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Sport: „Das wird ein ganz heißer Tanz“

Herthas Amateur-Trainer Karsten Heine zur Oberliga-Spitzenpartie gegen Verfolger SV Babelsberg 03

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Herthas Amateur-Trainer Karsten Heine zur Oberliga-Spitzenpartie gegen Verfolger SV Babelsberg 03 Die Amateure von Hertha BSC empfangen am Sonntag als Spitzenreiter der Nordost- Oberliga-Staffel Nord den zwei Punkte schlechteren Tabellenzweiten SV Babelsberg 03 zum Spitzenspiel. Trainiert werden die Hertha-Bubies von Karsten Heine (49), der von 1997 bis 1999 den SVB in der Regionalliga coachte und bei den Berliner in der Winterpause Dirk Schlegel beerbte. Ihre Truppe macht den Titelkampf besonders spannend, Herr Heine. Stimmt. Vor acht Wochen war ja nicht mal mehr annähernd zu erwarten, dass es noch einmal so spannend wird. Wir waren schon sieben Punkte, rechnerisch fast zehn, hinter Babelsberg, und hatten eigentlich nicht mehr damit gerechnet, wieder nach vorn zu kommen. Aber wir nahmen uns vor, unsere Hausaufgaben zu machen. Das hat sich gelohnt. Die Frage zielte eher auf Herthas 1:2 am letzten Sonntag in Neustrelitz, durch das Ihre Elf statt fünf nun nur noch zwei Punkte vor Babelsberg 03 liegt. Wie erklären Sie sich diesen Ausrutscher? Da sind wir im Verein mit Rostock, Babelsberg und auch Yesilyurt, die ebenfalls alle gegen Neustrelitz Federn ließen. Was jetzt keine Entschuldigung sein soll. Aber uns war schon klar, dass wir nun nicht völlig ohne weiteren Punktverlust durchmarschieren würden. Wir sind am Sonntag auf eine Mannschaft getroffen, die diesmal sicher optimal spielte, während wir unsere Möglichkeiten nicht nutzten, durch einen groben individuellen Fehler den Rückstand hinnehmen mussten – und dann war das Ding gegessen. Das ist einerseits schade. Andererseits war es nochmal ein Aufrüttler zur richtigen Zeit. Wir haben es – insofern stimme ich Ihnen zu – nochmal richtig spannend gemacht und stehen am Sonntag zu Hause gegen Babelsberg vor einem tollen Endspiel. Was macht Sie sicher, dass Ihre Mannschaft dieses Endspiel gewinnen wird? Mich macht gar nichts sicher. Wir werden jetzt nicht sagen, wir würden die Babelsberger am Sonntag vom Hof fegen. Wir freuen uns auf ein attraktives und mit Sicherheit spannendes Spiel und werden natürlich alles daransetzen, unsere bisherige erfolgreiche Rückrunde mit drei weiteren Punkten zu bereichern. Gebucht sind diese Punkte aber noch nicht. Wir wissen sehr wohl, dass auch die Babelsberger nochmal alle Kräfte mobilisieren werden. Das wird am Sonntag ein ganz heißer Tanz. Der Druck auf Herthas Amateure, in die Regionalliga aufzusteigen, ist groß. Im Fußball ist Druck immer gut, das sehe ich allerdings nicht als Nachteil. Wir waren eigentlich schon hoffnungslos abgeschlagen und versuchen nun natürlich, die Chance, die wir noch einmal bekommen haben, zu nutzen. Da haben wir aber nicht weniger Druck als die Babelsberger. Wird denn der einstige Bundesliga-Torschützenkönig Michael Preetz, der seit kurzem wieder trainiert, schon dazu beitragen? Das ist noch völlig offen. Wir sind beide im Gespräch, aber der Micha muss sich erst einmal wieder hundertprozentig fit fühlen. Heute ist es noch viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen. Hertha hat bei den Amateuren immer wieder Profis aus der ersten Mannschaft eingesetzt; beispielsweise Artur Wichniarek, Niko Kovac, Denis Lapaczinski oder zuletzt Thorben Marx. Können Sie nachvollziehen, dass andere Oberligisten von Wettbewerbsverzerrung sprechen? Man muss akzeptieren, dass verschiedene Meinungen darüber herrschen. Wobei jeder Trainer