Sport: „Das würde Ärger geben“
Turbine-Trainer Bernd Schröder über die Heimpartie gegen Frankfurt und Konsequenzen einer Spielabsage
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Turbine Potsdam will am Sonntag um 14 Uhr daheim gegen den FFC Frankfurt in die Frühjahrsrunde der Frauenfußball- Bundesliga starten, aber die Partie ist witterungsbedingt stark gefährdet. Wie sehr würde eine Spielabsage Ihren Verein treffen, Herr Schröder?
Sie wäre für uns sehr ungünstig. Zum einen wären die Termine, die für Nachholspiele vorgesehen sind, für uns nicht unproblematisch. Und zum anderen hat der FFC Frankfurt jetzt schon länger nicht mehr gespielt, da sein Heimspiel gegen Essen-Schönebeck am letzten Sonntag wegen Unbespielbarkeit seines Platzes ausfiel, während wir im Pokal aktiv waren. Wir sind gespannt, wie am Freitag über die Bespielbarkeit des Karl-Liebknecht- Stadions entschieden wird. Soviel vorweg: Sollte nur eins der geplanten zwei Spiele möglich sein und wegen eines Landespokalspiels am Samstag ein Bundesligaspiel ausfallen müssen, dann würde das Ärger geben. Unabhängig davon, wer Stadioneigentümer ist. Das würde niemand beim DFB verstehen.
Könnte Turbine angesichts der schwierigen Trainingsbedingungen in den vergangenen Wochen am Sonntag überhaupt gut vorbereitet in die Partie und die weitere Saison gehen?
Ich denke, dass alle Mannschaften Schwierigkeiten hatten, die nicht zehn Tage in südliche Trainingslager fliegen konnten. Hier gibt es kaum Wettbewerbsnachteile für uns, weil die Probleme bei allen Mannschaften ähnlich waren.
Sie haben in der Winterpause die Norwegerin Lisa Marie Woods verpflichtet. Wo vor allem kann sie Turbine helfen?
Das werden wir sehen, wenn sie wieder einsetzbar ist. Derzeit nämlich ist sie zu Hause in Norwegen. Sie war angeschlagen und hatte gesundheitliche Probleme, so dass sie nur 45 Minuten eines Vorbereitungsspiels bestritten hat und erst einmal zurück in ihre Heimat geflogen ist.
Deutscher Meister kann Turbine Potsdam in dieser Saison aus eigener Kraft nicht mehr werden. Ist für Ihre Mannschaft Platz zwei noch möglich?
Eine konkrete Antwort auf diese Frage wird erst nach dem Spiel gegen Frankfurt möglich sein.
Platz zwei würde in der kommenden Saison ja schon für die Teilnahme am internationalen Fußball reichen
und deshalb wollen wir das möglichst auch noch schaffen. Der Anreiz ist groß – aber auch für alle anderen Mannschaften, die sich jetzt noch Chancen dafür ausrechnen.
Im DFB-Pokal steht Ihre Mannschaft im Halbfinale, in dem am 13. April Zweitligist Wattenscheid 09 empfangen wird. Das Endspiel im Berliner Olympiastadion als eines Ihrer großen Saisonziele ist also greifbar nah. Kann Turbine deshalb den Rest des Spieljahres beruhigter als bisher angehen?
Das Pokalfinale scheint uns nun näher zu sein als die Meisterschaft, und durch den Gewinn des Hallencups in Magdeburg und den 1:0-Sieg imViertelfinale in Sindelfingen können wir die weitere Saison etwas gelassener angehen. Da ist wirklich eine gewisse Verkrampftheit gewichen.
In der Meisterschaft wird am Sonntag – wenn denn gespielt werden kann – mit dem FFC Frankfurt der Erzrivale der letzten Jahre erwartet. Was wird für Turbine gegen den Titelverteidiger möglich sein?
Darüber werden die Tagesform und die Bodenverhältnisse entscheiden. Frankfurt gehört nach wie vor zu den Mannschaften, die ganz vorn mitmischen. Aber wir hoffen, dass es ein offenes Spiel wird und beide Seiten beweisen können, dass sie zur Bundesliga-Spitze gehören.
Käme ein Spiel auf Schneeboden Turbine entgegen?
Das glaube ich nicht. Bei solchen Bodenverhältnissen sind dem Zufall Tür und Tor geöffnet, da wäre keine Mannschaft im Vorteil.
Für den FFC Frankfurt spielen mit Nadine Angerer, Ariane Hingst, Conny Pohlers, Petra Wimbersky, Karolin Thomas und Stephanie Ullrich inzwischen sechs Spielerinnen, die Sie einst bei Turbine mit ausbildeten. Sehen Sie der Partie deshalb mit besonderen Emotionen entgegen?
Nein. Für uns ist das Thema eigentlich abgehandelt. Von den sechs Spielerinnen, die uns verlassen haben, würden am Sonntag vielleicht zwei oder drei auflaufen. Turbine hat ja nicht nur in Frankfurt eine Filiale, sondern beispielsweise auch beim VfL Wolfsburg mit fünf Spielerinnen und bei Tennis Borussia Berlin. Das ist Schnee von gestern, ist Alltag geworden und darf uns nicht mehr berühren.
Die Ex-Potsdamerinnen werden aber besonders motiviert auflaufen.
Sicher. Im einstigen Heimstadion gegen seinen einstigen Verein anzutreten ist doch immer etwas Besonderes. Und natürlich werden die Spielerinnen, die gegen uns antreten, besonders angespornt sein. Überbewerten sollte man das aber nicht.
Für Ihre junge Truppe wird es auch kein Problem werden, nun plötzlich einstigen Turbine-Ikonen gegenüber zu stehen?
Ich hoffe, dass sich bei unseren jungen Spielerinnen die Unbefangenheit, die sie bisher an den Tag legen, noch etwas länger anhält. Auch gegen Frankfurt.
Könnten Sie denn am Sonntag Bestbesetzung aufbieten?
Nein. Isabel Kerschowski kann nach zweiwöchiger Erkältung noch nicht wieder spielen, sie hat erst langsam wieder mit dem Training begonnen. Monique Braun ist auch erkrankt. Alle anderen sind momentan an Deck – aber man weiß ja nie, was die Woche noch so bringt.
Das Interview führte Michael Meyer.
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