Landeshauptstadt: Debatte um Jugendstudie
Ergebnisse der ersten Umfrage unter Potsdams Jugendlichen entfachen kontroverse Diskussion
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Der Kampf um die Deutungshoheit über die am Dienstag vorgestellte erste Umfrage unter Potsdams Jugendlichen hat begonnen. Gestern gab es viel Kritik an der Methodik der repräsentativen Studie, bei der 1000 Potsdamer im Alter von 14 bis 27 Jahren telefonisch zu ihrem Freizeitverhalten befragt wurden. Unter anderem hatte eine knappe Mehrheit festgestellt, dass sie in der Stadt Sport- und andere Freizeitangebote vermissen. 28 Prozent sagten aber auch, dass ihnen nichts fehlt.
Generelle Kritik kam von der Wählergruppe Die Andere. Ihr OB-Kandidat Benjamin Bauer sagte, es sei prinzipiell sinnvoll mittels einer Umfrage zu ermitteln, wie Jugendliche die Angebote in Potsdam beurteilen und nutzen und welche Wünsche extra bestehen. Doch dafür liefere die Umfrage keine brauchbaren Auskünfte, so Bauer. „Dies liegt vor allem an oberflächlichen Fragestellungen.“
Einzelne Beispiele für aus seiner Sicht bestehende Schwächen nannte Stadtjugendring-Chef Dirk Harder. So sei es für ihn unverständlich, warum beispielsweise die „Biosphäre“ oder das „Jazzfestival“ als Jugendangebote abgefragt worden seien, andere Einrichtungen wie Kinos aber nicht. Zudem sei nach Bekanntheit gefragt worden, nicht aber nach der tatsächlichen Häufigkeit der Nutzung bestimmter Einrichtungen. Das dies nicht gefragt wurde, nannte auch Bauer „bedauerlich“. Zudem wäre es sinnvoll gewesen, jugendpolitische Gremien in die Erarbeitung der Fragen einzubeziehen.
Moderater äußerte sich Hans-Jürgen Scharfenberg, Oberbürgermeisterkandidat der Linken. Die erstmalige Befragung sei wichtig, man trete in den Kontakt mit Jugendlichen. Doch sollte die nächste Umfrage gründlicher vorbereitet werden, kritisierte Scharfenberg. Von daher dürfe die Analyse „nicht überbewertet“ werden.
Dagegen forderten die Jungen Liberalen (Julis) gestern bereits Konsequenzen aus der Studie zu ziehen. Der viel beschworene Mangel an Jugendkultur-Angeboten sei „ein Märchen“, so Julis-Chef Lucas Oldag. Er verwies zudem darauf, dass der Spartacus-Verein, der in das im Bau befindliche „Freiland“-Jugendzentrum ziehen soll, mit an letzter Stelle stünde, wenn es um Einrichtungen gehe, die Jugendliche empfehlen würden. Die Politik sei im Falle „Freiland“ denen gefolgt, die am Lautesten geschrien haben. Dirk Harder als wahrscheinlicher „Freiland“-Betreiber wies das zurück: „Der Bedarf ist da.“ HK
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