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Landeshauptstadt: Das war“s für die Dose

Rücknahmepflicht von Einwegverpackungen wird durch eigene Systeme umgangen – Potsdam nahezu büchsenfrei

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Rücknahmepflicht von Einwegverpackungen wird durch eigene Systeme umgangen – Potsdam nahezu büchsenfrei Von Nicola Klusemann Das praktische Büchsenbier für unterwegs suchen Fans der Leichtverpackung auch in Potsdam nahezu vergebens. Seit Einführung des Einweg-Pfands Anfang dieses Jahres sind die Getränkedosen mehr und mehr aus den Regalen verschwunden. Noch vor dem gestrigen Ablaufen der Übergangsfrist für die Rücknahme von Getränkedosen und Einwegverpackungen haben viele Einzel- und Großhändler die Büchse ganz aus ihrem Sortiment genommen. Allein in der Berliner Kindl-Brauerei, die auch das Potsdamer Rex-Pils braut, wurde die Büchsenabfüllung um 80 Prozent reduziert. Die Nachfrage regelt das Angebot. Die Cleveren sind fein raus. Mit so genannten „Insellösungen“ oder Beschränkung auf ausschließlich Mehrwegflaschen umgehen viele der gängigen Supermarkt- und Discounterketten die seit gestern gültige generelle Rücknahmepflicht von Dosen und Einwegflaschen. Ähnlich wie beim Mehrwegsystem müssten alle Flaschen zurückgenommen werden, die in „Umverpackung, Güte und Form“ übereinstimmen mit jenen, die im Geschäft zu kaufen sind, erklärt Günter Päts, stellvertretender Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Brandenburg e.V. Darum haben Ketten wie Aldi oder auch die Rewe- und Penny-Märkte individuelle Formen für Kunststoffflaschen entwickelt und mit einem besonderen Zeichen versehen – Verwechselung ausgeschlossen. Solche firmeneigenen Systeme garantierten den Unternehmen, dass sie nur Einweg-Pfand auszahlen müssen, das sie zuvor kassiert haben. Der Verbraucher kann seinerseits eine solche Spezialflasche in jeder Filiale der jeweiligen Kette zurückgeben. So entstanden verschiedene firmenspezifische Pfandsysteme parallel zueinander. Dosen, weil formgleich, fielen bei den meisten ganz aus dem Programm. „Ein Chaos“, findet der stellvertretende Geschäftsführer des Einzelverbandes. Die Kaiser“s Tengelmann AG mit einem Geschäft beispielsweise in der Brandenburger Straße habe bereits am 16. Juni komplett auf das alt bewährte Mehrwegsystem umgestellt, erklärt Unternehmenssprecherin Christa Golly. Rewe-Märkte, sieben gibt es davon in der Landeshauptstadt, haben ebenfalls bis auf die Eigenmarke zur Gänze auf Einweggetränke-Verpackungen verzichtet, Dose eingeschlossen, erklärt David Pohle, stellvertretender Marktleiter in der Roseggerstraße. Die Mineralölgesellschaften üben den Schulterschluss. Sie einigten sich nach Information der Shell&Dea Oil GmbH auf ein einheitliches Pfandlogo, das ab sofort auf allen Einwegpfandflaschen in allen Tankstellen bundesweit prangt. Tankende können somit auch überall ihr Pfand zurückbekommen – das lästige Vorzeigen von Pfandbons entfällt. Als „Gallier im Reich der Einwegverpackungen“ indes versteht sich das Unternehmen Getränke Hoffmann mit fünf Zweigstelle in Potsdam. Man habe ein ganz offenes System und wolle den Verbraucher entscheiden lassen, sagt Mario Benedikt, Leiter Einkauf/Marketing beim Getränkehändler. So gebe es Mehrweg, die Insellösung Hoffmann-Isy-Pfand mit Rückgabemarke und auch noch die gute alte Dose. Der Bierbüchsenverkauf sei zwar seit Einführung des Einwegpfands um die Hälfte zurückgegangen. Trotzdem werde man die Bierdose nicht aus dem Sortiment nehmen, um das Angebot für den Kunden zu erhalten, so Benedikt. Bei Getränke Hoffman gilt: Alle Dosen, die ab dem 1. Oktober gekauft wurden, werden anstandslos zurückgenommen – ohne Pfandmarke.

Nicola Klusemann

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