weiß, dass auch so etwas nicht komplikationsfrei ist. Wenn wir beispielsweise einen Thorben Marx nach siebenmonatiger Verletzung erstmals einsetzen, weil er Spielpraxis sammeln soll, muss das nicht immer ein Vorteil sein. Außerdem ist es ja nicht so, dass wir uns – weil wir nun gegen Babelsberg spielen – alle Profis, die möglich sind, in die Oberligamannschaft holen. Deren Einsatz erfolgt unabhängig vom Gegner. Er ist nur der Situation geschuldet, ob ein Spieler nach Verletzung oder nach langer langer Zeit mal wieder Spielpraxis sammeln muss. Das gehört mit zur Aufgabe unserer Amateurmannschaft, ebenso wie die Ausbildung junger Fußballer. Vorwürfe, wir wären schon lange keine Ausbildungsmannschaft mehr, sind falsch. Jetzt spielt zwar Rene Tretschok bei uns, dafür aber zwei andere ältere Spieler nicht. Und wir haben unter anderem mit Oliver Hampel, der leider zur Zeit verletzt ist, Aschkan Dejagah und Pascal Bieler drei A-Jugendliche in unserer Mannschaft, die wir ausbilden. Sie können zum Teil auch in der kommenden Saison noch in der A-Jugend spielen, sind aber schon bei uns integriert, um sie an höhrere Anforderungen heranzuführen. Wir machen also schon das eine, ohne das andere zu lassen. Wie gefällt es Ihnen, wieder als Trainer eine Mannschaft zu formen und Wochenende für Wochenende an der Seitenlinie zu agieren? Ich hatte in den letzten Jahren gemerkt, dass mir etwas fehlt, und habe deshalb, als die Anfrage von Hertha kam, mich dafür entschieden. Das ist hier eine äußerst reizvolle Aufgabe, die ich vor vielen Jahren schon einmal gemacht hatte. Daher habe ich nicht lange überlegt und bin dorthin gegangen, wo ich die größte Freude bei meiner Arbeit finde. Davor waren Sie seit Ihrem Abschied vom SV Babelsberg 03 bei Spielerberater Jörg Neubauer beschäftigt. Ich war dort für Talentesichtung verantwortlich und habe mir in den letzten Jahren sehr viele Fußballspiele angeschaut – vom Nachwuchs bis zur ersten Bundesliga. Außerdem habe ich viel bei Vereinen hospitiert. Das war alles eine tolle Erfahrung und eine interessante Zeit, aber irgendwie hat doch die Arbeit auf dem Platz gefehlt. Wird denn die Partie am Sonntag für Sie als ehemaligem Babelsberger Trainer eine besondere sein? Natürlich, obwohl ich von den jetzigen Spielern nur mit Heiko Bengs, Hendryk Lau und Denis Novacic, den ich beim 1. FC Union trainierte, aus eigener Arbeit kenne. Wir hatten damals eine schwere Zeit mit Babelsberg, trotzdem habe ich in der Mehrzahl nur gute Erinnerungen. Beispielsweise hat der SVB tolle Fans. Als ich mir kürzlich Babelsbergs Heimspiel gegen Frankfurt ansah, habe ich einmal mehr bestätigt bekommen, wie toll diese wirklichen Fans die Mannschaft unterstützen. Deshalb freue ich mich auch jetzt auf eine sicher tolle Atmosphäre in unserem Stadion, das ja sonst immer relativ leer ist. Und was sagen Sie zum Werdegang des SVB in dieser Saison? Ich denke, dass sich Babelsberg nach den letzten negativen Erlebnissen mit Abstieg und Insolvenz wieder sehr gut gefangen hat. Vor dieser Leistung kann man nur großen Respekt haben. Wie die Mannschaft trotz vieler Unkenrufe – die ich nie teilte – jetzt wieder ganz entscheidend mit um den Aufstieg in die Regionalliga kämpft, das zeigt, dass es eine Truppe mit Charakter ist und dass von Peter Ränke dort eine gute Arbeit geleistet wird. Was tippen Sie für Sonntag? Kein Ergebnis, nur soviel: Es wird ein völlig offenes Spiel, auf das wir uns alle freuen sollten. Und ich hoffe, dass die sicherlich zahlreichen Zuschauer auch entsprechende Qualität zu sehen bekommen. Das Interview führte Michael Meyer

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