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Links und rechts der Langen Brücke: Das wirft neue Fragen auf

Jan Brunzlow über den orientalischen Basar der Jugendkulturförderung

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Diese Falle hat sich die Verwaltung wieder einmal selbst gestellt. Lange wurde hinter verschlossenen Türen nach neuen Betreibern für die beiden größten Kulturzentren der Stadt, den Lindenpark und das Waschhaus gesucht, bevor im November neue Betreiber präsentiert wurden. Was nach diesem Interessenbekundungsverfahren, das für das Überleben Potsdamer Kulturstandorte initiiert worden ist, begann, erinnert an einen orientalischen Basar. Die potenziellen Betreiber präsentierten der Stadt ihre Rechnung – und die Verwaltung musste sich entscheiden. Auf die Forderungen eingehen oder nicht. Die Konsequenz bei einem Nein wäre womöglich das Aus beider Einrichtungen gewesen. Sie konnten kaum anders als sich darauf einzulassen, eine Art Schuldbekenntnis zu leisten und sich in die nächste Bredouille zu manövrieren. Denn nun muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, bislang an der Realität vorbei gefördert und zu spät reagiert zu haben. Denn eines werden die bisherigen Betreiber jetzt behaupten dürfen – mit dieser Förderung wären sie womöglich nicht in die finanzielle Schieflage geraten, die letztlich in beiden Fällen zum Insolvenzrichter geführt hat.

Bei der neuen Fördersumme, die künftig von Stadt und Land überwiesen wird, geht es nicht um Kleckerbeträge. Es geht um hunderttausende Euro, die nun jedes Jahr zusätzlich fließen sollen. Dass das für einen qualitativ hochwertigen Betrieb nötig ist, daran gibt es wohl keinen Zweifel. Aber es wirft die Frage auf: Hätte bei dem Interessenbekundungsverfahren unter den jetzt bekannten Fördermittelbedingungen womöglich ein anderer Bewerber gesiegt? Es geht auch um einmalige Sonderzahlungen für die Sanierung des Hauses Lindenpark. Für jenen Standort also, für den die frühere Betreiberin sogar mit ihrem Privathaus gebürgt hatte, um den Kulturstandort überhaupt sanieren zu können 

Die Pleite des Lindenparkes hat auch den Jugendklub S13 und den Spartacus in der Innenstadt mit in den Sumpf gezogen. Dafür könnten nach langem Leerlauf nun endlich Lösungen gefunden werden. Obwohl der Aufsichtsrat des städtischen Unternehmens gestern eine kostenlose Übergabe eines zum Verkauf stehenden innenstadtnahen Grundstücks verneint hat – zurecht. Eine Klärung ist dennoch erforderlich. Allerdings setzt sich die Stadt bei einer größeren Investition wieder dem Vorwurf aus, erst die in Not geratenen Jugendprojekte angemessen zu unterstützen. In dieser Stadt gibt es andere Jugendklubs als den derzeit heimatlosen S13, die mit wenig Geld und maroden Immobilien – wie das Ribbeckeck – an wirklich heiklen Ecken in der Landeshauptstadt auskommen müssen. In der Waldstadt operiert der Verein Breitband an einer ständig blutenden Wunde, auch in Fahrland gibt es eine schwierige Jugendklubklientel. An diesen exemplarisch genannten Standorten müsste ebenfalls investiert werden.

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