Landeshauptstadt: Das Wasser scheint viel zu tief
Keine Einigung im Streit um Garnisonkirche
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Innenstadt - Die Stadtverordnete Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) möchte die um die Wiederrichtung der Garnisonkirche streitenden Parteien an einen Tisch bringen. Im „Brandenburgischen Gespräch", das die Stiftung Preußisches Kulturerbe am Sonnabend im Mercure-Hotel veranstaltete, schlug sie ein Treffen des Stiftungsvorstandes mit der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Kirche vor. Es sollte, geleitet von einem neutralen Moderator, Möglichkeiten der Verständigung ausloten. Dafür handelte sich Hüneke allerdings einen Rüffel des dem Stiftungsrat angehörenden Diskussionsleiters Karl Feldmeyer ein. Sie könne Anregungen geben, die Entscheidungen treffe die Stiftung selber, erklärte er barsch. Auch der Ratsvorsitzende der Kulturerbe-Stiftung, Max Klaar, machte gegenüber PNN deutlich, dass er nichts von einem solchen Gespräch hält. Partner für ihn sei die Stadt. Sie müsse entscheiden, ob sie die Kirche wie von der Stiftung gefordert als Gotteshaus wieder aufbaue oder dafür andere Nutzungen wie ein Versöhnungszentrum vorsehe. In diesem Fall verbiete es die Stiftungssatzung, die dort geparkten 5,7 Millionen Euro für den Wiederaufbau freizugeben.
Diese Aussage erscheint insofern enttäuschend, als sich die Streitparteien in jüngster Zeit sachlich gesehen aufeinander zu bewegt hatten. So nannte Klaar „die Beschränkung zunächst auf den Wiederaufbau des Garnisonkirchturms eine Option; er wäre dann noch keine Kirche, sondern lediglich eine touristische Attraktion und ein wiedergewonnenes Wahrzeichen Potsdams". Für die Fördergesellschaft kündigte Vorsitzender Johann-Peter Bauer gegenüber PNN überraschend an, man wolle in der Satzung für die 2008 zu gründende Wiederaufbaustiftung auf den Begriff „Versöhnungszentrum" verzichten.
Max Klaar nahm diese Mitteilung skeptisch auf. Das geplante Versöhnungszentrum beruhe auf dem von der Synode, also dem Kirchenparlament, beschlossenen Konzept. Er glaube nicht, dass es durch die Fördergesellschaft und deren beabsichtigte Stiftung geändert werde könne. Für ihn sei eine Kirche stets ein Ort der Versöhnung, aber zwischen Gott und Mensch und nicht zur Aufarbeitung der Geschichte.
In der Podiumsdiskussion hatten zuvor wie Saskia Hüneke sowohl der Publizist Alexander Gauland als auch der kulturpolitische Sprecher der Landtagsfraktion der Linken, Gerd-Rüdiger Hoffmann, bedauert, dass man sich in Potsdam weder auf ein Gesamtkonzept zur historischen Mitte noch über den Wiederaufbau der Garnisonkirche einigen könne. Bei den festgefahrenen Positionen sei dies in naher Zukunft auch nicht zu erwarten. Als einen Hauptgrund sieht Gauland die historisch unhaltbare, aber immer wieder kolportierte These, die „das alte Preußen zum Vorläufer von Auschwitz“ erklärt. „Wir müssen uns nicht dafür entschuldigen, dass wir das Stadtschloss und die Garnisonkirche wieder aufbauen wollen“, erklärte er. „Mit Hitler hat das nichts zu tun.“ Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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