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Landeshauptstadt: Debatte um den Landtagsneubau und die Bürgerbefragung

Die Stadt ist noch nicht reif!Auch eine Bürgerbefragung zum Landtagsneubau wird die Situation um die Mitte Potsdams nicht verbessern.

Stand:

Die Stadt ist noch nicht reif!

Auch eine Bürgerbefragung zum Landtagsneubau wird die Situation um die Mitte Potsdams nicht verbessern. Zahlreiche Autoren haben bereits im Vorfeld auf die Fragwürdigkeit und die fehlenden Entscheidungsgrundlagen eines solchen Verfahrens hingewiesen. Bestimmt werden nicht wenige Einwohner dieser

Befragung einmal mehr mit (begründeter)Skepsis und der für die Stadt typischen Mir-doch-egal-Mentalität begegnen. Man sollte in Potsdam endlich aufhören mit den ewigen Eiertänzen und der grenzenlosen Träumerei. Aufgabe der Politik ist es, sich an den Realitäten zu orientieren und damit klar zu sagen was man will, und wie man das gemeinsam erreichen kann. Nur einmal angenommen, man könnte Potsdam wie durch Zauberhand sein städtebauliches Herzstück 1:1 wieder zurück geben und die gähnende Leere in der Mitte gäbe es dann nicht mehr. Wäre mit der geheilten Wunde plötzlich auch die ganze Stadt mit einem Mal gesünder, oder sogar sorgenfrei? Wäre die Stimmung in der Stadt dann freundlicher und würde die Potsdamer ihr wiedererlangtes Schoss mit Stolz erfüllen? Würde dann der sogenannte Lustgarten vielleicht sogar mehr Lust auf einen Besuch machen? Und dann steht da noch die nicht unwesentliche Frage der Finanzierung eines derartigen Großprojektes. Ein altes neues Schloss nur für einen Landtag...? Wie will man das verkaufen und wer soll das bezahlen? Die Bürger doch wohl nicht. Bestimmt auch nicht Herr Jauch oder die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Potsdam hat wahrlich Grund genug, erst einmal andere Projekte anzugehen, die schon ewig über der Stadt schweben, aber einfach nicht angepackt werden. In schöner Regelmäßigkeit angefachte Diskussionen darüber sind zu wenig. Gäbe es nicht Anlass genug, endlich ein vernünftiges Bad zu bauen um sich der vergammelte Halle am Brauhausberg für immer entledigen zu können. Und was ist mit dieser scheußlichen Bibliothek, in der man immer das Gefühl hat, gleich Bekanntschaft mit der Abrissbirne zu machen. Soll das eine angemessene Bibliothek für eine Landeshauptstadt sein? Dann sollte man auch diese Bibliothek mal mit denen in Erfurt oder Dresden vergleichen.Ein Schloss wird es am Alten Markt bestimmt auch in den nächsten zehn Jahren nicht geben. Ehrgeizig sind die archäologischen Grabungen, aber die Stadt ist noch nicht reif dafür! Das müssen wir mit aller demokratischen Entschlossenheit verhindern!

Holger Grimm, Potsdam

Landtag würde zum Monolith

Bisher habe ich mich immer zurückgehalten, wenn es um den Landtagsneubau in Potsdam ging. Ich war nur immer wieder erstaunt mit welcher Leichtigkeit über die so genannte Potsdamer Mitte geredet wurde, wo unbedingt der richtige Platz für den neuen Landtag sei – und das in der Hülle eines wieder entstandenen Potsdamer Stadtschlosses auf altem angestammten Grundriss! Nun liegt vor mir die Luftbildaufnahme zur Befragung mit der Eintragung der Fläche „1“ als Standort der engeren Wahl. Ich betrachte es als Katastrophe, wenn an dieser Stelle versucht wird, das ehemalige Stadtschloss in Form und Fassade – für welchen Zweck auch immer – zu errichten und gleichzeitig von einer Aufwertung der Potsdamer Mitte zu reden. Der Lageplan lässt deutlich erkennen, dass der Schlossbau zu einem Monolithen würde – eingerahmt von Verkehrsflächen, die mit dem historischen Stadtbild wahrlich nichts zu tun haben. Für den Landtagsneubau an der Fläche Nr. 1 lehne ich den Schlossneubau kategorisch ab, weil das Schloss unvollkommen und damit für Potsdam nicht förderlich, sondern eher ein unpassender Prestigebau mit fehlendem Flair bleiben müsste! Wenn Potsdam sich nicht wegen eines GEWOLLTUNDNICHTGEKONNT vor der internationalen Fachwelt lächerlich machen will, muss der komplette Wiederaufbau des ehemaligen Stadtschlosses unterbleiben. Für die beiden anderen vorgestellten Standorte sehe ich bei Weitem nicht so extreme Probleme bei der Einordnung eines Landtagsneubaues in das Umfeld.

Ludwig Klohss, Potsdam

Schlossgegner auseinander dividiert

Die Fragen sind voll auf die Schlossbefürworter ausgerichtet. Die Schlossgegner werden in drei 3 Richtungen „geleitet“ und damit auseinander getrieben, oder feiner ausgedrückt, auseinander dividiert. Für mich ist diese Art der Befragung eine Farce, grenzt an Hinterhältigkeit mit dem Ziel, den Bau des Schlosses doch noch durchzubekommen. In einer Befragung kann es meines Erachtens nur zwei Fragen geben: Bin ich für den Bau des Schlosses oder bin ich dagegen? Ich bin gegen den „Neu“bau des Schlosses, es wird sowieso ein Abklatsch, nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich bin dagegen, weil ich gegen Geldverschwendung bin und gegen die Veränderung und Einengung der Straßenführungen am Alten Markt. Das Verkehrschaos ist damit vorprogrammiert. Die Begründung, man will die „Historische Mitte“ wieder haben ist für mich Augenauswischerei. Diese historische Mitte ist mit dem anglo-amerikanischen Bombenangriff unwiederbringlich verloren. Sie bestand nicht nur aus diesen beiden Bauten, sondern aus vielen weiteren Gebäuden und verwinkelten Straßen.

Christa Klose, Potsdam

Ein Bürokomplex

Die Machbarkeitsstudie zum Landtag lässt keinen Zweifel: Für den Standort Stadtschloss sind in den beiden Seitenflügeln die Büroeinheiten in fünf Geschossen angedacht. Sie charakterisieren damit die Architektur des Landtagsneubaus als Bürokomplex. Laut Landtagspräsident Fritsch obliegt dem Bauherrn die Entscheidung unabhängig von der Bürgerbefragung. Sind Änderungen über das Planungsrecht oder Architekturwettbewerbe noch zu erwarten? Kaum möglich! Das Schlossgrundstück sollte für eine wirkliche Belebung der Mitte bebaut werden, zum Beispiel Bibliothek Kultur, Präsentation von Forschungsergebnissen Potsdamer Institute etc.

G. und H. Görl, Architekten, Potsdam

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