Landeshauptstadt: Dem Kulturmarketing geht es schlecht
Betteln im Finanzausschuss, Kritik im Kulturausschuss
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Das Konzept zur „Implementierung von Kulturmarketing“ konnte den Finanzausschuss nicht überzeugen. Und auch die Forderung des Fachbereichs „Kultur und Mussen“ nach zusätzlichen 150 000 Euro für das Zentrum für Kunst und Soziokultur (ZKS) in der Schiffbauergasse konnten die Stadtverordneten am Mittwochabend nicht nachvollziehen. Zu viele ihrer Fragen an Potsdams Marketing-Chefin Sigrid Sommer und die Fachbereichs-Leiterin Birgit-Katharine Seemann blieben offen. Etwa, was mit den 150 000 Euro mehr erreicht werden soll.
Allerdings genügten mit den für 2007 eingeplanten 90 000 Euro weder die finanziellen noch die personellen Ressourcen im Kulturmarketing, betonte Sommer. Ohne zusätzliches Geld seien keine größeren Marketing-Aktionen möglich. 150 000 Euro seien da bereits „Low-Budget“ , sagte Seemann – also lediglich der Mindestbedarf. Allein eine größere Anzeige koste „schnell mal 15 000 Euro“. SPD–Fraktionschef Mike Schubert forderte Seemann auf, zu erklären „welche konkreten Marketingmaßnahmen“ angedacht seien. Dazu waren weder Seemann noch Sommer in der Lage.
Es gebe aber eine Liste, auf der alle Maßnahmen samt der geschätzten Kosten aufgegliedert sind. Diese soll den Stadtverordneten nun nachgereicht werden. Einer der größeren Posten werde allerdings die regelmäßige Aktualisierung des Veranstaltungskalenders auf dem kommunalen Internetportal. Sommer rechnet mit rund 60 000 Euro. Derzeit sei dies nicht möglich, es fehlten dafür etwa die notwendigen Software-Lizenzen, die rund 10 000 Euro kosten würden. Selbst in der „Imagebroschüre Kulturreisen im Land Brandenburg“ für die Jahre 2007 und 2008 wird Potsdam nicht für den Standort Schiffbauergasse werben können, weil kein Geld dafür bis zum Anzeigenschluss zur Verfügung steht.
CDU-Stadtverordneter Götz-Thorsten Friederich, der auch Chef des Marketingclub Potsdams ist, riet Seemann und Sommer, „an dem Konzept zu feilen“ bis die Abgeordneten im Oktober darüber abstimmen. Marketing heiße nicht, „Geld in die Hand nehmen und Werbung zu machen“. Für ein vernünftiges Marketing, müsse die Stadt erst einmal eine „Identität entwickeln“, die Potentiale definieren und sich dazu bekennen. Sigmar Krause von der Linkspartei.PDS äußerte sich ebenfalls kritisch. Ihn erinnere das Konzept „an die bisherigen Konzepte, die auch alle nicht funktioniert haben“, sagte er mit Hinblick auf die gerade gescheiterte Wissenschaftsstadt-Bewerbung. Bündnis 90/ Die Grünenstadtverordneter Peter Schüler hörte aus dem Kulturmarketing-Konzept vor allem „erstmal den Ruf: Wir brauchen Geld!“ heraus.
Auch im Kulturausschuss am Donnerstag stand das Thema Kultur- und Standortmarketing für die Schiffbauergasse auf der Tagesordnung. Michael Wegener, Geschäftsführer des Waschhauses, wies auf die unhaltbaren Zustände auf dem Gelände hin, wie fehlende Parkplätze, fehlende Beleuchtung und fehlende Sicherheitsdienste. Auch den Personalmangel im Büro des Beauftragten für das ZKS, das zurzeit nur mit einer Stelle besetzt ist, kritisierte Wegener just/D.B.
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