MEINE Woche: Däumelinchen
Das Licht geht an, die Musik ertönt, ich stehe alleine im Scheinwerferlicht und beginne zu tanzen. Auf einer weißen Bühne, vor einem durchsichtigen Vorhang.
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Das Licht geht an, die Musik ertönt, ich stehe alleine im Scheinwerferlicht und beginne zu tanzen. Auf einer weißen Bühne, vor einem durchsichtigen Vorhang. Es ist eine wehmütige Choreographie, sehr passend zu melancholischer Violinenmusik des russischen Komponisten Alexander Konstantinovich Glazunow. Ich krümme mich vor Schmerzen, zwar habe ich keine äußerlichen Wunden, aber innerlich zerreißt es mich vor Sehnsucht, und das ist oft weitaus schlimmer. Ich verkörpere die Rolle der Mutter aus dem Märchen Däumelinchen nach Hans- Christian Andersen, die sich zu Beginn mit aller Kraft ein Kind wünscht. Ihr Wunsch wird erhört, eine Hexe schenkt ihr ein Gerstenkorn, aus dem schließlich eine Blume mit Däumelinchen darin erwächst. Seit der Premiere am vergangenen Samstag stehe ich nun jeden Tag um zehn Uhr auf der Bühne des Hans Otto Theaters. Und das noch ein paar Mal, bis zum kommenden Dienstag. Nach zwölf Jahren Balletttanz im Ballettstudio Marita Erxleben ist es immer wieder aufs Neue ein überwältigendes Gefühl, so eine Aufführung.
Nach meinem kontinuierlichen Vormittagsprogramm war ich in den vergangenen Tagen vor allem mit zwei weiteren Dingen beschäftigt – Erdbeerverkauf in Potsdam und Wohnungssuche in der Stadt, bei der einem sofort Reeperbahn und Musical durch den Kopf schießt: Hamburg. Ich beginne dort im Oktober ein duales Studium, und setzte mich gestern spontan in den Zug, um ein paar Wohnungsangebote näher in Augenschein zu nehmen. Meine Erwartungen erfüllten sich nicht, und die Suche wird weitergehen. Aber erst einmal konzentriere ich mich auf die nächsten Ballettaufführungen, und kann jedem nur empfehlen, sich „Däumelinchen“ nicht entgehen zu lassen!
Juliane Pape aus Werder ist 19 Jahre alt und steht kurz vor Beginn ihres Studiums.
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