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Landeshauptstadt: Debatte um Hilfen

Stadt: Steigende Zahl seelisch behinderter Kinder

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Es geht um Kritik an der Arbeit der Stadtverwaltung in einem sensiblen Bereich: Den Umgang mit Hilfe-Leistungen für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche. Weil 2009 die Zuständigkeit in solchen Fällen vom Jugendamt zum Sozialamt gewechselt sei, habe sich für betroffene Eltern und ihre Kinder ein „Bruch“ ergeben. Das sagte Jörg Kwapis vom Potsdamer Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss.

Kwapis erhob mehrere Vorwürfe: So gebe es gesetzlich vorgeschriebene Hilfeplan-Gespräche nicht mehr in der nötigen Qualität. Für Einrichtungen wie sein Zentrum oder andere Hilfe-Stätten für Betroffene – etwa bei Legasthenie – habe es dieses Jahr nicht die nötigen Leistungsvereinbarungen gegeben. „Problematisch“ sei es, dass mit der neuen Behörde auch „fachlich“ nicht genügend diskutiert werden könne. Überdies seien für Betroffene alle gewährten Eingliederungshilfen – etwa bei Autismus – nur bis 31. Dezember befristet. Auch hier müsse es „mehr Kontinuität“ geben, forderte Kwapis.

Sozialdezernentin Elona Müller (parteilos) verfolgte die Ausführungen von Kwapis mit Kopfschütteln. Jedoch räumte sie ein, die Verwaltung müsse an der Qualität der Hilfe-Gespräche arbeiten. Müllers zuständige Verwalterin Angelika Ehebrecht bestätigte zudem, dass es mit den Hilfeeinrichtungen einen „Streit um Kostensätze“ gebe: „Wir bedauern das sehr.“

Zudem konstatiert die Verwaltung seit Anfang 2008 einen rasanten Anstieg der Fallzahlen bei für die Stadt kostenpflichtigen ambulanten Hilfen für seelisch behinderte Jugendliche – speziell auch seit dem Wechsel der Zuständigkeit ins Sozialamt. Im Januar 2008 gab es noch 43 Fälle, ein Jahr später lag die Zahl bei 95, im Mai dieses Jahres waren es schon 197. Fast drei Viertel aller Fälle betreffen chronische Lese- oder Rechenschwäche. Bei der Suche nach den Gründen für den Anstieg schossen sich die Stadtverordneten im Ausschuss zusammen mit den Verwaltungsmitarbeitern auf den Schulbereich ein. Für Jugendliche mit besonderen Lerndefiziten gebe es an Schulen kaum Fördermöglichkeiten, sagte Ehebrecht. Deswegen würden Eltern sich immer öfter Hilfen bei Sozialträgern holen, hieß es. Mit diesem Problem, sagte Dezernentin Müller, habe man sich bereits schriftlich an Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) gewandt.H. Kramer

H. Kramer

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