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Landeshauptstadt: David Fischer: Angehörige sehen Mord Mahnwache nach Schlägerei vor 100 Tagen

Innenstadt – Drei Monate ist es her, dass der Potsdamer David Fischer bei einer Massenschlägerei in der Nacht zum 17. Juni erstochen wurde.

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Innenstadt – Drei Monate ist es her, dass der Potsdamer David Fischer bei einer Massenschlägerei in der Nacht zum 17. Juni erstochen wurde. Gestern gedachten Angehörige und Freunde dem Opfer am Tatort in der Charlottenstraße, schilderten erneut ihre Version des Tatgeschehens. „Es war heimtückischer Mord“, sagte Davids Cousin Peter K.. Die beiden besuchten in der Tatnacht den Club „Quartier“ in der Charlottenstraße. Nach seinen Angaben will Peter K. dort zuerst von einer Gruppe deutsch-türkischer Jugendlicher angegriffen worden sein: Eine Version, der die Potsdamer Staatsanwaltschaft anfangs widersprochen und den später erstochenen 20-Jährigen als Auslöser des Streits bezeichnet hatte. Inzwischen geht sie davon aus, dass David den Streit nur zum Teil mitprovoziert habe. Als Beschuldigter sitzt der 18-jährige Afghane Ajmal K. in Untersuchungshaft. Gegen ihn besteht der dringende Verdacht des Totschlags. Ihn belasten Zeugenaussagen. Grit Poppe, die Tante des Opfers, bestätigte den PNN, dass Angehörige von David in einem wahrscheinlichen Prozess als Vertreter der Nebenklage die Verurteilung wegen Mordes aus Heimtücke statt wegen Totschlags fordern wollten.

Gleichzeitig kritisierten Poppe wie auch Davids Cousin Peter in ihren Reden zur Mahnwache heftig Politik und Medien – die angemeldete Veranstaltung stand unter dem Motto: „100 Tage danach – und nichts ist passiert“. Poppe zitierte aus einem Brief von ihr an Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm: Darin äußert sie ihr Erstaunen darüber, dass es im Vergleich zum Fall von Ermyas M. nicht zu einem bundesweiten Medienecho gekommen sei. Zudem habe die Politik nicht geholfen – wie noch im Fall des am Ostersonntag in Potsdam niedergeschlagenen Deutsch-Äthiopiers. Als Beispiel schilderte Poppe die erst von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs angekündigte Hilfe bei der Auflösung von David Fischers Wohnung, die so nicht erfolgt sei. Die Potsdamer Öffentlichkeit habe dem Fall kaum Beachtung geschenkt.

Die Politik würde zudem die Augen vor dem Problem gewaltbereiter organisierter türkischer Jugendgangs verschließen. „In Potsdam gibt es für solche Gruppen keinen muslimischen Streetworker, dass Problem wird nicht von der Stadt behandelt“, kritisierte Poppe. Sie forderte die generelle Ausweisung von wegen schweren Gewaltverbrechens verurteilten Ausländern aus Deutschland, Präventionsprogramme gegen Jugendgewalt und strengere Waffenkontrollen in Nachtbars.

Nicht erklären konnte Poppe, woher ein DINA4 großer Zettel kam, der während der Mahnwache an einem Schaufenster hing: Eine mit rechtsextremen Argumenten untersetzte Bewertung des Falls durch das Kameradschaftsbündnis Nationaler Widerstand Berlin-Brandenburg (NWBB). Poppe: „So etwas kommt auch durch die Untätigkeit der Politik: Will man solche Probleme den Rechten überlassen?“

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