Landeshauptstadt: Das Wort „Streik“ ist nicht gefallen
Assistenzärzte aber durch nicht ärztliche Tätigkeiten belastet – Krisengespräch anberaumt
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Innenstadt - Die Ärzte des Klinikums Ernst von Bergmann wollen nicht streiken. Das sagte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Petra Kirbs, gestern den PNN: „Eine derartige Absicht wurde nicht an uns herangetragen“, so Kirbs. Auch der Sprecher der Assistenzärzte des 1000-Betten-Krankenhauses, Bert Mattaees, bestätigte, dass unter den Assistenzärzten „das Wort Streik“ bisher „nicht gefallen“ sei. Kirbs räumte allerdings ein: „Es gibt Probleme.“ Diese würden noch in dieser Woche in einer internen Krisensitzung mit Geschäftsführung und Assistenzärzten besprochen.
Ein Diskussionspunkt werden dabei laut Mattaees vor allem die zusätzlichen Arbeiten seien. Seit vor zwei Jahren das Abrechnungssystem mit den Krankenkassen geändert wurde, müssten auch die Assistenzärzte im Bergmann-Klinikum „nicht ärztliche Tätigkeiten“ – wie Dokumentationen – verrichten. „Die sind in der normalen Arbeitszeit nicht zu schaffen“, so Mattaees.
Nach Angaben des Geschäftsführers Wilhelm Kahle arbeiten rund 300 Ärzte im Klinikum, darunter 100 Chef- und Oberärzte und 200 Assistenzärzte. Das Schichtsystem würde laut Kahle von Station zu Station unterschiedlich gehandhabt. Normal sei, dass die Frühschicht morgens um 7 Uhr beginnt und um 15.30 Uhr endet. Die Spätschicht dauere von 11.30 bis 20 Uhr. In der Regel schließt für die Assistenzärzte der Bereitschaftsdienst an diese Schicht an. Bis um 7 Uhr früh muss der Dienst habende Arzt dann in der Klinik bleiben. Laut Kahle dürfe er dann nach 19-einhalb Stunden nach Hause gehen. Doch damit sei nach Meinung des Assistenzarztes Mattaes der Arbeitstag nicht beendet: „Es fällt Mehrarbeit an, die den Arbeitszeitrahmen sprengt.“
Im St. Josefs-Krankenhaus müssen die Ärzte 24-Stunden-Dienste leisten, so die Geschäftsführerin Adelheid Lanz. Ihr Krankenhaus beschäftigt 72 Ärzte: sechs Chefärzte, 19 Ober- und 47 Assistenzärzte, die nach den Richtlinien des deutschen Caritas-Verbandes bezahlt würden. Ungefähr zwischen 4000 und 4800 Euro Brutto im Monat würden die St. Josefs-Ärzte verdienen. Hinzu kämen die Gelder für die nächtlichen Dienste: Weniger als sieben soll ein Arzt im Monat leisten. Bis auf seltene Ausnahmen „wie Grippewellen oder der Bombenfund in der Bergmann-Klinik“ würde diese Vorgabe auch eingehalten, so Lanz. Für sechs Dienste im Monat erhält ein Arzt ihres Hauses Zuschläge zwischen 1000 und 1500 Euro Brutto. Laut Klinikum-Geschäftsführer Kahle bekämen seine Ärzte inklusive aller Zuschläge ein Jahresgehalt zwischen 70 000 und 80 000 Euro.
Das Gros der Assistenzärzte im Klinikum hätte auch kein Problem mit dem Tarifvertrag, so ihr Sprecher Mattaes. Allerdings müssten sie, falls das neue Arbeitszeitgesetz wie ursprünglich geplant ab 1. Januar 2006 in Kraft tritt, mit finanziellen Einbußen rechnen. Denn dann dürften sie Dienste nicht mehr zusätzlich zur Arbeitszeit leisten. In diesem Fall sei laut St-Josefs-Chefin Lanz aber auch die Facharztausbildung der Assistenzärzte gefährdet, weil diese statt Operationen durchzuführen „ein Viertel“ ihrer 40-Stunden-Woche im Nachtdienst verbringen müssten.
Die Facharztausbildung, die jetzt schon über fünf Jahre dauere, würde sich so erheblich verlängern, so Lanz. Zudem sei eine so begrenzte Einsatzfähigkeit der Ärzte ein großes organisatorisches Problem – gerade für ein kleines Haus wie das St. Josefs mit einer „sehr dünnen Personalschicht“.
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