaren mehrfach auf die Motorhaube seines Autos drückte. „Ich ging runter, aber da waren die beiden schon weg. Mein Auto wies deutliche Kampfspuren auf. Ich bin ihnen hinterhergefahren, um sie zur Rede zu stellen“, so der Angestellte. An der nahegelegenen Haltestelle habe er das Duo in bester Stimmung angetroffen. „Das hat mich schon verwundert“, berichtet der Potsdamer. Dann seien ihm beide „von Null auf Hundert an den Kragen gegangen. Die Damen hatten eine starke Alkoholfahne.“ „Ich habe mich überhaupt nicht mit meiner Freundin gestritten. Der Mann lügt“, protestiert Paula P. erregt. Doch selbst der Verteidiger hält dagegen: „Der Zeuge war glaubwürdig. Ich habe keine Chance, einen Freispruch herauszuholen.“ (*Namen geändert.) Hoga

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