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Sport: Deckname in Potsdam: „Frank-Peter“

Florett-Bundestrainer Ingo Weißenborn war IM

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Den einstigen Potsdamer Fechter und jetzigen Florett-Bundestrainer Ingo Weißenborn holt seine DDR-Vergangenheit ein. Der ehemalige Weltmeister und Mannschafts-Olympiasieger 1992 war von 1988 an zeitweise Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit. Weißenborn verpflichtete sich am 24. März 1988 in einer handschriftlichen Erklärung. In dem halbseitigen Schreiben gab sich der damals 24-Jährige selbst den Decknamen „Frank-Peter“. Weißenborn, der von sich aus auf die Peking- Spiele verzichtet hatte, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Ich habe versucht, die Sache wirklich so zu gestalten, dass keiner zu Schaden kommt.“ Der 44-Jährige will seinen Bundestrainer-Posten nach vier Jahren aufgeben. „Eigentlich wollte ich das nur ein Jahr machen.“

Der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) und Weißenborns Arbeitgeber, das Tauberbischofsheimer Fechtzentrum, messen dem Vorgang kein allzu großes Gewicht bei. „Nach der Aktenlage stellt sich das für mich als ein leichter Fall dar“, sagte DFeB-Präsident und Rechtsanwalt Gordon Rapp. Weißenborn hatte den DFeB im Frühjahr über seine Vergangenheit informiert, als er im Zuge der Olympia-Nominierung ein Schriftstück unterschreiben sollte, das Stasi-Kontakte ausschloss. Weißenborn betonte, die Zusammenarbeit sei nicht freiwillig erfolgt, obwohl er das in der handschriftlichen Verpflichtungserklärung 1988 erklärt hatte. „Erst hat man mich versucht zu werben. Als ich dann nicht reagiert habe, hat man mir zu verstehen gegeben, dass falls ich nicht mit denen zusammenarbeite, mit dem Fechtsport und einer Olympia-Teilnahme Schluss wäre“, sagte er. „Aus damaliger Sicht war es kaum möglich, sich irgendwie anders zu verhalten.“

Ziel der Werbung Weißenborns war den Akten zufolge vor allem die Kontrolle seiner Sportkameraden beim Armeesportklub Vorwärts Potsdam. Er sollte „politische-ideologische Grundhaltungen“ einschätzen und der Stasi melden. Was und wie viel „Frank-Peter“ an den Spitzelapparat lieferte, ist allerdings nicht klar. Bereits am 17. November 1989 ließ das MfS von ihm gelieferte Berichte vernichten.

Nach Aktenlage war die Stasi nicht besonders zufrieden mit der Arbeit Weißenborns. „Man hat versucht, mich über die Sportler auszufragen beziehungsweise über die Freundinnen der Sportler“, sagte er. In einer Einschätzung der Wirksamkeit des Reisekader-IM „Frank-Peter“ vom 5. Mai 1989 heißt es: „...so dass bisher noch keine effektive Zusammenarbeit ... erreicht werden konnte und im weiteren noch eine intensive Erziehungsarbeit mit dem IMS (Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung, d.R.) erfolgen muss, um ihn zu kontinuierlicher Zusammenarbeit zu führen.“ Nachdem 1988 eine Verletzung Weißenborn die Olympia-Teilnahme kostete, habe 1989 das intensive Training eine Zusammenarbeit verhindert, geht aus den Vermerken des Führungsoffiziers hervor. Gespräche zwischen der Stasi und Weißenborn gab es seit September 1985. Zunächst sollte dabei vor allem seine Zuverlässigkeit und DDR-Treue überprüft werden, nachdem seine Tante von einer Reise in die Bundesrepublik nicht zurückgekehrt war. dpa

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