Neues Palais in Potsdam: DDR-Gebäude sollen verschwinden
Die Universitätsgebäude westlich des Neuen Palais sollen abgerissen werden. Die Bausünden stören aus Sicht der Stadt die historischen Sichtachsen
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Sanssouci - Von baulichen Fehlentwicklungen war die Rede, und von einer erheblichen Beeinträchtigung des Weltkulturerbes. Am Dienstagabend stellte die Stadt im Bauausschuss erstmals die Pläne zur Umgestaltung des Geländes westlich vom Neuen Palais vor. Demnach sollen die Gebäude auf dem Gelände jenseits der Straße Am Neuen Palais verschwinden und damit die Sichtachse zwischen Schloss und Lindenstraße wiederhergestellt werden. Stattdessen sollen neue Gebäude in einer Linie mit den Communs entstehen – sozusagen in deren Sichtschatten – und die Lindenallee nachgepflanzt werden. Auch der hochschuleigene Sportplatz soll verschwinden.
Die Gebäude aus DDR-Zeiten stehen quer zur Hauptsichtachse, erklärte eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung den Ausschussmitgliedern. Seit 2010 werde um eine Lösung gerungen, nun gebe es einen entsprechenden Kompromissvorschlag (siehe Grafik). In die Neubauten mit einer Gesamtfläche von 26 000 Quadratmetern soll die Philosophische Fakultät der Universität einziehen.
Die unliebsamen Gebäude wurden größtenteils gebaut, als an dem Standort die Pädagogische Hochschule „Karl Liebknecht“ ansässig war. Einige sind aber auch Provisorien aus der Zeit nach 1990. Die Häuser seien „ohne Rücksicht auf die historischen Gebäude“ errichtet worden und störten „in erheblichem Umfang das Erscheinungsbild und Wirkungsfeld und die Authentizität der Unesco-Welterbestätte“, heißt es in der Vorlage der Stadt. Heute sind in den Gebäuden vor allem die Büros der Professoren untergebracht. Unter anderem sitzen dort die Institute für Slawistik, Germanistik, Mathematik oder Physik. Ebenso sitzt dort etwa das Dezernat 1, das für Planung, Statistik, Forschungsangelegenheiten und Organisation zuständig ist, die Campus-Poststelle, die Studienberatung oder der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA). Die Sprecherin der Universität Potsdam, Birgit Mangelsdorf, bezweifelte allerdings, dass alle Gebäude abgerissen werden sollen. Zudem verwies sie darauf, dass es noch gar keine konkreten Pläne gebe. „Es ist nicht so, dass morgen die Bagger anrücken.“
In der Sitzung am Dienstag trafen die Ideen bei einigen Stadtverordneten auf Skepsis. „Ich bin irritiert, ich dachte, die Universität und die Stadt haben kein Geld“, sagte etwa Linken-Stadtverordneter Ralf Jäkel. Außerdem verwundere es ihn, dass die Sportflächen verschwinden sollten, wo es doch anerkannten Mangel an Sportplätzen in Potsdam gebe.
Die Vertreterin der Stadt versuchte zu beruhigen. Selbstverständlich werde der Sportplatz an anderer Stelle ersetzt. Die Kosten trage außerdem das Land. Zur Untermalung zeigte sie ein Foto, das mit 1931 datiert war. Auf dem Bild war deutlich der Anschluss der Lindenallee an das Schloss zu erkennen. Doch auch damit ließ sich Jäkel nicht beruhigen: „Mein Ziel ist es nicht, Potsdam in den Zustand von 1931 zurückzuversetzen“, sagte er. Auch bei den Stadtverordneten anderer Fraktionen gab es noch Aufklärungsbedarf, sodass eine Entscheidung über die Pläne der Stadt verschoben wurde. Vor der Sommerpause wird die Stadtverordnetenversammlung darüber also nicht mehr entscheiden. K. Wiechers
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