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Landeshauptstadt: „Deine Traum-Bibliothek!“

Jugendliche erarbeiten Konzept für die coolste Bibliothek / Geringe Teilnahme bei erstem Workshop

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In Zeiten von Internet, Handy und Fernsehen, von bunten Bildern und schriller Unterhaltung ist es gar nicht so leicht, Jugendliche von einem sehr altertümlich wirkenden Medium der Informationsvermittlung zu begeistern. Es flimmert nicht, es bewegt sich nicht, es macht keine Töne und es hat keinen Schalter, um es an- und auszuschalten. Die Rede ist vom guten, alten Buch. Doch wie kann dieses Relikt anscheinend längst vergangener Tage den jungen Menschen wieder attraktiv gemacht werden? Und was muss eine Bibliothek bieten, damit sie ein Treffpunkt auch für Teenager wird, und nicht nur für Studenten und Professoren?

Diese Fragen stellten sich am Samstag in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam die jungen Besuchern. Wenn die Bibliothek Ende 2012 wieder zurück in ihr neu saniertes und umgebautes Hauptgebäude am Platz der Einheit zieht und das provisorische Quartier in der Fachhochschule verlässt, dann soll sie ein „Leseparadies für Kinder“ sein, so der Leiter der Kinder- und Jugendbibliothek Ronald Gohr. Um das zu realisieren, lud die Bibliothek nun die jungen Leser dazu ein, an einem ersten Workshop teilzunehmen. In ihm sollten die Jugendlichen aufzeigen, was ihnen an der alten Bibliothek nicht gefallen hat und was in der nun geplanten Jugendbibliothek verändert werden soll. Eine Chill-Ecke, ganz viele Sitzplätze, ein Bereich, in dem Filme geschaut werden können – es gab viele Wünsche. Der ausgefallenste aber war sicherlich der nach einem schalldichten Proberaum, in dem Gitarre gespielt werden kann. „Sicherlich können nicht alle Träume erfüllt werden“, erzählt Manuela Neels vom Kinder- und Jugendbüro des Stadtjugendringes Potsdam e.V., die jene Planungen mit organisiert und die Jugendlichen bei dem Entwicklungsprozess der Jugendbliothek begleitet. „Doch uns ist es wichtig, dass sie voll in diesen Prozess mit einbezogen werden“, so Neels weiter. „Es ist schließlich ihre Bibliothek und sie sollen auch ein demokratisches Mitspracherecht haben.“

Wie schwierig es aber ist, junge Menschen von ihrem Mitspracherecht beim Konzept „Deine Traum-Bibliothek!“ zu überzeugen, zeigt sich an den wenigen, die sich bereit erklärt haben, bei dem Workshop am Wochenende teilzunehmen. Gerade einmal neun Mädchen und ein Junge überlegten sich, welche Farbe die Bücherregale haben sollen, wo Räume abgetrennt werden müssen und wo genau die Musikstation mit den Kopfhörern stehen soll. „Es ist eben schwierig, das Interesse von jungen Menschen für eine Bibliothek zu gewinnen. Wir haben viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben, Flyer gedruckt und Schulen informiert. Doch das Thema wirkt eben etwas staubig“, erklärt Katja Altenburg, die ebenfalls für das Kinder- und Jugendbüro arbeitet. „Wir versuchen aber nun, das ganze so interessant wie möglich zu gestalten.“

Als nächstes soll mit dem Architekten Reiner Becker geplant werden, ob und inwiefern die Wünsche und Vorstellungen auch umsetzbar sind. „Bei dem nächsten Workshop wird er dann auch mit teilnehmen und mit den Jugendlichen genau alles absprechen“, erzählt Ronald Gohr. Dann, so hofft der 51-Jährige, nehmen auch mehr Mädchen und Jungs teil. „Wenn ihnen der heutige Workshop gefallen hat, dann nehmen sie beim zweiten Mal hoffentlich ein paar Freunde mit.“ Daher wurde die kreative Arbeit am Ende auch fürstlich belohnt: Mit einer großen Pizza für jeden. Martin Gätke

Martin Gätke

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