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Links und rechts der Langen Brücke: Dem Ruf treu geblieben

Michael Erbach ist überzeugt davon, dass die Satzung für die Stiftung Garnisonkirche die Potsdamer überzeugen wird

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Dass vor drei Jahren der „Ruf aus Potsdam“ als Signal für den Wiederaufbau der Garnisonkirche verabschiedet wurde, war keine Selbstverständlichkeit. Zehn Jahre rang die evangelische Kirche Potsdam mit sich, ehe sich der Kirchenkreis dazu bekannte, dass das berühmte barocke Gotteshaus wiederaufgebaut werden soll. Und auch in der Politik gab es Vorbehalte. Am größten war bei allen die Sorge, die Garnisonkirche könnte zu einem Wallfahrtsort für rechtsgerichtete Kreise werden. Immerhin wurde am 21. März 1933 mit dem Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler in der Kirche der Schulterschluss zwischen altem Preußentum und den an die Macht gekommenen Nationalsozialisten vollzogen – ein inszenierter symbolischer Akt, der Hitlers Herrschaft zementieren half. Doch trotz dieser Bedenken gab es eine große Mehrheit in der Stadt, die den Wiederaufbau wollte – weil es ein überzeugendes Nutzungskonzept gab, das jeder Preußen- und Hitlertümelei den Riegel vorschieben würde. Kernpunkt war Friedens- und Versöhnungsarbeit und die Widerspiegelung der Geschichte des Hauses. Die Vorschläge gipfelten in der Einrichtung eines Internationalen Versöhnungszentrums und optischen Brüchen in der Architektur. In den vergangenen Monaten wuchs jedoch die Sorge, dass sich die Stiftungsgründer vom Grundgedanken des Nutzungskonzepts entfernen würden. Von einem Teil der damals geäußerten Ideen ist nämlich nicht mehr die Rede, insbesondere von dem Internationalen Versöhnungszentrum. Doch jetzt wurden Einzelheiten aus dem Entwurf der Stiftungssatzung bekannt, die nur den einen Schluss zulassen: Die vor der Gründung stehende Stiftung Garnisonkirche fühlt sich dem „Ruf aus Potsdam“ und den Grundgedanken des Nutzungskonzepts verpflichtet. Friedens- und Versöhnungsarbeit sollen im Mittelpunkt stehen, die wechselvolle Geschichte der Kirche dargestellt werden. Stadtkirchenarbeit, zu der auch die Einmischung und Stellungnahme zu Gegenwartsfragen gehört, soll durchgeführt und gefördert werden. Festgeschrieben ist die Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Kultur und anderen Kirchen, zum Beispiel der Internationalen Nagelkreuzgemeinde, die weltweit Versöhnungsarbeit leistet. So ist auch vorgesehen, sowohl einen Militärforscher wie auch einen Friedensforscher in das Kuratorium der Stiftung aufzunehmen. Das klingt konsequent, dürfte alle Zweifler überzeugen. Letztendlich ist dieses Konzept aber auch die einzige Legitimation für den Wiederaufbau der Kriegsruine, die 1968 in einem Willkürakt auf Geheiß der SED gesprengt wurde.

Michael Erbach

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