zum Hauptinhalt

INTERVIEW: „Das würde man heute nicht mehr bauen“

Frau Hänel, wie ist es um die Sicherheit an Straßenbahnhaltestellen bestellt? Ist es noch zeitgemäß, die Tram einfach auf der Straße halten zu lassen?

Stand:

Frau Hänel, wie ist es um die Sicherheit an Straßenbahnhaltestellen bestellt? Ist es noch zeitgemäß, die Tram einfach auf der Straße halten zu lassen?

Generell sind Straßenbahnhaltestellen kein Unfallschwerpunkt. Die meisten Autofahrer halten sich an die Regeln. So eine Straßenbahn ist ja auch gut zu sehen. Beim Neubau von Haltestellen vermeidet man dennoch aus Sicherheitsgründen diese Haltestellenbauart. Eine Tram einfach auf der Straße halten zu lassen – an einer ungesicherten Haltestelle – , so etwas würde man heute nicht mehr bauen.

Welche Möglichkeiten gibt es, an solchen Haltestellen auf der Fahrbahn die Sicherheit zu verbessern?

Man kann an diesen Haltestellen Ampeln nachrüsten. Das ist eine gute Variante zur Verbesserung der Sicherheit. Ampeln haben eine hohe Akzeptanz bei allen Verkehrsteilnehmern. Sie werden eher beachtet als zusätzliche Schilder. Das hängt auch damit zusammen, dass ein Rotlichtverstoß eines Autofahrers generell härter bestraft wird.

Und wie lässt sich die Sicherheit an Tramhaltestellen generell erhöhen?

Sofern die Tram keine eigene Trasse hat und auf der Straße fährt, ist die beste Lösung sicherlich die Inselhaltestelle. Allerdings muss der Platz dafür ausreichen. Sie hat den Vorteil, dass die Fahrgäste dort warten können und nicht die Fahrbahn überqueren müssen, wenn eine Bahn kommt. Um die Insel zu erreichen, muss auch nur eine Fahrtrichtung der Straße überquert werden. Für die Fußgänger ist es leichter, da sie nur in eine Richtung auf den Verkehr achten müssen. Zusätzlich kann man auch hier den Übergang durch eine Ampel sichern.

Als neueren Haltestellentyp gibt es die sogenannten Kaphaltestellen, in Potsdam wurden sie in der Berliner Straße gebaut. Wie beurteilen Sie diese Bauart?

Der große Vorteil ist hier die Barrierefreiheit. Und sie brauchen weniger Platz als eine Inselhaltestelle. Gegenüber den alterhergebrachten Haltestellen auf der Straße sind sie durch die erhöhte Fahrbahn als Hindernis für die Autofahrer leichter erkennbar. Problematisch ist, dass auch hier zum Einsteigen in die Tram die Fahrbahn überquert werden muss. Solche Haltestellen kann man zusätzlich durch eine Ampel oder einen Zebrastreifen sichern. An stark genutzten Haltestellen sind Kaps nicht gut geeignet, weil beim Aussteigen wenig Platz ist, bevor der Fahrgast auf der Straße steht.

Das Interview führte Marco Zschieck

Anja Hänel (46) ist Referentin des Verkehrsclub Deutschland. In der Berliner Bundesgeschäftstelle kümmert sie sich um das Thema Kinder im Straßenverkehr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })