
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Das zweite Sanssouci
Nach 15 Jahren ist das Marmorpalais saniert – bis auf die Außenanlagen
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Das Gold glänzt in der Sonne, der Marmor gleißt, dass die Augen wehtun. „Das zweite Sanssouci“, jubelte Hartmut Dorgerloh, „ist wieder da.“ Der Chef der Schlösserstiftung hatte gestern allen Grund zur Freude. 15 Jahre hat die Generalüberholung des Marmorpalais’ im Neuen Garten gedauert und 11,5 Millionen Euro gekostet, die letzten Gerüste fielen erst vor wenigen Tagen. Gestern wurde es offiziell übergeben.
Als „Leitbau des Klassizismus in Preußen“ sei das schmucke Schlösschen die „Antithese zu Sanssouci“, befand Dorgerloh. Wo der Alte Fritz für sein Sommerrefugium einen Weinberg wählte, ging sein Neffe Friedrich Wilhelm II. ans Wasser, an den Heiligen See. Wo Friedrich II. Sandstein nahm, griff der Nachfolger zu Marmor. Und gerade dieses Material trieb den Restauratoren die Schweißperlen auf die Stirn. „Wenn Sie privat bauen“, frotzelte Dorgerloh zu den Anwesenden, „nehmen Sie bitte keinen Marmor. Der ist nichts für unsere Breitengrade“. Die vielen launischen Preußenwinter haben den aus Schlesien stammenden Kalkstein so mürbe gemacht wie einen Butterkeks. Mit viel Aufwand wurden die Steine konserviert, da, wo es nötig war, auch ersetzt.
Kulturstaatssekretär Bernd Neumann (CDU) beschwor den „Kraftakt“, den der Bund zu bewältigen hatte, um das Sonderinvestitionsprogramm zur Rettung bedrohten Kulturerbes aufzulegen. Nötig geworden sei dies nicht zuletzt, weil zu DDR-Zeiten das Weltkulturerbe auch in Potsdam „schändlich behandelt“ worden sei. Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) hieb in die gleiche Kerbe und erinnerte an die „barbarische“ Nutzung des Schlosses als Armeemuseum. Im Jahr 20 des Mauerfalls dürfe man nicht vergessen, dass 15 Hektar des Neuen Gartens Grenzgebiet waren. Die Mauer habe eine „brutale Schneise“ durch den Park geschlagen, sagte Wanka.
Dank des Millionenpakets des Bundes können nun auch die Außenanlagen rund um des Königs Marmortraum auf Vordermann gebracht werden. 1,8 Millionen Euro stehen dafür bereit. So müssen etwa die Ufermauern und -treppen sowie die Freitreppen aus Sandstein instand gesetzt werden. Darüber hinaus will die Stiftung die Außentreppen des Schlosses, deren Ziergitter und der Fußboden unterhalb des Altans erneuern, der säulengestützten Aussichtsplattform auf der Seeseite des Schlosses. Der unterirdische Gang, der das Marmorpalais mit dem Küchengebäude verbindet, soll ebenso saniert werden wie das einer Tempelruine nachempfundene Küchengebäude selbst. Das steht 2011 auf dem Programm. Im gleichen Jahr müssen die Handwerker auch am Marmorpalais noch einmal ran. Die letzte Säule im Kolonnadengang des Südflügels macht statische Probleme, was erneut Arbeiten am Dach und am Fundament nach sich zieht. Gärtnerische Maßnahmen vervollständigen das Programm. 2013, freute sich Wanka, werde „rundherum alles perfekt sein“. Peer Straube
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